Es sey GOTT selbst, im Schooß vou seiner Ewigkeit, Die ewige selbständ'ge Wahrheit.
Aus diesem Göttlichen und ew'gen Grunde Kam alles, und entstunde, Kömmt alles, und entsteht. Mein Wesen ist ein Geist. Ein Geist der's Vorzugs-Recht der Unvergänglichkeit Besitzet und geneusst. An Jhm und seiner Krafft Beschaffenheit Ereignet sich der mindste Zweifel nicht: Vielmehr betrifft der Zweifel bloß allein Die Vorwürff', welche leiblich seyn. Jch dencke; Darum muß die Seele, daß sie sey, Unwidersprechlich wissen. Allein indem ich weiß; ich bin; werd' ich dabey An Dingen, die so vielerley, Ob sie auch das sind, was sie scheinen; zweiflen müssen. Ob die mit Glanz erfüllte Pracht, Die Tag und Himmel helle macht, Ob so viel Cörper, die entstehn und sich verlieren, Mit einer Würcklichkeit mir meine Sinne rühren.
Die Seele könnte ja durch sie betrogen seyn. Die Träume geben uns ja völligen Bericht, Daß bloß ein Nichts dem Geist und dem Gesicht Verschiedne Dinge zeigt, die wir, durch falschen Schein Verführet und getäuscht, nicht anders spüren, Als ob sie äusserlich die Sinnen würcklich rühren.
Ja
D 5
Von GOTT.
Es ſey GOTT ſelbſt, im Schooß vou ſeiner Ewigkeit, Die ewige ſelbſtaͤnd’ge Wahrheit.
Aus dieſem Goͤttlichen und ew’gen Grunde Kam alles, und entſtunde, Koͤmmt alles, und entſteht. Mein Weſen iſt ein Geiſt. Ein Geiſt der’s Vorzugs-Recht der Unvergaͤnglichkeit Beſitzet und geneuſſt. An Jhm und ſeiner Krafft Beſchaffenheit Ereignet ſich der mindſte Zweifel nicht: Vielmehr betrifft der Zweifel bloß allein Die Vorwuͤrff’, welche leiblich ſeyn. Jch dencke; Darum muß die Seele, daß ſie ſey, Unwiderſprechlich wiſſen. Allein indem ich weiß; ich bin; werd’ ich dabey An Dingen, die ſo vielerley, Ob ſie auch das ſind, was ſie ſcheinen; zweiflen muͤſſen. Ob die mit Glanz erfuͤllte Pracht, Die Tag und Himmel helle macht, Ob ſo viel Coͤrper, die entſtehn und ſich verlieren, Mit einer Wuͤrcklichkeit mir meine Sinne ruͤhren.
Die Seele koͤnnte ja durch ſie betrogen ſeyn. Die Traͤume geben uns ja voͤlligen Bericht, Daß bloß ein Nichts dem Geiſt und dem Geſicht Verſchiedne Dinge zeigt, die wir, durch falſchen Schein Verfuͤhret und getaͤuſcht, nicht anders ſpuͤren, Als ob ſie aͤuſſerlich die Sinnen wuͤrcklich ruͤhren.
Ja
D 5
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[57/0087]
Von GOTT.
Es ſey GOTT ſelbſt, im Schooß vou ſeiner Ewigkeit,
Die ewige ſelbſtaͤnd’ge Wahrheit.
Aus dieſem Goͤttlichen und ew’gen Grunde
Kam alles, und entſtunde,
Koͤmmt alles, und entſteht. Mein Weſen iſt ein Geiſt.
Ein Geiſt der’s Vorzugs-Recht der Unvergaͤnglichkeit
Beſitzet und geneuſſt.
An Jhm und ſeiner Krafft Beſchaffenheit
Ereignet ſich der mindſte Zweifel nicht:
Vielmehr betrifft der Zweifel bloß allein
Die Vorwuͤrff’, welche leiblich ſeyn.
Jch dencke; Darum muß die Seele, daß ſie ſey,
Unwiderſprechlich wiſſen.
Allein indem ich weiß; ich bin; werd’ ich dabey
An Dingen, die ſo vielerley,
Ob ſie auch das ſind, was ſie ſcheinen; zweiflen muͤſſen.
Ob die mit Glanz erfuͤllte Pracht,
Die Tag und Himmel helle macht,
Ob ſo viel Coͤrper, die entſtehn und ſich verlieren,
Mit einer Wuͤrcklichkeit mir meine Sinne ruͤhren.
Die Seele koͤnnte ja durch ſie betrogen ſeyn.
Die Traͤume geben uns ja voͤlligen Bericht,
Daß bloß ein Nichts dem Geiſt und dem Geſicht
Verſchiedne Dinge zeigt, die wir, durch falſchen Schein
Verfuͤhret und getaͤuſcht, nicht anders ſpuͤren,
Als ob ſie aͤuſſerlich die Sinnen wuͤrcklich ruͤhren.
Ja
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/87>, abgerufen am 27.07.2024.
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