Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von allem fleischlichen, und eitelen Ergetzen,
Wie etwan Mahomet gehabt, bey Seite setzen.
Wenn unsrer Cörper irdsche Hütten,
(Die Fäulung und Verwesung hier zerrütten)
Nach abgelegtem Stoff der duncklen Erden,
Verherrlichet, verklärt und gantz verwandelt werden,
Ja fähig und geschickt an Göttlich-seel'gen Freuden,
Die sie zu ew'ger Daur erhalten haben,
Sich ewiglich zu weiden,
Sich ewiglich zu laben;
So können fleischliche Empfindlichkeiten,
Von dieser Art, wie sie den Cörper hier erquickt,
Jhm kein Vergnügen mehr bereiten,
Weil sich, was Jrdisch ist, zum Geistigen nicht schickt.
Zur Würd' und zur Vollkommenheit
Von einer reinen Geistigkeit,
Wozu der Leib sodann gelangt, kan ein Vergnügen
Das grob, vergänglich ist, und irdisch, sich nicht fügen.
Darum erfodern unsre Pflichten,
Die niederträchtigen Gedancken,
Aus ihrem, durch sich selbst vereng'ten, Schrancken,
Zu etwas herrlicherm und köstlicherm zu richten;
Das ist, zu solchen Dingen,
Die uns allhier auf Erden,
Jn keinen andern Sinn-Gemühts-und Geistes-Bildern,
Als die mit ew'ger Lust uns unsre Geister schildern,
Je können vorgestellet werden.
Die Seeligkeit besteht auch ferner nicht allein
Jn einer stillen Ruh', da wir von Schmertz und Pein
Entfernet und befreyet seyn.
Die eintzige Entfernung von den Bösen
Jst
Von allem fleiſchlichen, und eitelen Ergetzen,
Wie etwan Mahomet gehabt, bey Seite ſetzen.
Wenn unſrer Coͤrper irdſche Huͤtten,
(Die Faͤulung und Verweſung hier zerruͤtten)
Nach abgelegtem Stoff der duncklen Erden,
Verherrlichet, verklaͤrt und gantz verwandelt werden,
Ja faͤhig und geſchickt an Goͤttlich-ſeel’gen Freuden,
Die ſie zu ew’ger Daur erhalten haben,
Sich ewiglich zu weiden,
Sich ewiglich zu laben;
So koͤnnen fleiſchliche Empfindlichkeiten,
Von dieſer Art, wie ſie den Coͤrper hier erquickt,
Jhm kein Vergnuͤgen mehr bereiten,
Weil ſich, was Jrdiſch iſt, zum Geiſtigen nicht ſchickt.
Zur Wuͤrd’ und zur Vollkommenheit
Von einer reinen Geiſtigkeit,
Wozu der Leib ſodann gelangt, kan ein Vergnuͤgen
Das grob, vergaͤnglich iſt, und irdiſch, ſich nicht fuͤgen.
Darum erfodern unſre Pflichten,
Die niedertraͤchtigen Gedancken,
Aus ihrem, durch ſich ſelbſt vereng’ten, Schrancken,
Zu etwas herrlicherm und koͤſtlicherm zu richten;
Das iſt, zu ſolchen Dingen,
Die uns allhier auf Erden,
Jn keinen andern Sinn-Gemuͤhts-und Geiſtes-Bildern,
Als die mit ew’ger Luſt uns unſre Geiſter ſchildern,
Je koͤnnen vorgeſtellet werden.
Die Seeligkeit beſteht auch ferner nicht allein
Jn einer ſtillen Ruh’, da wir von Schmertz und Pein
Entfernet und befreyet ſeyn.
Die eintzige Entfernung von den Boͤſen
Jſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0666" n="636"/>
            <l>Von allem flei&#x017F;chlichen, und eitelen Ergetzen,</l><lb/>
            <l>Wie etwan Mahomet gehabt, bey Seite &#x017F;etzen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wenn un&#x017F;rer Co&#x0364;rper ird&#x017F;che Hu&#x0364;tten,</l><lb/>
            <l>(Die Fa&#x0364;ulung und Verwe&#x017F;ung hier zerru&#x0364;tten)</l><lb/>
            <l>Nach abgelegtem Stoff der duncklen Erden,</l><lb/>
            <l>Verherrlichet, verkla&#x0364;rt und gantz verwandelt werden,</l><lb/>
            <l>Ja fa&#x0364;hig und ge&#x017F;chickt an Go&#x0364;ttlich-&#x017F;eel&#x2019;gen Freuden,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ie zu ew&#x2019;ger Daur erhalten haben,</l><lb/>
            <l>Sich ewiglich zu weiden,</l><lb/>
            <l>Sich ewiglich zu laben;</l><lb/>
            <l>So ko&#x0364;nnen flei&#x017F;chliche Empfindlichkeiten,</l><lb/>
            <l>Von die&#x017F;er Art, wie &#x017F;ie den Co&#x0364;rper hier erquickt,</l><lb/>
            <l>Jhm kein Vergnu&#x0364;gen mehr bereiten,</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ich, was Jrdi&#x017F;ch i&#x017F;t, zum Gei&#x017F;tigen nicht &#x017F;chickt.</l><lb/>
            <l>Zur Wu&#x0364;rd&#x2019; und zur Vollkommenheit</l><lb/>
            <l>Von einer reinen Gei&#x017F;tigkeit,</l><lb/>
            <l>Wozu der Leib &#x017F;odann gelangt, kan ein Vergnu&#x0364;gen</l><lb/>
            <l>Das grob, verga&#x0364;nglich i&#x017F;t, und irdi&#x017F;ch, &#x017F;ich nicht fu&#x0364;gen.</l><lb/>
            <l>Darum erfodern un&#x017F;re Pflichten,</l><lb/>
            <l>Die niedertra&#x0364;chtigen Gedancken,</l><lb/>
            <l>Aus ihrem, durch &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t vereng&#x2019;ten, Schrancken,</l><lb/>
            <l>Zu etwas herrlicherm und ko&#x0364;&#x017F;tlicherm zu richten;</l><lb/>
            <l>Das i&#x017F;t, zu &#x017F;olchen Dingen,</l><lb/>
            <l>Die uns allhier auf Erden,</l><lb/>
            <l>Jn keinen andern Sinn-Gemu&#x0364;hts-und Gei&#x017F;tes-Bildern,</l><lb/>
            <l>Als die mit ew&#x2019;ger Lu&#x017F;t uns un&#x017F;re Gei&#x017F;ter &#x017F;childern,</l><lb/>
            <l>Je ko&#x0364;nnen vorge&#x017F;tellet werden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Seeligkeit be&#x017F;teht auch ferner nicht allein</l><lb/>
            <l>Jn einer &#x017F;tillen Ruh&#x2019;, da wir von Schmertz und Pein</l><lb/>
            <l>Entfernet und befreyet &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Die eintzige Entfernung von den Bo&#x0364;&#x017F;en</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">J&#x017F;t</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[636/0666] Von allem fleiſchlichen, und eitelen Ergetzen, Wie etwan Mahomet gehabt, bey Seite ſetzen. Wenn unſrer Coͤrper irdſche Huͤtten, (Die Faͤulung und Verweſung hier zerruͤtten) Nach abgelegtem Stoff der duncklen Erden, Verherrlichet, verklaͤrt und gantz verwandelt werden, Ja faͤhig und geſchickt an Goͤttlich-ſeel’gen Freuden, Die ſie zu ew’ger Daur erhalten haben, Sich ewiglich zu weiden, Sich ewiglich zu laben; So koͤnnen fleiſchliche Empfindlichkeiten, Von dieſer Art, wie ſie den Coͤrper hier erquickt, Jhm kein Vergnuͤgen mehr bereiten, Weil ſich, was Jrdiſch iſt, zum Geiſtigen nicht ſchickt. Zur Wuͤrd’ und zur Vollkommenheit Von einer reinen Geiſtigkeit, Wozu der Leib ſodann gelangt, kan ein Vergnuͤgen Das grob, vergaͤnglich iſt, und irdiſch, ſich nicht fuͤgen. Darum erfodern unſre Pflichten, Die niedertraͤchtigen Gedancken, Aus ihrem, durch ſich ſelbſt vereng’ten, Schrancken, Zu etwas herrlicherm und koͤſtlicherm zu richten; Das iſt, zu ſolchen Dingen, Die uns allhier auf Erden, Jn keinen andern Sinn-Gemuͤhts-und Geiſtes-Bildern, Als die mit ew’ger Luſt uns unſre Geiſter ſchildern, Je koͤnnen vorgeſtellet werden. Die Seeligkeit beſteht auch ferner nicht allein Jn einer ſtillen Ruh’, da wir von Schmertz und Pein Entfernet und befreyet ſeyn. Die eintzige Entfernung von den Boͤſen Jſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/666
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/666>, abgerufen am 16.07.2024.