Durch Stöss' und Drückungen, die sie den Lüfften geben, So um sie schweben, Die fähig, daß sie sich denselben einverleiben, Und welche sie in Circkeln treiben.
Rachdem die Lufft bewegt wird und gerühret; So würcket auch der Ton. Er ist veränderlich, Auf ungezählte Art erzeigt er sich. Die Lufft, woferne man sie langsam regt, gebieret Stets einen tieffen Ton. Beweget sie sich schnell; So wird derselbe scharff und hell.
Der Ton wird weiter weg und kräfftiger gespüret, Nachdem die Handlung starck, aus welcher er entsteht, Und daß der Lüffte Feld, darinn er fortgeführet, Sehr weit ist ausgedehnt. Das Ertz, wenn es erhöht Und dann geschlagen wird, erschallet starck und weit: Der in die Lufft von Ertz erhabenen Gefässe Offt wiederholte Schläg' und Stösse, Erregen einen Schall mit heller Hefftigkeit, Von unsern Wart-und Kirchen-Spitzen, Daß alles Volck im Feld und in der Stadt Verstehet, daß es nöthig hat Durch Waffen und Gewehr, im Lermen sich zu schützen. Auch giebt dies Schallen zu verstehn, Es sey nun Zeit zum Gottes-Dienst zu gehn.
Wenn auch vom donnernden Geschütze Die Wuth die Mauren trifft, daß sie zerschmetternd fallen,
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Von dem Ton.
Durch Stoͤſſ’ und Druͤckungen, die ſie den Luͤfften geben, So um ſie ſchweben, Die faͤhig, daß ſie ſich denſelben einverleiben, Und welche ſie in Circkeln treiben.
Rachdem die Lufft bewegt wird und geruͤhret; So wuͤrcket auch der Ton. Er iſt veraͤnderlich, Auf ungezaͤhlte Art erzeigt er ſich. Die Lufft, woferne man ſie langſam regt, gebieret Stets einen tieffen Ton. Beweget ſie ſich ſchnell; So wird derſelbe ſcharff und hell.
Der Ton wird weiter weg und kraͤfftiger geſpuͤret, Nachdem die Handlung ſtarck, aus welcher er entſteht, Und daß der Luͤffte Feld, darinn er fortgefuͤhret, Sehr weit iſt ausgedehnt. Das Ertz, wenn es erhoͤht Und dann geſchlagen wird, erſchallet ſtarck und weit: Der in die Lufft von Ertz erhabenen Gefaͤſſe Offt wiederholte Schlaͤg’ und Stoͤſſe, Erregen einen Schall mit heller Hefftigkeit, Von unſern Wart-und Kirchen-Spitzen, Daß alles Volck im Feld und in der Stadt Verſtehet, daß es noͤthig hat Durch Waffen und Gewehr, im Lermen ſich zu ſchuͤtzen. Auch giebt dies Schallen zu verſtehn, Es ſey nun Zeit zum Gottes-Dienſt zu gehn.
Wenn auch vom donnernden Geſchuͤtze Die Wuth die Mauren trifft, daß ſie zerſchmetternd fallen,
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Von dem Ton.
Durch Stoͤſſ’ und Druͤckungen, die ſie den Luͤfften geben,
So um ſie ſchweben,
Die faͤhig, daß ſie ſich denſelben einverleiben,
Und welche ſie in Circkeln treiben.
Rachdem die Lufft bewegt wird und geruͤhret;
So wuͤrcket auch der Ton. Er iſt veraͤnderlich,
Auf ungezaͤhlte Art erzeigt er ſich.
Die Lufft, woferne man ſie langſam regt, gebieret
Stets einen tieffen Ton. Beweget ſie ſich ſchnell;
So wird derſelbe ſcharff und hell.
Der Ton wird weiter weg und kraͤfftiger geſpuͤret,
Nachdem die Handlung ſtarck, aus welcher er entſteht,
Und daß der Luͤffte Feld, darinn er fortgefuͤhret,
Sehr weit iſt ausgedehnt. Das Ertz, wenn es erhoͤht
Und dann geſchlagen wird, erſchallet ſtarck und weit:
Der in die Lufft von Ertz erhabenen Gefaͤſſe
Offt wiederholte Schlaͤg’ und Stoͤſſe,
Erregen einen Schall mit heller Hefftigkeit,
Von unſern Wart-und Kirchen-Spitzen,
Daß alles Volck im Feld und in der Stadt
Verſtehet, daß es noͤthig hat
Durch Waffen und Gewehr, im Lermen ſich zu ſchuͤtzen.
Auch giebt dies Schallen zu verſtehn,
Es ſey nun Zeit zum Gottes-Dienſt zu gehn.
Wenn auch vom donnernden Geſchuͤtze
Die Wuth die Mauren trifft, daß ſie zerſchmetternd fallen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/389>, abgerufen am 16.07.2024.
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