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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Als eine Pflantze nehrt er sich,
Die Zeit die solchen Leib formiret und verbessert,
Der durch die Nahrung sich vergrössert,
Die Adern, Muskeln, Hirn und Hertz, fast sichtbarlich
Entwickelt und entdeckt; bemühen sich zu leben,
Und, nebst der Geistigkeit, dem Blut' den Lauf zu geben.
Es stellt die Frucht forthin kein bloß Gewächs mehr für,
Sie athmet, reget sich, und ist ein Thier.
So unterschiedner Ding, verschiedne Eigenschafften
Vermengen sich, verbinden sich und hafften
Jn-und an seinem edlen Wesen.
Jedoch ist es ein Leib aus Elementen nur
Der bloß die Ordnung hat und die Figur,
Bis ihn, da er zum höhern Grad erlesen,
Ein Strahl belebt, der aus der GOTTHEJT fleusst.
Mit den Bewegungen verbindet sich der Geist:
Damit er noch vollkommner sey; so schencket
Sein SCHOEPFFER ihm den Geist der fühlet und
gedencket.


So lang' er lebt, behält er die geheimen Ketten:
Es reisst die irdsche Last ihn mit sich fort und drückt
Jhn Erdwerts: offt bemüht er sich umsonst zu retten,
Durchs Leibes Drang wird offt der Geist mit fortgerückt.


Von einem schimpflichen und groben Vorurtheil
Sind wir beständig fortgerissen.
Von Dingen deren Druck wir stets empfinden müssen;
Wird die Materie nur bloß von uns erblickt
Die uns auf allen Seiten drückt.
Es
D d 5
Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Als eine Pflantze nehrt er ſich,
Die Zeit die ſolchen Leib formiret und verbeſſert,
Der durch die Nahrung ſich vergroͤſſert,
Die Adern, Muskeln, Hirn und Hertz, faſt ſichtbarlich
Entwickelt und entdeckt; bemuͤhen ſich zu leben,
Und, nebſt der Geiſtigkeit, dem Blut’ den Lauf zu geben.
Es ſtellt die Frucht forthin kein bloß Gewaͤchs mehr fuͤr,
Sie athmet, reget ſich, und iſt ein Thier.
So unterſchiedner Ding, verſchiedne Eigenſchafften
Vermengen ſich, verbinden ſich und hafften
Jn-und an ſeinem edlen Weſen.
Jedoch iſt es ein Leib aus Elementen nur
Der bloß die Ordnung hat und die Figur,
Bis ihn, da er zum hoͤhern Grad erleſen,
Ein Strahl belebt, der aus der GOTTHEJT fleuſſt.
Mit den Bewegungen verbindet ſich der Geiſt:
Damit er noch vollkommner ſey; ſo ſchencket
Sein SCHOEPFFER ihm den Geiſt der fuͤhlet und
gedencket.


So lang’ er lebt, behaͤlt er die geheimen Ketten:
Es reiſſt die irdſche Laſt ihn mit ſich fort und druͤckt
Jhn Erdwerts: offt bemuͤht er ſich umſonſt zu retten,
Durchs Leibes Drang wird offt der Geiſt mit fortgeruͤckt.


Von einem ſchimpflichen und groben Vorurtheil
Sind wir beſtaͤndig fortgeriſſen.
Von Dingen deren Druck wir ſtets empfinden muͤſſen;
Wird die Materie nur bloß von uns erblickt
Die uns auf allen Seiten druͤckt.
Es
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[425/0455] Von den Sinnlichkeiten insgemein. Als eine Pflantze nehrt er ſich, Die Zeit die ſolchen Leib formiret und verbeſſert, Der durch die Nahrung ſich vergroͤſſert, Die Adern, Muskeln, Hirn und Hertz, faſt ſichtbarlich Entwickelt und entdeckt; bemuͤhen ſich zu leben, Und, nebſt der Geiſtigkeit, dem Blut’ den Lauf zu geben. Es ſtellt die Frucht forthin kein bloß Gewaͤchs mehr fuͤr, Sie athmet, reget ſich, und iſt ein Thier. So unterſchiedner Ding, verſchiedne Eigenſchafften Vermengen ſich, verbinden ſich und hafften Jn-und an ſeinem edlen Weſen. Jedoch iſt es ein Leib aus Elementen nur Der bloß die Ordnung hat und die Figur, Bis ihn, da er zum hoͤhern Grad erleſen, Ein Strahl belebt, der aus der GOTTHEJT fleuſſt. Mit den Bewegungen verbindet ſich der Geiſt: Damit er noch vollkommner ſey; ſo ſchencket Sein SCHOEPFFER ihm den Geiſt der fuͤhlet und gedencket. So lang’ er lebt, behaͤlt er die geheimen Ketten: Es reiſſt die irdſche Laſt ihn mit ſich fort und druͤckt Jhn Erdwerts: offt bemuͤht er ſich umſonſt zu retten, Durchs Leibes Drang wird offt der Geiſt mit fortgeruͤckt. Von einem ſchimpflichen und groben Vorurtheil Sind wir beſtaͤndig fortgeriſſen. Von Dingen deren Druck wir ſtets empfinden muͤſſen; Wird die Materie nur bloß von uns erblickt Die uns auf allen Seiten druͤckt. Es D d 5

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/455>, abgerufen am 22.11.2024.