Sein unveränderlich, unsterblich fruchtbar Wesen Als er zu Anfangs in die Welt Durch die Bewegung recht den Geist hineingebracht, Ließ das darinn, durch welches sie sich rühret. Und unterhält sie noch, so wie er sie formiret.
Es senckte GOTT, doch in gewisser Maasse nur, Jn die Materie Ruh und Bewegung ein. Und Seine Macht verschafft, daß sie in der Natur Jn steter Meng und Gleichheit seyn. Doch kan man leicht hiebey entdecken Daß, da so viele Ding all'Augenblick sich ändern, Auch ihr Bewegen sich auf andre müß' erstrecken. Ein Cörper giebt es bald, empfänget es auch leicht, Da er denn stets so viel verlieret, Als wie er einen andern reicht. Durch diesen lieblichen Zusammenklang, Und herrlichen Zusammenhang Wird stets in der Natur derselbe Stand verspüret. Man sieht, daß alles sich verändert und vertreibet, Man sieht, daß alles immer bleibet.
Ein jeder Cörper hat Bewegung und auch Ruh in einem gleichen Grad': So wie ein Cörper stets der ruht, in Ruhe bleibet, Wo ihn ein andrer nicht aus seiner Ruhe treibet; So müssen Cörper, die sich regen, Ohn Unterlaß sich auch bewegen, Wo Cörper ihnen nicht im Lauff entgegen gehn, Und ihnen widerstehn.
Wir
Von den Geſetzen der Bewegung.
Sein unveraͤnderlich, unſterblich fruchtbar Weſen Als er zu Anfangs in die Welt Durch die Bewegung recht den Geiſt hineingebracht, Ließ das darinn, durch welches ſie ſich ruͤhret. Und unterhaͤlt ſie noch, ſo wie er ſie formiret.
Es ſenckte GOTT, doch in gewiſſer Maaſſe nur, Jn die Materie Ruh und Bewegung ein. Und Seine Macht verſchafft, daß ſie in der Natur Jn ſteter Meng und Gleichheit ſeyn. Doch kan man leicht hiebey entdecken Daß, da ſo viele Ding all’Augenblick ſich aͤndern, Auch ihr Bewegen ſich auf andre muͤß’ erſtrecken. Ein Coͤrper giebt es bald, empfaͤnget es auch leicht, Da er denn ſtets ſo viel verlieret, Als wie er einen andern reicht. Durch dieſen lieblichen Zuſammenklang, Und herrlichen Zuſammenhang Wird ſtets in der Natur derſelbe Stand verſpuͤret. Man ſieht, daß alles ſich veraͤndert und vertreibet, Man ſieht, daß alles immer bleibet.
Ein jeder Coͤrper hat Bewegung und auch Ruh in einem gleichen Grad’: So wie ein Coͤrper ſtets der ruht, in Ruhe bleibet, Wo ihn ein andrer nicht aus ſeiner Ruhe treibet; So muͤſſen Coͤrper, die ſich regen, Ohn Unterlaß ſich auch bewegen, Wo Coͤrper ihnen nicht im Lauff entgegen gehn, Und ihnen widerſtehn.
Wir
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Von den Geſetzen der Bewegung.
Sein unveraͤnderlich, unſterblich fruchtbar Weſen
Als er zu Anfangs in die Welt
Durch die Bewegung recht den Geiſt hineingebracht,
Ließ das darinn, durch welches ſie ſich ruͤhret.
Und unterhaͤlt ſie noch, ſo wie er ſie formiret.
Es ſenckte GOTT, doch in gewiſſer Maaſſe nur,
Jn die Materie Ruh und Bewegung ein.
Und Seine Macht verſchafft, daß ſie in der Natur
Jn ſteter Meng und Gleichheit ſeyn.
Doch kan man leicht hiebey entdecken
Daß, da ſo viele Ding all’Augenblick ſich aͤndern,
Auch ihr Bewegen ſich auf andre muͤß’ erſtrecken.
Ein Coͤrper giebt es bald, empfaͤnget es auch leicht,
Da er denn ſtets ſo viel verlieret,
Als wie er einen andern reicht.
Durch dieſen lieblichen Zuſammenklang,
Und herrlichen Zuſammenhang
Wird ſtets in der Natur derſelbe Stand verſpuͤret.
Man ſieht, daß alles ſich veraͤndert und vertreibet,
Man ſieht, daß alles immer bleibet.
Ein jeder Coͤrper hat
Bewegung und auch Ruh in einem gleichen Grad’:
So wie ein Coͤrper ſtets der ruht, in Ruhe bleibet,
Wo ihn ein andrer nicht aus ſeiner Ruhe treibet;
So muͤſſen Coͤrper, die ſich regen,
Ohn Unterlaß ſich auch bewegen,
Wo Coͤrper ihnen nicht im Lauff entgegen gehn,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/137>, abgerufen am 27.07.2024.
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