So zart, so angenem vermischt Auf ihren off'nen Blättern schau. Wie wenn der Sonnen Licht an reine Wolken stralet, Jhr Glanz dieselben oft als Purpur malet; So scheint dein Gipfel in der Luft Ein rötlich-blau gefärbter Duft, Ein purpurnes Gewölk, zu seyn. Wann aber ich ein wenig in der Nähe Die schönen Bluhmen, die so klein, An einer Bluhm' in solcher Ordnung sehe; So kann man nicht mit grösserm Wolgefallen Der Feder-Büsche lieblichs Wallen, Als euren Bluhmen-Busch, sich sanft bewegen sehn. Die prächtige Figur ist, wie die Farbe, schön; Es ist jedwede Bluhm' ein ganzer Bluhmen-Strauß. Es sieht recht unvergleichlich aus, Wenn in die tausend oft an einem Stengel stehn, Wodurch sie, da sie sich so angenem vereinen, Nicht nur an Farb' und Bildung schöner scheinen; Selbst des Geruches Eigenschaft Wird so viel lieblicher durch die vereinte Kraft. Man wird im bunten Bluhmen-Reich Was stärkers wol, nicht leicht was sanfters, riechen können. Man wird nicht viel, so dir an Anmut gleich, Noch minder, so dich übertreffen, nennen. Es kommt mir der Geruch, den mein Geruch in dir Voll süsser Lieblichkeit entdecket, Fast recht natürlich für, Wie süsse Mandel-Milch der leckern Zunge schmecket,
Die
D 3
So zart, ſo angenem vermiſcht Auf ihren off’nen Blaͤttern ſchau. Wie wenn der Sonnen Licht an reine Wolken ſtralet, Jhr Glanz dieſelben oft als Purpur malet; So ſcheint dein Gipfel in der Luft Ein roͤtlich-blau gefaͤrbter Duft, Ein purpurnes Gewoͤlk, zu ſeyn. Wann aber ich ein wenig in der Naͤhe Die ſchoͤnen Bluhmen, die ſo klein, An einer Bluhm’ in ſolcher Ordnung ſehe; So kann man nicht mit groͤſſerm Wolgefallen Der Feder-Buͤſche lieblichs Wallen, Als euren Bluhmen-Buſch, ſich ſanft bewegen ſehn. Die praͤchtige Figur iſt, wie die Farbe, ſchoͤn; Es iſt jedwede Bluhm’ ein ganzer Bluhmen-Strauß. Es ſieht recht unvergleichlich aus, Wenn in die tauſend oft an einem Stengel ſtehn, Wodurch ſie, da ſie ſich ſo angenem vereinen, Nicht nur an Farb’ und Bildung ſchoͤner ſcheinen; Selbſt des Geruches Eigenſchaft Wird ſo viel lieblicher durch die vereinte Kraft. Man wird im bunten Bluhmen-Reich Was ſtaͤrkers wol, nicht leicht was ſanfters, riechen koͤnnen. Man wird nicht viel, ſo dir an Anmut gleich, Noch minder, ſo dich uͤbertreffen, nennen. Es kommt mir der Geruch, den mein Geruch in dir Voll ſuͤſſer Lieblichkeit entdecket, Faſt recht natuͤrlich fuͤr, Wie ſuͤſſe Mandel-Milch der leckern Zunge ſchmecket,
Die
D 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="18"><l><pbfacs="#f0089"n="53"/>
So zart, ſo angenem vermiſcht</l><lb/><l>Auf ihren off’nen Blaͤttern ſchau.</l><lb/><l>Wie wenn der Sonnen Licht an reine Wolken ſtralet,</l><lb/><l>Jhr Glanz dieſelben oft als Purpur malet;</l><lb/><l>So ſcheint dein Gipfel in der Luft</l><lb/><l>Ein roͤtlich-blau gefaͤrbter Duft,</l><lb/><l>Ein purpurnes Gewoͤlk, zu ſeyn.</l><lb/><l>Wann aber ich ein wenig in der Naͤhe</l><lb/><l>Die ſchoͤnen Bluhmen, die ſo klein,</l><lb/><l>An einer Bluhm’ in ſolcher Ordnung ſehe;</l><lb/><l>So kann man nicht mit groͤſſerm Wolgefallen</l><lb/><l>Der Feder-Buͤſche lieblichs Wallen,</l><lb/><l>Als euren Bluhmen-Buſch, ſich ſanft bewegen ſehn.</l><lb/><l>Die praͤchtige Figur iſt, wie die Farbe, ſchoͤn;</l><lb/><l>Es iſt jedwede Bluhm’ ein ganzer Bluhmen-Strauß.</l><lb/><l>Es ſieht recht unvergleichlich aus,</l><lb/><l>Wenn in die tauſend oft an einem Stengel ſtehn,</l><lb/><l>Wodurch ſie, da ſie ſich ſo angenem vereinen,</l><lb/><l>Nicht nur an Farb’ und Bildung ſchoͤner ſcheinen;</l><lb/><l>Selbſt des Geruches Eigenſchaft</l><lb/><l>Wird ſo viel lieblicher durch die vereinte Kraft.</l><lb/><l>Man wird im bunten Bluhmen-Reich</l><lb/><l>Was ſtaͤrkers wol, nicht leicht was ſanfters, riechen koͤnnen.</l><lb/><l>Man wird nicht viel, ſo dir an Anmut gleich,</l><lb/><l>Noch minder, ſo dich uͤbertreffen, nennen.</l><lb/><l>Es kommt mir der Geruch, den mein Geruch in dir</l><lb/><l>Voll ſuͤſſer Lieblichkeit entdecket,</l><lb/><l>Faſt recht natuͤrlich fuͤr,</l><lb/><l>Wie ſuͤſſe Mandel-Milch der leckern Zunge ſchmecket,</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="sig">D 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[53/0089]
So zart, ſo angenem vermiſcht
Auf ihren off’nen Blaͤttern ſchau.
Wie wenn der Sonnen Licht an reine Wolken ſtralet,
Jhr Glanz dieſelben oft als Purpur malet;
So ſcheint dein Gipfel in der Luft
Ein roͤtlich-blau gefaͤrbter Duft,
Ein purpurnes Gewoͤlk, zu ſeyn.
Wann aber ich ein wenig in der Naͤhe
Die ſchoͤnen Bluhmen, die ſo klein,
An einer Bluhm’ in ſolcher Ordnung ſehe;
So kann man nicht mit groͤſſerm Wolgefallen
Der Feder-Buͤſche lieblichs Wallen,
Als euren Bluhmen-Buſch, ſich ſanft bewegen ſehn.
Die praͤchtige Figur iſt, wie die Farbe, ſchoͤn;
Es iſt jedwede Bluhm’ ein ganzer Bluhmen-Strauß.
Es ſieht recht unvergleichlich aus,
Wenn in die tauſend oft an einem Stengel ſtehn,
Wodurch ſie, da ſie ſich ſo angenem vereinen,
Nicht nur an Farb’ und Bildung ſchoͤner ſcheinen;
Selbſt des Geruches Eigenſchaft
Wird ſo viel lieblicher durch die vereinte Kraft.
Man wird im bunten Bluhmen-Reich
Was ſtaͤrkers wol, nicht leicht was ſanfters, riechen koͤnnen.
Man wird nicht viel, ſo dir an Anmut gleich,
Noch minder, ſo dich uͤbertreffen, nennen.
Es kommt mir der Geruch, den mein Geruch in dir
Voll ſuͤſſer Lieblichkeit entdecket,
Faſt recht natuͤrlich fuͤr,
Wie ſuͤſſe Mandel-Milch der leckern Zunge ſchmecket,
Die
D 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/89>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.