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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Von GOTT.
Wer hätt' in uns von JHM ein Denck-Mahl stifften
Und woher hat es kommen können?
Hätt ER in unsern Geist, der von so engen Schrancken,
Vom Unermäßlichen,
Unendlichen, Vollkommenen,
Nicht selbst geleget die Gedancken,
Worauf ein Mensch sonst nimmermehr gedacht.
Denn es sey fern, zu dencken, daß die Pracht
Des Allerherrlichsten, indem es uns sich zeiget
Als wie gefügt, geschmückt, vereinet und vermehrt,
Von dem, was lange nicht zu solcher Höhe steiget,
Dadurch abhängig sey gemacht.
Last uns im Gegentheil ganz fest versichert gläuben,
Es habe die Jdee der Vollenkommenheit
Die allerwahrste Würcklichkeit,
Wovon der mindern nur umschränckte Züge bleiben.
Dieweil der Mensch nur elend ist und thörlich,
Macht er ja keinen GOTT Allmächtig, Unaufhörlich,
Die Züge, so von JHM in unsern Seelen stehn,
Die haben wir nicht anders anzusehn
Als eine wesentliche Wahrheit.
Daß unser Geist sein' eigne Schwachheit kennt,
Und sich nicht frey vom Jrrthum nennt;
Kommt bloß daher,
Daß er in GOTT erkennt der ew'gen Weißheit Meer;
Woraus die würckliche Jdee
Jn ihn gegossen war. Nach diesem Muster seh
Jch meine grob' umschränckt' und schwächliche Natur.
Bey der Vollkommenheit kennt man die Mängel nur.
Wofern kein würcklichs Gut; wär dessen Mangel nimmer.
Es giebt sonst keine Finsternissen,
Als wenn wir nichts von Lichtes Schimmer
Und seinen hellen Strahlen wissen.
Man
D 3
Von GOTT.
Wer haͤtt’ in uns von JHM ein Denck-Mahl ſtifften
Und woher hat es kommen koͤnnen?
Haͤtt ER in unſern Geiſt, der von ſo engen Schrancken,
Vom Unermaͤßlichen,
Unendlichen, Vollkommenen,
Nicht ſelbſt geleget die Gedancken,
Worauf ein Menſch ſonſt nimmermehr gedacht.
Denn es ſey fern, zu dencken, daß die Pracht
Des Allerherrlichſten, indem es uns ſich zeiget
Als wie gefuͤgt, geſchmuͤckt, vereinet und vermehrt,
Von dem, was lange nicht zu ſolcher Hoͤhe ſteiget,
Dadurch abhaͤngig ſey gemacht.
Laſt uns im Gegentheil ganz feſt verſichert glaͤuben,
Es habe die Jdee der Vollenkommenheit
Die allerwahrſte Wuͤrcklichkeit,
Wovon der mindern nur umſchraͤnckte Zuͤge bleiben.
Dieweil der Menſch nur elend iſt und thoͤrlich,
Macht er ja keinen GOTT Allmaͤchtig, Unaufhoͤrlich,
Die Zuͤge, ſo von JHM in unſern Seelen ſtehn,
Die haben wir nicht anders anzuſehn
Als eine weſentliche Wahrheit.
Daß unſer Geiſt ſein’ eigne Schwachheit kennt,
Und ſich nicht frey vom Jrrthum nennt;
Kommt bloß daher,
Daß er in GOTT erkennt der ew’gen Weißheit Meer;
Woraus die wuͤrckliche Jdee
Jn ihn gegoſſen war. Nach dieſem Muſter ſeh
Jch meine grob’ umſchraͤnckt’ und ſchwaͤchliche Natur.
Bey der Vollkommenheit kennt man die Maͤngel nur.
Wofern kein wuͤrcklichs Gut; waͤr deſſen Mangel nimmer.
Es giebt ſonſt keine Finſterniſſen,
Als wenn wir nichts von Lichtes Schimmer
Und ſeinen hellen Strahlen wiſſen.
Man
D 3
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[53/0083] Von GOTT. Wer haͤtt’ in uns von JHM ein Denck-Mahl ſtifften Und woher hat es kommen koͤnnen? Haͤtt ER in unſern Geiſt, der von ſo engen Schrancken, Vom Unermaͤßlichen, Unendlichen, Vollkommenen, Nicht ſelbſt geleget die Gedancken, Worauf ein Menſch ſonſt nimmermehr gedacht. Denn es ſey fern, zu dencken, daß die Pracht Des Allerherrlichſten, indem es uns ſich zeiget Als wie gefuͤgt, geſchmuͤckt, vereinet und vermehrt, Von dem, was lange nicht zu ſolcher Hoͤhe ſteiget, Dadurch abhaͤngig ſey gemacht. Laſt uns im Gegentheil ganz feſt verſichert glaͤuben, Es habe die Jdee der Vollenkommenheit Die allerwahrſte Wuͤrcklichkeit, Wovon der mindern nur umſchraͤnckte Zuͤge bleiben. Dieweil der Menſch nur elend iſt und thoͤrlich, Macht er ja keinen GOTT Allmaͤchtig, Unaufhoͤrlich, Die Zuͤge, ſo von JHM in unſern Seelen ſtehn, Die haben wir nicht anders anzuſehn Als eine weſentliche Wahrheit. Daß unſer Geiſt ſein’ eigne Schwachheit kennt, Und ſich nicht frey vom Jrrthum nennt; Kommt bloß daher, Daß er in GOTT erkennt der ew’gen Weißheit Meer; Woraus die wuͤrckliche Jdee Jn ihn gegoſſen war. Nach dieſem Muſter ſeh Jch meine grob’ umſchraͤnckt’ und ſchwaͤchliche Natur. Bey der Vollkommenheit kennt man die Maͤngel nur. Wofern kein wuͤrcklichs Gut; waͤr deſſen Mangel nimmer. Es giebt ſonſt keine Finſterniſſen, Als wenn wir nichts von Lichtes Schimmer Und ſeinen hellen Strahlen wiſſen. Man D 3

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/83>, abgerufen am 23.11.2024.