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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Aus kalter Schläfrigkeit, fast unempfindlich seyn;
Daß sie, von allen Schöpffungs-Wercken,
So viel als nichts, bemercken;
Und daß der Seelen Krafft,
Allein auf Ehr, und Lust, und Geld erpicht,
Von einer solchen Eigenschafft,
Als welche bloß zu Ehr' und Reichthum führet,
Fast das geringste nicht
Verlangt, empfindet, spüret;
So folgt von selbst, daß sie von solchen Sachen,
Von aller Freud und Lust, die aus so hohen Dingen,
Und ihrer Wissenschafft Vermehrungen entspringen;
Sich keinen würdigen Begriff und Eindruck machen.
Allein, ein weiser Mann,
Der mit nie müden Fleiß sich lange Zeit beflissen,
Ein ihm verborgenes Geheimniß recht zu wissen,
Und es zuletzt ergründet; der nur kann
Sich ein etwannigs Bild von jenen Freuden-Quellen,
So weit zu dencken ihm erlaubt, vor Augen stellen,
Die dort der Seel'gen Seelen-Heer,
Aus einer Anmuths-See, aus einem Freuden-Meere,
Wenn sie die Wunder-Werck des Schöpffers überdencken,
Jn stets vermehrter Lust und Anmuth, werden träncken.
Es weiß allhier die Seele nicht,
Auf welche Weise sie sich in den Cörper flicht,
Auf welche Weise sie mit ihm verbunden,
Sie weiß nicht, wie sie ihm Gestalt und Wachsthum gebe,
Sie weiß nicht, wie sie ihn belebe.
Es ist ihr unbekannt, sie kanns hier nicht ergründen,
Mit was vor Art dem Cörper das Empfinden,
Und die Geschicklichkeit sich zu bewegen,
Sie
Aus kalter Schlaͤfrigkeit, faſt unempfindlich ſeyn;
Daß ſie, von allen Schoͤpffungs-Wercken,
So viel als nichts, bemercken;
Und daß der Seelen Krafft,
Allein auf Ehr, und Luſt, und Geld erpicht,
Von einer ſolchen Eigenſchafft,
Als welche bloß zu Ehr’ und Reichthum fuͤhret,
Faſt das geringſte nicht
Verlangt, empfindet, ſpuͤret;
So folgt von ſelbſt, daß ſie von ſolchen Sachen,
Von aller Freud und Luſt, die aus ſo hohen Dingen,
Und ihrer Wiſſenſchafft Vermehrungen entſpringen;
Sich keinen wuͤrdigen Begriff und Eindruck machen.
Allein, ein weiſer Mann,
Der mit nie muͤden Fleiß ſich lange Zeit befliſſen,
Ein ihm verborgenes Geheimniß recht zu wiſſen,
Und es zuletzt ergruͤndet; der nur kann
Sich ein etwannigs Bild von jenen Freuden-Quellen,
So weit zu dencken ihm erlaubt, vor Augen ſtellen,
Die dort der Seel’gen Seelen-Heer,
Aus einer Anmuths-See, aus einem Freuden-Meere,
Wenn ſie die Wunder-Werck des Schoͤpffers uͤberdencken,
Jn ſtets vermehrter Luſt und Anmuth, werden traͤncken.
Es weiß allhier die Seele nicht,
Auf welche Weiſe ſie ſich in den Coͤrper flicht,
Auf welche Weiſe ſie mit ihm verbunden,
Sie weiß nicht, wie ſie ihm Geſtalt und Wachsthum gebe,
Sie weiß nicht, wie ſie ihn belebe.
Es iſt ihr unbekannt, ſie kanns hier nicht ergruͤnden,
Mit was vor Art dem Coͤrper das Empfinden,
Und die Geſchicklichkeit ſich zu bewegen,
Sie
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[654/0684] Aus kalter Schlaͤfrigkeit, faſt unempfindlich ſeyn; Daß ſie, von allen Schoͤpffungs-Wercken, So viel als nichts, bemercken; Und daß der Seelen Krafft, Allein auf Ehr, und Luſt, und Geld erpicht, Von einer ſolchen Eigenſchafft, Als welche bloß zu Ehr’ und Reichthum fuͤhret, Faſt das geringſte nicht Verlangt, empfindet, ſpuͤret; So folgt von ſelbſt, daß ſie von ſolchen Sachen, Von aller Freud und Luſt, die aus ſo hohen Dingen, Und ihrer Wiſſenſchafft Vermehrungen entſpringen; Sich keinen wuͤrdigen Begriff und Eindruck machen. Allein, ein weiſer Mann, Der mit nie muͤden Fleiß ſich lange Zeit befliſſen, Ein ihm verborgenes Geheimniß recht zu wiſſen, Und es zuletzt ergruͤndet; der nur kann Sich ein etwannigs Bild von jenen Freuden-Quellen, So weit zu dencken ihm erlaubt, vor Augen ſtellen, Die dort der Seel’gen Seelen-Heer, Aus einer Anmuths-See, aus einem Freuden-Meere, Wenn ſie die Wunder-Werck des Schoͤpffers uͤberdencken, Jn ſtets vermehrter Luſt und Anmuth, werden traͤncken. Es weiß allhier die Seele nicht, Auf welche Weiſe ſie ſich in den Coͤrper flicht, Auf welche Weiſe ſie mit ihm verbunden, Sie weiß nicht, wie ſie ihm Geſtalt und Wachsthum gebe, Sie weiß nicht, wie ſie ihn belebe. Es iſt ihr unbekannt, ſie kanns hier nicht ergruͤnden, Mit was vor Art dem Coͤrper das Empfinden, Und die Geſchicklichkeit ſich zu bewegen, Sie

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/684>, abgerufen am 23.11.2024.