O Nein. Dergleichen stoltzer Wahn Schleicht sich noch nicht in die Gedancken; Mein Vorsatz setzt sich engre Schrancken Und führt mich nur auf sichre Bahn. Du kanst Dir selbst ein Denckmahl stiften, Das würcklich aller Endschaft frey: Der letzte Leser Deiner Schriften Stimmt stets des ersten Lob-Spruch bey.
Wer hat, wie Du, das weite Reich Der herrschenden Natur besungen? Wem sind die Töne je gelungen, Die deiner Sayten Wohlklang gleich? Das Ansehu Teutscher Pierinnen Wird jetzt durch Brockes Ruhm vermehrt; Uns scheint der Reichthum sremder Sinnen Schon weniger beneidenswehrt.
Gleicht Poesie der Mahlerey Und kan in wohlgetroffnen Bildern Homer, wie der Apelles, schildern; So leg' ich, Brocks, Dir beyde bey. Jst doch, wie wir zu sagen pflegen, Ein jedes Bild ein stumm Gedicht, Und also ein Gedicht hingegen Nur eine Mahlerey, so spricht.
Was zeigst Du nicht für Kunst, für Fleiß Jn der Gemählde schönen Zügen, Womit Dein Jrrdisches Vergnügen Uns Himmels-Lust zu machen weiß! Ein Schatz vollkommner Aehnlichkeiten Schmückt und bereichert jedes Bild, So einst das Auge später Zeiten Mit freudiger Bewundrung füllt.
Hi[er]
O Nein. Dergleichen ſtoltzer Wahn Schleicht ſich noch nicht in die Gedancken; Mein Vorſatz ſetzt ſich engre Schrancken Und fuͤhrt mich nur auf ſichre Bahn. Du kanſt Dir ſelbſt ein Denckmahl ſtiften, Das wuͤrcklich aller Endſchaft frey: Der letzte Leſer Deiner Schriften Stimmt ſtets des erſten Lob-Spruch bey.
Wer hat, wie Du, das weite Reich Der herrſchenden Natur beſungen? Wem ſind die Toͤne je gelungen, Die deiner Sayten Wohlklang gleich? Das Anſehu Teutſcher Pierinnen Wird jetzt durch Brockes Ruhm vermehrt; Uns ſcheint der Reichthum ſremder Sinnen Schon weniger beneidenswehrt.
Gleicht Poeſie der Mahlerey Und kan in wohlgetroffnen Bildern Homer, wie der Apelles, ſchildern; So leg’ ich, Brocks, Dir beyde bey. Jſt doch, wie wir zu ſagen pflegen, Ein jedes Bild ein ſtumm Gedicht, Und alſo ein Gedicht hingegen Nur eine Mahlerey, ſo ſpricht.
Was zeigſt Du nicht fuͤr Kunſt, fuͤr Fleiß Jn der Gemaͤhlde ſchoͤnen Zuͤgen, Womit Dein Jrrdiſches Vergnuͤgen Uns Himmels-Luſt zu machen weiß! Ein Schatz vollkommner Aehnlichkeiten Schmuͤckt und bereichert jedes Bild, So einſt das Auge ſpaͤter Zeiten Mit freudiger Bewundrung fuͤllt.
Hi[er]
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[0026]
O Nein. Dergleichen ſtoltzer Wahn
Schleicht ſich noch nicht in die Gedancken;
Mein Vorſatz ſetzt ſich engre Schrancken
Und fuͤhrt mich nur auf ſichre Bahn.
Du kanſt Dir ſelbſt ein Denckmahl ſtiften,
Das wuͤrcklich aller Endſchaft frey:
Der letzte Leſer Deiner Schriften
Stimmt ſtets des erſten Lob-Spruch bey.
Wer hat, wie Du, das weite Reich
Der herrſchenden Natur beſungen?
Wem ſind die Toͤne je gelungen,
Die deiner Sayten Wohlklang gleich?
Das Anſehu Teutſcher Pierinnen
Wird jetzt durch Brockes Ruhm vermehrt;
Uns ſcheint der Reichthum ſremder Sinnen
Schon weniger beneidenswehrt.
Gleicht Poeſie der Mahlerey
Und kan in wohlgetroffnen Bildern
Homer, wie der Apelles, ſchildern;
So leg’ ich, Brocks, Dir beyde bey.
Jſt doch, wie wir zu ſagen pflegen,
Ein jedes Bild ein ſtumm Gedicht,
Und alſo ein Gedicht hingegen
Nur eine Mahlerey, ſo ſpricht.
Was zeigſt Du nicht fuͤr Kunſt, fuͤr Fleiß
Jn der Gemaͤhlde ſchoͤnen Zuͤgen,
Womit Dein Jrrdiſches Vergnuͤgen
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/26>, abgerufen am 13.10.2024.
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