Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite

Das in stillen Heiterkeiten
Ewiger Vollkommenheiten
Unergründlich, unbegräntzt,
Ewig, unverändert gläntzt?

Denn weil ird'scher Cörper Augen
Solchen Sitz der Gottheit gantz
Nimmer zu ertragen taugen;
Hat vielleicht GOTT Seinen Glantz
Jn das dichte Kleid der Festen,
Bloß zu der Geschöpfe besten,
Jn gelind- und sanfterm Grad
Eingehüllt aus lauter Gnad'?
Also daß man an dem Orte,
Wo der Glantz der Sonne glüh't,
Gleichsam, als durch eine Pforte,
Einen Punct des Licht's nur sieht,
Das unendlich, unzertrennlich,
Undurchdringlich, unverbrennlich
Um den Thron des Schöpfers flammt,
Woraus alles alles stamm't.
Weil aber dazumahl ein Zweifel übrig blieben,
Woraus des Vorhangs Gleichniß mich
Nicht gantz zu ziehn vermocht, indem ein Unterscheid
Der Weite vieler Sterne sich
Durch selbes nicht erklären ließ;
So
Q q 3

Das in ſtillen Heiterkeiten
Ewiger Vollkommenheiten
Unergruͤndlich, unbegraͤntzt,
Ewig, unveraͤndert glaͤntzt?

Denn weil ird’ſcher Coͤrper Augen
Solchen Sitz der Gottheit gantz
Nimmer zu ertragen taugen;
Hat vielleicht GOTT Seinen Glantz
Jn das dichte Kleid der Feſten,
Bloß zu der Geſchoͤpfe beſten,
Jn gelind- und ſanfterm Grad
Eingehuͤllt aus lauter Gnad’?
Alſo daß man an dem Orte,
Wo der Glantz der Sonne gluͤh’t,
Gleichſam, als durch eine Pforte,
Einen Punct des Licht’s nur ſieht,
Das unendlich, unzertrennlich,
Undurchdringlich, unverbrennlich
Um den Thron des Schoͤpfers flammt,
Woraus alles alles ſtamm’t.
Weil aber dazumahl ein Zweifel uͤbrig blieben,
Woraus des Vorhangs Gleichniß mich
Nicht gantz zu ziehn vermocht, indem ein Unterſcheid
Der Weite vieler Sterne ſich
Durch ſelbes nicht erklaͤren ließ;
So
Q q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="13">
              <pb facs="#f0643" n="613"/>
              <l>Das in &#x017F;tillen Heiterkeiten</l><lb/>
              <l>Ewiger Vollkommenheiten</l><lb/>
              <l>Unergru&#x0364;ndlich, unbegra&#x0364;ntzt,</l><lb/>
              <l>Ewig, unvera&#x0364;ndert gla&#x0364;ntzt?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Denn weil ird&#x2019;&#x017F;cher Co&#x0364;rper Augen</l><lb/>
              <l>Solchen Sitz der Gottheit gantz</l><lb/>
              <l>Nimmer zu ertragen taugen;</l><lb/>
              <l>Hat vielleicht GOTT Seinen Glantz</l><lb/>
              <l>Jn das dichte Kleid der Fe&#x017F;ten,</l><lb/>
              <l>Bloß zu der Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe be&#x017F;ten,</l><lb/>
              <l>Jn gelind- und &#x017F;anfterm Grad</l><lb/>
              <l>Eingehu&#x0364;llt aus lauter Gnad&#x2019;?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Al&#x017F;o daß man an dem Orte,</l><lb/>
              <l>Wo der Glantz der Sonne glu&#x0364;h&#x2019;t,</l><lb/>
              <l>Gleich&#x017F;am, als durch eine Pforte,</l><lb/>
              <l>Einen Punct des Licht&#x2019;s nur &#x017F;ieht,</l><lb/>
              <l>Das unendlich, unzertrennlich,</l><lb/>
              <l>Undurchdringlich, unverbrennlich</l><lb/>
              <l>Um den Thron des Scho&#x0364;pfers flammt,</l><lb/>
              <l>Woraus alles alles &#x017F;tamm&#x2019;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Weil aber dazumahl ein Zweifel u&#x0364;brig blieben,</l><lb/>
              <l>Woraus des Vorhangs Gleichniß mich</l><lb/>
              <l>Nicht gantz zu ziehn vermocht, indem ein Unter&#x017F;cheid</l><lb/>
              <l>Der Weite vieler Sterne &#x017F;ich</l><lb/>
              <l>Durch &#x017F;elbes nicht erkla&#x0364;ren ließ;</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">Q q 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[613/0643] Das in ſtillen Heiterkeiten Ewiger Vollkommenheiten Unergruͤndlich, unbegraͤntzt, Ewig, unveraͤndert glaͤntzt? Denn weil ird’ſcher Coͤrper Augen Solchen Sitz der Gottheit gantz Nimmer zu ertragen taugen; Hat vielleicht GOTT Seinen Glantz Jn das dichte Kleid der Feſten, Bloß zu der Geſchoͤpfe beſten, Jn gelind- und ſanfterm Grad Eingehuͤllt aus lauter Gnad’? Alſo daß man an dem Orte, Wo der Glantz der Sonne gluͤh’t, Gleichſam, als durch eine Pforte, Einen Punct des Licht’s nur ſieht, Das unendlich, unzertrennlich, Undurchdringlich, unverbrennlich Um den Thron des Schoͤpfers flammt, Woraus alles alles ſtamm’t. Weil aber dazumahl ein Zweifel uͤbrig blieben, Woraus des Vorhangs Gleichniß mich Nicht gantz zu ziehn vermocht, indem ein Unterſcheid Der Weite vieler Sterne ſich Durch ſelbes nicht erklaͤren ließ; So Q q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/643
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/643>, abgerufen am 16.07.2024.