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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Von dem Geruch.
Ein Mensch wird offt ein Ding sehr strenge riechend finden;
Der nahe bey ihm steht, wird nichts davon empfinden.
Man findet manch Gehirn von solcher Zärtlichkeit,
Daß es fast nichts, was riecht, vertragen kan,
Der kleinen Cörperchen Bewegung ficht ihn an,
Fast mehr, als die Beschaffenheit
Von gröbern Düfften ihn verletzt.
Es zeiget ja fast täglich sich,
Wie offt ein Mensch so wunderlich
Durch den Geruch gantz aus sich selbst gesetzet,
Und schnell gekräncket wird; Hat jemand die Natur,
So braucht es einer Blum in einem Garten nur.
Der kan nicht den Geruch von einer Ros' ertragen,
Den andern kan der Dufft der Jelsomin verjagen.


Jn einem Cörper wird erzeuget und vermehret,
Wenn er beweget wird, des Niechens Krafft.
Der Ambra hat die Eigenschafft,
Er riecht, wenn man ihn reibt. Wenn Feuer Wachs verzehret,
Vergnügt es den Geruch. Nicht minder, wenn im Lenzen
Der Morgenröthe Fleiß auf die beblühmte Au'
Die süssen Thränen giesst, den Seegen-reichen Thau,
Und daß der Sonnen Gluht, wodurch die Lüffte gläntzen,
Den Schmeltz der Wiesen dörrt, der Farben Schmuck beseelet,
Der junge Zephir dann zu der Vollkommenheit
Derjenigen, die er zu seiner Lieb' erwehlet,
Der Seufzer Lauigkeit,
Die nütz-und fruchtbar, treibt; er Florens süssen Geist
An allen Orten führt. Da von den Blumen sich
Ein Geist voll Balsam reisst.
Jn
Von dem Geruch.
Ein Menſch wird offt ein Ding ſehr ſtrenge riechend finden;
Der nahe bey ihm ſteht, wird nichts davon empfinden.
Man findet manch Gehirn von ſolcher Zaͤrtlichkeit,
Daß es faſt nichts, was riecht, vertragen kan,
Der kleinen Coͤrperchen Bewegung ficht ihn an,
Faſt mehr, als die Beſchaffenheit
Von groͤbern Duͤfften ihn verletzt.
Es zeiget ja faſt taͤglich ſich,
Wie offt ein Menſch ſo wunderlich
Durch den Geruch gantz aus ſich ſelbſt geſetzet,
Und ſchnell gekraͤncket wird; Hat jemand die Natur,
So braucht es einer Blum in einem Garten nur.
Der kan nicht den Geruch von einer Roſ’ ertragen,
Den andern kan der Dufft der Jelſomin verjagen.


Jn einem Coͤrper wird erzeuget und vermehret,
Wenn er beweget wird, des Niechens Krafft.
Der Ambra hat die Eigenſchafft,
Er riecht, wenn man ihn reibt. Wenn Feuer Wachs verzehret,
Vergnuͤgt es den Geruch. Nicht minder, wenn im Lenzen
Der Morgenroͤthe Fleiß auf die bebluͤhmte Au’
Die ſuͤſſen Thraͤnen gieſſt, den Seegen-reichen Thau,
Und daß der Sonnen Gluht, wodurch die Luͤffte glaͤntzen,
Den Schmeltz der Wieſen doͤrrt, der Farben Schmuck beſeelet,
Der junge Zephir dann zu der Vollkommenheit
Derjenigen, die er zu ſeiner Lieb’ erwehlet,
Der Seufzer Lauigkeit,
Die nuͤtz-und fruchtbar, treibt; er Florens ſuͤſſen Geiſt
An allen Orten fuͤhrt. Da von den Blumen ſich
Ein Geiſt voll Balſam reiſſt.
Jn
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[351/0381] Von dem Geruch. Ein Menſch wird offt ein Ding ſehr ſtrenge riechend finden; Der nahe bey ihm ſteht, wird nichts davon empfinden. Man findet manch Gehirn von ſolcher Zaͤrtlichkeit, Daß es faſt nichts, was riecht, vertragen kan, Der kleinen Coͤrperchen Bewegung ficht ihn an, Faſt mehr, als die Beſchaffenheit Von groͤbern Duͤfften ihn verletzt. Es zeiget ja faſt taͤglich ſich, Wie offt ein Menſch ſo wunderlich Durch den Geruch gantz aus ſich ſelbſt geſetzet, Und ſchnell gekraͤncket wird; Hat jemand die Natur, So braucht es einer Blum in einem Garten nur. Der kan nicht den Geruch von einer Roſ’ ertragen, Den andern kan der Dufft der Jelſomin verjagen. Jn einem Coͤrper wird erzeuget und vermehret, Wenn er beweget wird, des Niechens Krafft. Der Ambra hat die Eigenſchafft, Er riecht, wenn man ihn reibt. Wenn Feuer Wachs verzehret, Vergnuͤgt es den Geruch. Nicht minder, wenn im Lenzen Der Morgenroͤthe Fleiß auf die bebluͤhmte Au’ Die ſuͤſſen Thraͤnen gieſſt, den Seegen-reichen Thau, Und daß der Sonnen Gluht, wodurch die Luͤffte glaͤntzen, Den Schmeltz der Wieſen doͤrrt, der Farben Schmuck beſeelet, Der junge Zephir dann zu der Vollkommenheit Derjenigen, die er zu ſeiner Lieb’ erwehlet, Der Seufzer Lauigkeit, Die nuͤtz-und fruchtbar, treibt; er Florens ſuͤſſen Geiſt An allen Orten fuͤhrt. Da von den Blumen ſich Ein Geiſt voll Balſam reiſſt. Jn

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/381>, abgerufen am 24.11.2024.