Doch wie vom Vorwurff nun die Würckungen geschehen, Und, was er eigentlich, das wollen wir besehen.
Wir mögen scharffen Stahl, wir mögen Feur empfinden, So wird die Würckung uns, darauf zu sehn, verbinden, Auf welche Weis und Art dies brennt und jenes sticht. Wir sprechen hier von unsrer Seele nicht. Jch wil davon zu andrer Zeit gedencken; Zu Anfangs müssen wir uns zu den Cörpern lencken.
Vor allen wird man sich dahin bestreben müssen, Wil man die Harmonie der Sinnen unterscheiden, Die einzelnen Bewegungen zu wissen, Die wir in unsern Cörpern leiden, Wie ihre Würckung sich in uns erzeigen kan. Die Cörper allzumal, die uns berühren, Bestehn, aus Cörperchen, die keine Augen spüren, Die, auf verschiedne Art vermischt, zusammen kleben. Wenn aber unser Blick umsonst sie sucht zu finden; So lasset uns dahin im Dencken doch bestreben, Um jede einzelne Figur Der Theilchen, von dem Stoff in der Natur, Durch ihre Würckung zu ergründen: Dadurch wir denn vermögend sind zu fassen, Durch welchen Druck und Trieb wir uns bewegen lassen.
Ein Theilchen wird bewegt, ein Cörper legt sich an, Es drücket uns ein Ding, es stösst uns, oder sticht; So liegt doch alles, was geschicht, An der Bewegung und Figur.
Ein
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Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen.
Doch wie vom Vorwurff nun die Wuͤrckungen geſchehen, Und, was er eigentlich, das wollen wir beſehen.
Wir moͤgen ſcharffen Stahl, wir moͤgen Feur empfinden, So wird die Wuͤrckung uns, darauf zu ſehn, verbinden, Auf welche Weis und Art dies brennt und jenes ſticht. Wir ſprechen hier von unſrer Seele nicht. Jch wil davon zu andrer Zeit gedencken; Zu Anfangs muͤſſen wir uns zu den Coͤrpern lencken.
Vor allen wird man ſich dahin beſtreben muͤſſen, Wil man die Harmonie der Sinnen unterſcheiden, Die einzelnen Bewegungen zu wiſſen, Die wir in unſern Coͤrpern leiden, Wie ihre Wuͤrckung ſich in uns erzeigen kan. Die Coͤrper allzumal, die uns beruͤhren, Beſtehn, aus Coͤrperchen, die keine Augen ſpuͤren, Die, auf verſchiedne Art vermiſcht, zuſammen kleben. Wenn aber unſer Blick umſonſt ſie ſucht zu finden; So laſſet uns dahin im Dencken doch beſtreben, Um jede einzelne Figur Der Theilchen, von dem Stoff in der Natur, Durch ihre Wuͤrckung zu ergruͤnden: Dadurch wir denn vermoͤgend ſind zu faſſen, Durch welchen Druck und Trieb wir uns bewegen laſſen.
Ein Theilchen wird bewegt, ein Coͤrper legt ſich an, Es druͤcket uns ein Ding, es ſtoͤſſt uns, oder ſticht; So liegt doch alles, was geſchicht, An der Bewegung und Figur.
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Von den fuͤhlbaren Vorwuͤrffen.
Doch wie vom Vorwurff nun die Wuͤrckungen geſchehen,
Und, was er eigentlich, das wollen wir beſehen.
Wir moͤgen ſcharffen Stahl, wir moͤgen Feur empfinden,
So wird die Wuͤrckung uns, darauf zu ſehn, verbinden,
Auf welche Weis und Art dies brennt und jenes ſticht.
Wir ſprechen hier von unſrer Seele nicht.
Jch wil davon zu andrer Zeit gedencken;
Zu Anfangs muͤſſen wir uns zu den Coͤrpern lencken.
Vor allen wird man ſich dahin beſtreben muͤſſen,
Wil man die Harmonie der Sinnen unterſcheiden,
Die einzelnen Bewegungen zu wiſſen,
Die wir in unſern Coͤrpern leiden,
Wie ihre Wuͤrckung ſich in uns erzeigen kan.
Die Coͤrper allzumal, die uns beruͤhren,
Beſtehn, aus Coͤrperchen, die keine Augen ſpuͤren,
Die, auf verſchiedne Art vermiſcht, zuſammen kleben.
Wenn aber unſer Blick umſonſt ſie ſucht zu finden;
So laſſet uns dahin im Dencken doch beſtreben,
Um jede einzelne Figur
Der Theilchen, von dem Stoff in der Natur,
Durch ihre Wuͤrckung zu ergruͤnden:
Dadurch wir denn vermoͤgend ſind zu faſſen,
Durch welchen Druck und Trieb wir uns bewegen laſſen.
Ein Theilchen wird bewegt, ein Coͤrper legt ſich an,
Es druͤcket uns ein Ding, es ſtoͤſſt uns, oder ſticht;
So liegt doch alles, was geſchicht,
An der Bewegung und Figur.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/309>, abgerufen am 17.07.2024.
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