Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Jn diesem Stande nun, wo wir sie stetig sehn,
Behält sie allezeit im stets geraden Strich
Die Angeln unverrückt; dieselben wenden sich
Durch die so flüssige, als leicht und offne Höh'n,
Stets nach demselben Punct der grossen Welt.
So hat der SCHOEPFFER denn
Zu denen zwo Bewegungen
Auch eine Gleich-Geradigkeit gesellt,
Vermischt, doch nicht verwirrt. Man kan es leicht verstehn,
Und in dem folgenden Exempel deutlich sehn.
Es kan es die Vernunfft uns klärlich weisen
Jn einem von Magnet bestrichnen Eisen.
Die Gleichheit, die solch eine Nadel heget
Dort mit dem Firmament, muß wol erwogen seyn.
Wenn sie auf ihrer Spitz sich hin und her beweget,
Zu finden ihren rechten Ort,
Wird sie gar bald gehemmt an beyden Enden,
Und muß sie sich nach Süd und Nord
Beständig wenden.
Man weiß von diesem Stahl, so des Compasses Seele,
Daß es an einem Trieb von innen ihm stets fehle,
Und daß er Cörper, so unsichtbar, durch sich läss't,
Und zwar durch seine kleine Röhren,
Die sich nach beyden Angeln kehren,
Und bloß dem Drucke folgt, der ihn von aussen press't.


Dies ist vom Paralell ein ziemlich gleiches Bild.
Der Erden Oeffnungen verstatten
Den Cörpern, womit Lufft und Himmel angefüllt,
Von
N 4
Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Jn dieſem Stande nun, wo wir ſie ſtetig ſehn,
Behaͤlt ſie allezeit im ſtets geraden Strich
Die Angeln unverruͤckt; dieſelben wenden ſich
Durch die ſo fluͤſſige, als leicht und offne Hoͤh’n,
Stets nach demſelben Punct der groſſen Welt.
So hat der SCHOEPFFER denn
Zu denen zwo Bewegungen
Auch eine Gleich-Geradigkeit geſellt,
Vermiſcht, doch nicht verwirrt. Man kan es leicht verſtehn,
Und in dem folgenden Exempel deutlich ſehn.
Es kan es die Vernunfft uns klaͤrlich weiſen
Jn einem von Magnet beſtrichnen Eiſen.
Die Gleichheit, die ſolch eine Nadel heget
Dort mit dem Firmament, muß wol erwogen ſeyn.
Wenn ſie auf ihrer Spitz ſich hin und her beweget,
Zu finden ihren rechten Ort,
Wird ſie gar bald gehemmt an beyden Enden,
Und muß ſie ſich nach Suͤd und Nord
Beſtaͤndig wenden.
Man weiß von dieſem Stahl, ſo des Compaſſes Seele,
Daß es an einem Trieb von innen ihm ſtets fehle,
Und daß er Coͤrper, ſo unſichtbar, durch ſich laͤſſ’t,
Und zwar durch ſeine kleine Roͤhren,
Die ſich nach beyden Angeln kehren,
Und bloß dem Drucke folgt, der ihn von auſſen preſſ’t.


Dies iſt vom Paralell ein ziemlich gleiches Bild.
Der Erden Oeffnungen verſtatten
Den Coͤrpern, womit Lufft und Himmel angefuͤllt,
Von
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0229" n="199"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Sonne, Planeten, Firmament.</hi> </fw><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Jn die&#x017F;em Stande nun, wo wir &#x017F;ie &#x017F;tetig &#x017F;ehn,</l><lb/>
                <l>Beha&#x0364;lt &#x017F;ie allezeit im &#x017F;tets geraden Strich</l><lb/>
                <l>Die Angeln unverru&#x0364;ckt; die&#x017F;elben wenden &#x017F;ich</l><lb/>
                <l>Durch die &#x017F;o flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige, als leicht und offne Ho&#x0364;h&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Stets nach dem&#x017F;elben Punct der gro&#x017F;&#x017F;en Welt.</l><lb/>
                <l>So hat der SCHOEPFFER denn</l><lb/>
                <l>Zu denen zwo Bewegungen</l><lb/>
                <l>Auch eine Gleich-Geradigkeit ge&#x017F;ellt,</l><lb/>
                <l>Vermi&#x017F;cht, doch nicht verwirrt. Man kan es leicht ver&#x017F;tehn,</l><lb/>
                <l>Und in dem folgenden Exempel deutlich &#x017F;ehn.</l><lb/>
                <l>Es kan es die Vernunfft uns kla&#x0364;rlich wei&#x017F;en</l><lb/>
                <l>Jn einem von Magnet be&#x017F;trichnen Ei&#x017F;en.</l><lb/>
                <l>Die Gleichheit, die &#x017F;olch eine Nadel heget</l><lb/>
                <l>Dort mit dem Firmament, muß wol erwogen &#x017F;eyn.</l><lb/>
                <l>Wenn &#x017F;ie auf ihrer Spitz &#x017F;ich hin und her beweget,</l><lb/>
                <l>Zu finden ihren rechten Ort,</l><lb/>
                <l>Wird &#x017F;ie gar bald gehemmt an beyden Enden,</l><lb/>
                <l>Und muß &#x017F;ie &#x017F;ich nach Su&#x0364;d und Nord</l><lb/>
                <l>Be&#x017F;ta&#x0364;ndig wenden.</l><lb/>
                <l>Man weiß von die&#x017F;em Stahl, &#x017F;o des Compa&#x017F;&#x017F;es Seele,</l><lb/>
                <l>Daß es an einem Trieb von innen ihm &#x017F;tets fehle,</l><lb/>
                <l>Und daß er Co&#x0364;rper, &#x017F;o un&#x017F;ichtbar, durch &#x017F;ich la&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019;t,</l><lb/>
                <l>Und zwar durch &#x017F;eine kleine Ro&#x0364;hren,</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;ich nach beyden Angeln kehren,</l><lb/>
                <l>Und bloß dem Drucke folgt, der ihn von au&#x017F;&#x017F;en pre&#x017F;&#x017F;&#x2019;t.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>ies i&#x017F;t vom Paralell ein ziemlich gleiches Bild.</l><lb/>
                <l>Der Erden Oeffnungen ver&#x017F;tatten</l><lb/>
                <l>Den Co&#x0364;rpern, womit Lufft und Himmel angefu&#x0364;llt,</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">N 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0229] Von der Sonne, Planeten, Firmament. Jn dieſem Stande nun, wo wir ſie ſtetig ſehn, Behaͤlt ſie allezeit im ſtets geraden Strich Die Angeln unverruͤckt; dieſelben wenden ſich Durch die ſo fluͤſſige, als leicht und offne Hoͤh’n, Stets nach demſelben Punct der groſſen Welt. So hat der SCHOEPFFER denn Zu denen zwo Bewegungen Auch eine Gleich-Geradigkeit geſellt, Vermiſcht, doch nicht verwirrt. Man kan es leicht verſtehn, Und in dem folgenden Exempel deutlich ſehn. Es kan es die Vernunfft uns klaͤrlich weiſen Jn einem von Magnet beſtrichnen Eiſen. Die Gleichheit, die ſolch eine Nadel heget Dort mit dem Firmament, muß wol erwogen ſeyn. Wenn ſie auf ihrer Spitz ſich hin und her beweget, Zu finden ihren rechten Ort, Wird ſie gar bald gehemmt an beyden Enden, Und muß ſie ſich nach Suͤd und Nord Beſtaͤndig wenden. Man weiß von dieſem Stahl, ſo des Compaſſes Seele, Daß es an einem Trieb von innen ihm ſtets fehle, Und daß er Coͤrper, ſo unſichtbar, durch ſich laͤſſ’t, Und zwar durch ſeine kleine Roͤhren, Die ſich nach beyden Angeln kehren, Und bloß dem Drucke folgt, der ihn von auſſen preſſ’t. Dies iſt vom Paralell ein ziemlich gleiches Bild. Der Erden Oeffnungen verſtatten Den Coͤrpern, womit Lufft und Himmel angefuͤllt, Von N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/229
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/229>, abgerufen am 23.11.2024.