Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von den Jahrs-Zeiten. So breitet das Gestirn voll Flammen, Glantz und Brunst, Auf unsern runden Creis, der immer um sie flieht, Erst einen heissen Schein. Der Landmann, braun gefärbt, Erhitzt durch seinen Strahl, Erhebt so dann und erbt Vom gelben Feld', im lauen Schweisse, Die Unschuld-volle Frucht von seinem Fleisse. Jn Garben sammlet er und bindet Das, woran er sein Glück und seine Freude findet. Wenn endlich vollends gar so Barchus, als Pomone Sich eine Crone Von Trauben und von Früchten winden, Und man derselben Ruhm durch lautes Jauchzen mehrt, Weil, durch des Herbsts Geschenck, des Frühlings Hoffen Erfüllet ist und eingetroffen; So wird durch minder Feur der Creis der Welt verklärt. Die Sonne, welche scheint am Firmamente Als wenn sie rückwerts rennte, Wirfft ein gemildert Feur, bey etwas kürtzern Tagen, Und kocht im Reben-Laub den edlen Safft, Der bey so manchen Fest uns manche Freude schafft. Jn Bäumen, welche Früchte tragen, Erhält sie ihren Safft, verdünnt und macht ihn fliessen, So, daß er auswerts sich im Dunst nicht kan ergiessen. Durch ein gemächliches Bewegen Treibt sie ihn in die hole Rören Bis daß die Frücht'entstehn, die so viel Anmuht hegen, Die mit so holden Ruch und Farben, Nas' und Augen Sehr zu vergnügen taugen, Und dem Geschmack zugleich so manche Lust gewähren. Wann R 3
Von den Jahrs-Zeiten. So breitet das Geſtirn voll Flammen, Glantz und Brunſt, Auf unſern runden Creis, der immer um ſie flieht, Erſt einen heiſſen Schein. Der Landmann, braun gefaͤrbt, Erhitzt durch ſeinen Strahl, Erhebt ſo dann und erbt Vom gelben Feld’, im lauen Schweiſſe, Die Unſchuld-volle Frucht von ſeinem Fleiſſe. Jn Garben ſammlet er und bindet Das, woran er ſein Gluͤck und ſeine Freude findet. Wenn endlich vollends gar ſo Barchus, als Pomone Sich eine Crone Von Trauben und von Fruͤchten winden, Und man derſelben Ruhm durch lautes Jauchzen mehrt, Weil, durch des Herbſts Geſchenck, des Fruͤhlings Hoffen Erfuͤllet iſt und eingetroffen; So wird durch minder Feur der Creis der Welt verklaͤrt. Die Sonne, welche ſcheint am Firmamente Als wenn ſie ruͤckwerts rennte, Wirfft ein gemildert Feur, bey etwas kuͤrtzern Tagen, Und kocht im Reben-Laub den edlen Safft, Der bey ſo manchen Feſt uns manche Freude ſchafft. Jn Baͤumen, welche Fruͤchte tragen, Erhaͤlt ſie ihren Safft, verduͤnnt und macht ihn flieſſen, So, daß er auswerts ſich im Dunſt nicht kan ergieſſen. Durch ein gemaͤchliches Bewegen Treibt ſie ihn in die hole Roͤren Bis daß die Fruͤcht’entſtehn, die ſo viel Anmuht hegen, Die mit ſo holden Ruch und Farben, Naſ’ und Augen Sehr zu vergnuͤgen taugen, Und dem Geſchmack zugleich ſo manche Luſt gewaͤhren. Wann R 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0291" n="261"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Jahrs-Zeiten.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <l>So breitet das Geſtirn voll Flammen, Glantz und Brunſt,</l><lb/> <l>Auf unſern runden Creis, der immer um ſie flieht,</l><lb/> <l>Erſt einen heiſſen Schein. Der Landmann, braun gefaͤrbt,</l><lb/> <l>Erhitzt durch ſeinen Strahl,</l><lb/> <l>Erhebt ſo dann und erbt</l><lb/> <l>Vom gelben Feld’, im lauen Schweiſſe,</l><lb/> <l>Die Unſchuld-volle Frucht von ſeinem Fleiſſe.</l><lb/> <l>Jn Garben ſammlet er und bindet</l><lb/> <l>Das, woran er ſein Gluͤck und ſeine Freude findet.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn endlich vollends gar ſo Barchus, als Pomone</l><lb/> <l>Sich eine Crone</l><lb/> <l>Von Trauben und von Fruͤchten winden,</l><lb/> <l>Und man derſelben Ruhm durch lautes Jauchzen mehrt,</l><lb/> <l>Weil, durch des <hi rendition="#fr">Herbſts</hi> Geſchenck, des Fruͤhlings Hoffen</l><lb/> <l>Erfuͤllet iſt und eingetroffen;</l><lb/> <l>So wird durch minder Feur der Creis der Welt verklaͤrt.</l><lb/> <l>Die Sonne, welche ſcheint am Firmamente</l><lb/> <l>Als wenn ſie ruͤckwerts rennte,</l><lb/> <l>Wirfft ein gemildert Feur, bey etwas kuͤrtzern Tagen,</l><lb/> <l>Und kocht im Reben-Laub den edlen Safft,</l><lb/> <l>Der bey ſo manchen Feſt uns manche Freude ſchafft.</l><lb/> <l>Jn Baͤumen, welche Fruͤchte tragen,</l><lb/> <l>Erhaͤlt ſie ihren Safft, verduͤnnt und macht ihn flieſſen,</l><lb/> <l>So, daß er auswerts ſich im Dunſt nicht kan ergieſſen.</l><lb/> <l>Durch ein gemaͤchliches Bewegen</l><lb/> <l>Treibt ſie ihn in die hole Roͤren</l><lb/> <l>Bis daß die Fruͤcht’entſtehn, die ſo viel Anmuht hegen,</l><lb/> <l>Die mit ſo holden Ruch und Farben, Naſ’ und Augen</l><lb/> <l>Sehr zu vergnuͤgen taugen,</l><lb/> <l>Und dem Geſchmack zugleich ſo manche Luſt gewaͤhren.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">R 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Wann</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [261/0291]
Von den Jahrs-Zeiten.
So breitet das Geſtirn voll Flammen, Glantz und Brunſt,
Auf unſern runden Creis, der immer um ſie flieht,
Erſt einen heiſſen Schein. Der Landmann, braun gefaͤrbt,
Erhitzt durch ſeinen Strahl,
Erhebt ſo dann und erbt
Vom gelben Feld’, im lauen Schweiſſe,
Die Unſchuld-volle Frucht von ſeinem Fleiſſe.
Jn Garben ſammlet er und bindet
Das, woran er ſein Gluͤck und ſeine Freude findet.
Wenn endlich vollends gar ſo Barchus, als Pomone
Sich eine Crone
Von Trauben und von Fruͤchten winden,
Und man derſelben Ruhm durch lautes Jauchzen mehrt,
Weil, durch des Herbſts Geſchenck, des Fruͤhlings Hoffen
Erfuͤllet iſt und eingetroffen;
So wird durch minder Feur der Creis der Welt verklaͤrt.
Die Sonne, welche ſcheint am Firmamente
Als wenn ſie ruͤckwerts rennte,
Wirfft ein gemildert Feur, bey etwas kuͤrtzern Tagen,
Und kocht im Reben-Laub den edlen Safft,
Der bey ſo manchen Feſt uns manche Freude ſchafft.
Jn Baͤumen, welche Fruͤchte tragen,
Erhaͤlt ſie ihren Safft, verduͤnnt und macht ihn flieſſen,
So, daß er auswerts ſich im Dunſt nicht kan ergieſſen.
Durch ein gemaͤchliches Bewegen
Treibt ſie ihn in die hole Roͤren
Bis daß die Fruͤcht’entſtehn, die ſo viel Anmuht hegen,
Die mit ſo holden Ruch und Farben, Naſ’ und Augen
Sehr zu vergnuͤgen taugen,
Und dem Geſchmack zugleich ſo manche Luſt gewaͤhren.
Wann
R 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |