Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von dem Geschmack.
Man kan durch den Geschmack, den diese Säffte
Auf so viel Art in uns erwecken,
Durch ihres Eindrucks viel und mannigfache Kräffte,
Da sie bald süß, bald starck, bald scharff sind, das entdecken:
Daß sie in uns allein.
Doch was die Cörperchen, die sie erzeugen, seyn;
Macht der drauf sinnende Verstand
Uns nur allein bekannt.


Von Cörpern, welche schmackbar sind,
Muß man sich vorzustellen wissen,
Daß sich vom Gantzen abgerissen
Viel kleine Cörper sondern mussen,
Die aufs bewegliche Geweb', (aus den die Zungen
Verwunderlich zusammen sind geschlungen;)
Zu würcken fähig sind. Die Cörper, wie wir sehn,
Vergnügen unsre Zung' auf tausend Art,
Durch Theilchen, die beweglich, rund und zart.
Durch andere, die lang und spitzig seyn,
Druckt ihre Krafft sich ins Gehirn hinein,
Die kräfftig in sie dringt und gehet:
Worinn denn eigentlich des Schmeckens Krafft bestehet.


Wenn die Bewegung hart und strenge,
Und daß der kleinen Cörper Menge,
Wodurch die Nerven starck gedrücket seyn,
Sehr spitzig, sich zu tieff in sie versencken;
Mißfället uns der Druck, nimmt nus mit Eckel ein.
Wie
Von dem Geſchmack.
Man kan durch den Geſchmack, den dieſe Saͤffte
Auf ſo viel Art in uns erwecken,
Durch ihres Eindrucks viel und mannigfache Kraͤffte,
Da ſie bald ſuͤß, bald ſtarck, bald ſcharff ſind, das entdecken:
Daß ſie in uns allein.
Doch was die Coͤrperchen, die ſie erzeugen, ſeyn;
Macht der drauf ſinnende Verſtand
Uns nur allein bekannt.


Von Coͤrpern, welche ſchmackbar ſind,
Muß man ſich vorzuſtellen wiſſen,
Daß ſich vom Gantzen abgeriſſen
Viel kleine Coͤrper ſondern muſſen,
Die aufs bewegliche Geweb’, (aus den die Zungen
Verwunderlich zuſammen ſind geſchlungen;)
Zu wuͤrcken faͤhig ſind. Die Coͤrper, wie wir ſehn,
Vergnuͤgen unſre Zung’ auf tauſend Art,
Durch Theilchen, die beweglich, rund und zart.
Durch andere, die lang und ſpitzig ſeyn,
Druckt ihre Krafft ſich ins Gehirn hinein,
Die kraͤfftig in ſie dringt und gehet:
Worinn denn eigentlich des Schmeckens Krafft beſtehet.


Wenn die Bewegung hart und ſtrenge,
Und daß der kleinen Coͤrper Menge,
Wodurch die Nerven ſtarck gedruͤcket ſeyn,
Sehr ſpitzig, ſich zu tieff in ſie verſencken;
Mißfaͤllet uns der Druck, nimmt nus mit Eckel ein.
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0361" n="331"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von dem Ge&#x017F;chmack.</hi> </fw><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Man kan durch den Ge&#x017F;chmack, den die&#x017F;e Sa&#x0364;ffte</l><lb/>
                <l>Auf &#x017F;o viel Art in uns erwecken,</l><lb/>
                <l>Durch ihres Eindrucks viel und mannigfache Kra&#x0364;ffte,</l><lb/>
                <l>Da &#x017F;ie bald &#x017F;u&#x0364;ß, bald &#x017F;tarck, bald &#x017F;charff &#x017F;ind, das entdecken:</l><lb/>
                <l>Daß &#x017F;ie in uns allein.</l><lb/>
                <l>Doch was die Co&#x0364;rperchen, die &#x017F;ie erzeugen, &#x017F;eyn;</l><lb/>
                <l>Macht der drauf &#x017F;innende Ver&#x017F;tand</l><lb/>
                <l>Uns nur allein bekannt.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">V</hi>on Co&#x0364;rpern, welche &#x017F;chmackbar &#x017F;ind,</l><lb/>
                <l>Muß man &#x017F;ich vorzu&#x017F;tellen wi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Daß &#x017F;ich vom Gantzen abgeri&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
                <l>Viel kleine Co&#x0364;rper &#x017F;ondern mu&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Die aufs bewegliche Geweb&#x2019;, (aus den die Zungen</l><lb/>
                <l>Verwunderlich zu&#x017F;ammen &#x017F;ind ge&#x017F;chlungen;)</l><lb/>
                <l>Zu wu&#x0364;rcken fa&#x0364;hig &#x017F;ind. Die Co&#x0364;rper, wie wir &#x017F;ehn,</l><lb/>
                <l>Vergnu&#x0364;gen un&#x017F;re Zung&#x2019; auf tau&#x017F;end Art,</l><lb/>
                <l>Durch Theilchen, die beweglich, rund und zart.</l><lb/>
                <l>Durch andere, die lang und &#x017F;pitzig &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Druckt ihre Krafft &#x017F;ich ins Gehirn hinein,</l><lb/>
                <l>Die kra&#x0364;fftig in &#x017F;ie dringt und gehet:</l><lb/>
                <l>Worinn denn eigentlich des Schmeckens Krafft be&#x017F;tehet.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">W</hi>enn die Bewegung hart und &#x017F;trenge,</l><lb/>
                <l>Und daß der kleinen Co&#x0364;rper Menge,</l><lb/>
                <l>Wodurch die Nerven &#x017F;tarck gedru&#x0364;cket &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Sehr &#x017F;pitzig, &#x017F;ich zu tieff in &#x017F;ie ver&#x017F;encken;</l><lb/>
                <l>Mißfa&#x0364;llet uns der Druck, nimmt nus mit Eckel ein.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0361] Von dem Geſchmack. Man kan durch den Geſchmack, den dieſe Saͤffte Auf ſo viel Art in uns erwecken, Durch ihres Eindrucks viel und mannigfache Kraͤffte, Da ſie bald ſuͤß, bald ſtarck, bald ſcharff ſind, das entdecken: Daß ſie in uns allein. Doch was die Coͤrperchen, die ſie erzeugen, ſeyn; Macht der drauf ſinnende Verſtand Uns nur allein bekannt. Von Coͤrpern, welche ſchmackbar ſind, Muß man ſich vorzuſtellen wiſſen, Daß ſich vom Gantzen abgeriſſen Viel kleine Coͤrper ſondern muſſen, Die aufs bewegliche Geweb’, (aus den die Zungen Verwunderlich zuſammen ſind geſchlungen;) Zu wuͤrcken faͤhig ſind. Die Coͤrper, wie wir ſehn, Vergnuͤgen unſre Zung’ auf tauſend Art, Durch Theilchen, die beweglich, rund und zart. Durch andere, die lang und ſpitzig ſeyn, Druckt ihre Krafft ſich ins Gehirn hinein, Die kraͤfftig in ſie dringt und gehet: Worinn denn eigentlich des Schmeckens Krafft beſtehet. Wenn die Bewegung hart und ſtrenge, Und daß der kleinen Coͤrper Menge, Wodurch die Nerven ſtarck gedruͤcket ſeyn, Sehr ſpitzig, ſich zu tieff in ſie verſencken; Mißfaͤllet uns der Druck, nimmt nus mit Eckel ein. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/361
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/361>, abgerufen am 28.11.2024.