Da zwischen Cörpern nun ein Leer unmüglich; So würckt ein Stoff, der nicht in unsre Sinne dringt, Und welchen die Bewegung doch gar füglich An alle Orte bringt; Die wunderbaren Ding', die unsre Augen Nicht gnugsam zu bewundern taugen. Die Furcht des Leeren ist ein eitler Nahm' allein, Jndem uns die Erfahrung lehret, Daß alle Cörper hol durchröhret, Und von dem Himmels-Stoff, der so gar düun und fein, Auch stets bereit sie durchzudringen; Gar leichtlich durchzudringen seyn.
Es zeigt die Lufft, so man zusammen drängt und presst, Jn einen kleinen Raum, durch enge Röhren, Daß die Struetur von ihren Cörperlein, So nicht einmal zu sehen seyn, Doch andern noch den Durchgang lässt. Man sieht durch diesen Druck die Oeffnungen der Lufft, Erfüllt mit solchem dünnen Dufft; Wogegen sie selbst grob. Ein Stoff, der allezeit Jn unveränderlich-stets reger Flüchtigkeit. Der, da er die Figur zu ändern stets geschickt, Sich in die Oeffnungen der andern Cörper drückt, Die so verschiedlich sind. Der das Bewegen lehrt, Jndem er seine Krafft beym kleinsten Druck vermehrt.
Es
Q
Von der Subtilen Materie.
Von der Subtilen Materie.
Da zwiſchen Coͤrpern nun ein Leer unmuͤglich; So wuͤrckt ein Stoff, der nicht in unſre Sinne dringt, Und welchen die Bewegung doch gar fuͤglich An alle Orte bringt; Die wunderbaren Ding’, die unſre Augen Nicht gnugſam zu bewundern taugen. Die Furcht des Leeren iſt ein eitler Nahm’ allein, Jndem uns die Erfahrung lehret, Daß alle Coͤrper hol durchroͤhret, Und von dem Himmels-Stoff, der ſo gar duͤun und fein, Auch ſtets bereit ſie durchzudringen; Gar leichtlich durchzudringen ſeyn.
Es zeigt die Lufft, ſo man zuſammen draͤngt und preſſt, Jn einen kleinen Raum, durch enge Roͤhren, Daß die Struetur von ihren Coͤrperlein, So nicht einmal zu ſehen ſeyn, Doch andern noch den Durchgang laͤſſt. Man ſieht durch dieſen Druck die Oeffnungen der Lufft, Erfüllt mit ſolchem duͤnnen Dufft; Wogegen ſie ſelbſt grob. Ein Stoff, der allezeit Jn unveraͤnderlich-ſtets reger Fluͤchtigkeit. Der, da er die Figur zu aͤndern ſtets geſchickt, Sich in die Oeffnungen der andern Coͤrper druͤckt, Die ſo verſchiedlich ſind. Der das Bewegen lehrt, Jndem er ſeine Krafft beym kleinſten Druck vermehrt.
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Von der Subtilen Materie.
Von der Subtilen Materie.
Da zwiſchen Coͤrpern nun ein Leer unmuͤglich;
So wuͤrckt ein Stoff, der nicht in unſre Sinne dringt,
Und welchen die Bewegung doch gar fuͤglich
An alle Orte bringt;
Die wunderbaren Ding’, die unſre Augen
Nicht gnugſam zu bewundern taugen.
Die Furcht des Leeren iſt ein eitler Nahm’ allein,
Jndem uns die Erfahrung lehret,
Daß alle Coͤrper hol durchroͤhret,
Und von dem Himmels-Stoff, der ſo gar duͤun und fein,
Auch ſtets bereit ſie durchzudringen;
Gar leichtlich durchzudringen ſeyn.
Es zeigt die Lufft, ſo man zuſammen draͤngt und preſſt,
Jn einen kleinen Raum, durch enge Roͤhren,
Daß die Struetur von ihren Coͤrperlein,
So nicht einmal zu ſehen ſeyn,
Doch andern noch den Durchgang laͤſſt.
Man ſieht durch dieſen Druck die Oeffnungen der Lufft,
Erfüllt mit ſolchem duͤnnen Dufft;
Wogegen ſie ſelbſt grob. Ein Stoff, der allezeit
Jn unveraͤnderlich-ſtets reger Fluͤchtigkeit.
Der, da er die Figur zu aͤndern ſtets geſchickt,
Sich in die Oeffnungen der andern Coͤrper druͤckt,
Die ſo verſchiedlich ſind. Der das Bewegen lehrt,
Jndem er ſeine Krafft beym kleinſten Druck vermehrt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/271>, abgerufen am 16.07.2024.
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