Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Majus. Willkommen, liebster May! wie lieblich und wie schönJst alles, was wir in dir hören, Empfinden, schmecken, riechen, sehn! Jn reinen Lüften flamm't ein fast Sapphir'nes Blau, Jn welchem ich mit Lustviel güld'ne Berge schau. Der Erden runde Brust, das fette Land, Bedeckt ein liebliches Smaragden-gleich Gewand. Der Bluhmen-Heer durchwirkt ein fast lebendig Grün. Ein reines Silber blinkt in der bestral'ten Flut, Und auch zugleich auf Bäumen, welche blühn. Die süsse Macht der holden Liebe Erfüll't das fast erstarrte Blut Mit der so angenemen Gluht Der lieblichen Vermehrungs-Triebe. Ach sehet, wie in den beblühmten Feldern So manches munt're Lämmchen springt! Ach hör't, wie in begrün'ten Wäldern So manche Nachtigal, so manche Drossel singt! Ach riecht die balsamir'ten Düfte! Ach fühlt das Schmeicheln lauer Lüfte! Ach schmeckt in Kräutern, im Spinat, Jn Spargel, Hopfen und Salat So mancherley Blut-reinigende Kraft, So manchen angenemen Saft, Und denkt in dieser Frühlings-Lust, Mit Dank- und Lust-erfüll'ter Brust, An Den, Der alle Pracht Zu
Majus. Willkommen, liebſter May! wie lieblich und wie ſchoͤnJſt alles, was wir in dir hoͤren, Empfinden, ſchmecken, riechen, ſehn! Jn reinen Luͤften flamm’t ein faſt Sapphir’nes Blau, Jn welchem ich mit Luſtviel guͤld’ne Berge ſchau. Der Erden runde Bruſt, das fette Land, Bedeckt ein liebliches Smaragden-gleich Gewand. Der Bluhmen-Heer durchwirkt ein faſt lebendig Gruͤn. Ein reines Silber blinkt in der beſtral’ten Flut, Und auch zugleich auf Baͤumen, welche bluͤhn. Die ſuͤſſe Macht der holden Liebe Erfuͤll’t das faſt erſtarrte Blut Mit der ſo angenemen Gluht Der lieblichen Vermehrungs-Triebe. Ach ſehet, wie in den bebluͤhmten Feldern So manches munt’re Laͤmmchen ſpringt! Ach hoͤr’t, wie in begruͤn’ten Waͤldern So manche Nachtigal, ſo manche Droſſel ſingt! Ach riecht die balſamir’ten Duͤfte! Ach fuͤhlt das Schmeicheln lauer Luͤfte! Ach ſchmeckt in Kraͤutern, im Spinat, Jn Spargel, Hopfen und Salat So mancherley Blut-reinigende Kraft, So manchen angenemen Saft, Und denkt in dieſer Fruͤhlings-Luſt, Mit Dank- und Luſt-erfuͤll’ter Bruſt, An Den, Der alle Pracht Zu
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Majus.
Willkommen, liebſter May! wie lieblich und wie ſchoͤn
Jſt alles, was wir in dir hoͤren,
Empfinden, ſchmecken, riechen, ſehn!
Jn reinen Luͤften flamm’t ein faſt Sapphir’nes Blau,
Jn welchem ich mit Luſtviel guͤld’ne Berge ſchau.
Der Erden runde Bruſt, das fette Land,
Bedeckt ein liebliches Smaragden-gleich Gewand.
Der Bluhmen-Heer durchwirkt ein faſt lebendig Gruͤn.
Ein reines Silber blinkt in der beſtral’ten Flut,
Und auch zugleich auf Baͤumen, welche bluͤhn.
Die ſuͤſſe Macht der holden Liebe
Erfuͤll’t das faſt erſtarrte Blut
Mit der ſo angenemen Gluht
Der lieblichen Vermehrungs-Triebe.
Ach ſehet, wie in den bebluͤhmten Feldern
So manches munt’re Laͤmmchen ſpringt!
Ach hoͤr’t, wie in begruͤn’ten Waͤldern
So manche Nachtigal, ſo manche Droſſel ſingt!
Ach riecht die balſamir’ten Duͤfte!
Ach fuͤhlt das Schmeicheln lauer Luͤfte!
Ach ſchmeckt in Kraͤutern, im Spinat,
Jn Spargel, Hopfen und Salat
So mancherley Blut-reinigende Kraft,
So manchen angenemen Saft,
Und denkt in dieſer Fruͤhlings-Luſt,
Mit Dank- und Luſt-erfuͤll’ter Bruſt,
An Den, Der alle Pracht
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