Das, durch der Sonnen Gluht, und ihrer Strahlen Blitze, Fast gantz versengte Gras, das, durch so stete Hitze Gantz aufgeborstne Land würd' Asche, Sand und Stein, Und folglich Mensch und Vieh bald ausgerottet seyn.
6.
So aber führet GOTT, zum Heil, und nicht zur Ruhten, Der Wolcken feuchte Frucht, die Seegens-reiche Fluhten, Durch Wind und Wetter her, macht durch der Blitze Brand Nicht nur die Lüffte rein, tränckt auch das dürre Land.
7.
O Weisheit sonder Ziel! O Allmacht sonder Gleichen! O wahrer Vater-Lieb untrüglich-helles Zeichen! Ach möchten wir es doch in froher Ehrfurcht sehn, Und auch im Wetter selbst der GOttheit Huld verstehn!
8.
Denn ob darüber gleich Lufft, Meer und Erd' erschüttern, So darff ein frommes Hertz doch darum nicht erzittern: Schreckt dich des Schöpfers Macht; so dencke doch darbey: Daß Er, zu deinem Schutz, nicht minder mächtig sey.
9.
Gewiß, du ehrst Jhn nicht, wenn ein zu starckes Schrecken, Blitz, Hagel, Knall und Strahl, dem scheuchen Sinn er- wecken, Sieh deinen starcken GOTT doch nicht so schwächlich an, Daß er im Wetter dich nicht auch beschirmen kan.
10.
Es würcke Seine Macht ein Ehrfurcht-volles Grauen; Doch auch nicht weniger ein kindliches Vertrauen!
An
P p 4
5.
Das, durch der Sonnen Gluht, und ihrer Strahlen Blitze, Faſt gantz verſengte Gras, das, durch ſo ſtete Hitze Gantz aufgeborſtne Land wuͤrd’ Aſche, Sand und Stein, Und folglich Menſch und Vieh bald ausgerottet ſeyn.
6.
So aber fuͤhret GOTT, zum Heil, und nicht zur Ruhten, Der Wolcken feuchte Frucht, die Seegens-reiche Fluhten, Durch Wind und Wetter her, macht durch der Blitze Brand Nicht nur die Luͤffte rein, traͤnckt auch das duͤrre Land.
7.
O Weisheit ſonder Ziel! O Allmacht ſonder Gleichen! O wahrer Vater-Lieb untruͤglich-helles Zeichen! Ach moͤchten wir es doch in froher Ehrfurcht ſehn, Und auch im Wetter ſelbſt der GOttheit Huld verſtehn!
8.
Denn ob daruͤber gleich Lufft, Meer und Erd’ erſchuͤttern, So darff ein frommes Hertz doch darum nicht erzittern: Schreckt dich des Schoͤpfers Macht; ſo dencke doch darbey: Daß Er, zu deinem Schutz, nicht minder maͤchtig ſey.
9.
Gewiß, du ehrſt Jhn nicht, wenn ein zu ſtarckes Schrecken, Blitz, Hagel, Knall und Strahl, dem ſcheuchen Sinn er- wecken, Sieh deinen ſtarcken GOTT doch nicht ſo ſchwaͤchlich an, Daß er im Wetter dich nicht auch beſchirmen kan.
10.
Es wuͤrcke Seine Macht ein Ehrfurcht-volles Grauen; Doch auch nicht weniger ein kindliches Vertrauen!
An
P p 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0629"n="599"/><lgn="5"><head><hirendition="#c">5.</hi></head><lb/><l>Das, durch der Sonnen Gluht, und ihrer Strahlen Blitze,</l><lb/><l>Faſt gantz verſengte Gras, das, durch ſo ſtete Hitze</l><lb/><l>Gantz aufgeborſtne Land wuͤrd’ Aſche, Sand und Stein,</l><lb/><l>Und folglich Menſch und Vieh bald ausgerottet ſeyn.</l></lg><lb/><lgn="6"><head><hirendition="#c">6.</hi></head><lb/><l>So aber fuͤhret GOTT, zum Heil, und nicht zur Ruhten,</l><lb/><l>Der Wolcken feuchte Frucht, die Seegens-reiche Fluhten,</l><lb/><l>Durch Wind und Wetter her, macht durch der Blitze</l><lb/><l><hirendition="#et">Brand</hi></l><lb/><l>Nicht nur die Luͤffte rein, traͤnckt auch das duͤrre Land.</l></lg><lb/><lgn="7"><head><hirendition="#c">7.</hi></head><lb/><l>O Weisheit ſonder Ziel! O Allmacht ſonder Gleichen!</l><lb/><l>O wahrer Vater-Lieb untruͤglich-helles Zeichen!</l><lb/><l>Ach moͤchten wir es doch in froher Ehrfurcht ſehn,</l><lb/><l>Und auch im Wetter ſelbſt der GOttheit Huld verſtehn!</l></lg><lb/><lgn="8"><head><hirendition="#c">8.</hi></head><lb/><l>Denn ob daruͤber gleich Lufft, Meer und Erd’ erſchuͤttern,</l><lb/><l>So darff ein frommes Hertz doch darum nicht erzittern:</l><lb/><l>Schreckt dich des Schoͤpfers Macht; ſo dencke doch darbey:</l><lb/><l>Daß Er, zu deinem Schutz, nicht minder maͤchtig ſey.</l></lg><lb/><lgn="9"><head><hirendition="#c">9.</hi></head><lb/><l>Gewiß, du ehrſt Jhn nicht, wenn ein zu ſtarckes Schrecken,</l><lb/><l>Blitz, Hagel, Knall und Strahl, dem ſcheuchen Sinn er-</l><lb/><l><hirendition="#et">wecken,</hi></l><lb/><l>Sieh deinen ſtarcken GOTT doch nicht ſo ſchwaͤchlich an,</l><lb/><l>Daß er im Wetter dich nicht auch beſchirmen kan.</l></lg><lb/><lgn="10"><head><hirendition="#c">10.</hi></head><lb/><l>Es wuͤrcke Seine Macht ein Ehrfurcht-volles Grauen;</l><lb/><l>Doch auch nicht weniger ein kindliches Vertrauen!</l><lb/><fwplace="bottom"type="sig">P p 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">An</fw><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[599/0629]
5.
Das, durch der Sonnen Gluht, und ihrer Strahlen Blitze,
Faſt gantz verſengte Gras, das, durch ſo ſtete Hitze
Gantz aufgeborſtne Land wuͤrd’ Aſche, Sand und Stein,
Und folglich Menſch und Vieh bald ausgerottet ſeyn.
6.
So aber fuͤhret GOTT, zum Heil, und nicht zur Ruhten,
Der Wolcken feuchte Frucht, die Seegens-reiche Fluhten,
Durch Wind und Wetter her, macht durch der Blitze
Brand
Nicht nur die Luͤffte rein, traͤnckt auch das duͤrre Land.
7.
O Weisheit ſonder Ziel! O Allmacht ſonder Gleichen!
O wahrer Vater-Lieb untruͤglich-helles Zeichen!
Ach moͤchten wir es doch in froher Ehrfurcht ſehn,
Und auch im Wetter ſelbſt der GOttheit Huld verſtehn!
8.
Denn ob daruͤber gleich Lufft, Meer und Erd’ erſchuͤttern,
So darff ein frommes Hertz doch darum nicht erzittern:
Schreckt dich des Schoͤpfers Macht; ſo dencke doch darbey:
Daß Er, zu deinem Schutz, nicht minder maͤchtig ſey.
9.
Gewiß, du ehrſt Jhn nicht, wenn ein zu ſtarckes Schrecken,
Blitz, Hagel, Knall und Strahl, dem ſcheuchen Sinn er-
wecken,
Sieh deinen ſtarcken GOTT doch nicht ſo ſchwaͤchlich an,
Daß er im Wetter dich nicht auch beſchirmen kan.
10.
Es wuͤrcke Seine Macht ein Ehrfurcht-volles Grauen;
Doch auch nicht weniger ein kindliches Vertrauen!
An
P p 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/629>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.