Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Aprilis. Jn dieser holden Zeit, im glänzenden April,Da alles grünet, blüht und sich erneuren will; Erscheinet die Natur in einem neuen Kleide. Lasur-blau schmückt die Luft, das Feld ein lieblich grün; Das Wasser wall't und glänzt, die saft'gen Bäume blühn; Kurz: Himmel, Erd' und Flut wird uns zur Augen-Weide. Selbst die Veränderung des Wetters dieser Zeit Vermehrt, durch Warm und Naß, der Erde Fruchtbarkeit. Schau, Sele, dieß mit Lust zusamt der Arbeit an, Die itzt ein Gärtner treibt, wie auch der Ackers Mann! Jn diesem Monat drückt annoch ein krummes Joch Der Ochsen starken Hals, man pflüg't und eget noch, Man säet Sommer-Korn, Gerst, Habern, Wicken, Weizen, Durch nette Furchen wird das fette Land gebant, Man säet Wurzel-Werk, man pflanzt und säet Kraut. Ach mögte dieses doch uns zur Empfindung reizen, Und dann Demjenigen zum Ruhm, Der Kunst und Kraft, Der Saft und Fähigkeit uns und der Erde schafft! Der Gärtner propfet itzt, vertreibt den Garten-Floh, Der zarten Kräuter Feind, mit Asch' und Gärber-Loh; Die Leinwand wird gebleicht, ein schwacher Baum genetzt Mit Feuchtigkeit vom Mist, so ihm die Kraft ersetzt, Die Schafe scheeret man, man räumt und wässert Wiesen. Da alles im April uns nützet und ergetzt; So sey auch sonderlich heut', im April, gepriesen, O Vater der Natur, Der alles auf der Welt, Nicht nur durch Weisheit, Lieb' und Macht Aus einem tiefen Nichts hervor gebracht; Nein, Der auch alle Ding' in solcher Ordnung hält! Majus.
Aprilis. Jn dieſer holden Zeit, im glaͤnzenden April,Da alles gruͤnet, bluͤht und ſich erneuren will; Erſcheinet die Natur in einem neuen Kleide. Laſur-blau ſchmuͤckt die Luft, das Feld ein lieblich gruͤn; Das Waſſer wall’t und glaͤnzt, die ſaft’gen Baͤume bluͤhn; Kurz: Himmel, Erd’ und Flut wird uns zur Augen-Weide. Selbſt die Veraͤnderung des Wetters dieſer Zeit Vermehrt, durch Warm und Naß, der Erde Fruchtbarkeit. Schau, Sele, dieß mit Luſt zuſamt der Arbeit an, Die itzt ein Gaͤrtner treibt, wie auch der Ackers Mann! Jn dieſem Monat druͤckt annoch ein krummes Joch Der Ochſen ſtarken Hals, man pfluͤg’t und eget noch, Man ſaͤet Sommer-Korn, Gerſt, Habern, Wicken, Weizen, Durch nette Furchen wird das fette Land gebant, Man ſaͤet Wurzel-Werk, man pflanzt und ſaͤet Kraut. Ach moͤgte dieſes doch uns zur Empfindung reizen, Und dann Demjenigen zum Ruhm, Der Kunſt und Kraft, Der Saft und Faͤhigkeit uns und der Erde ſchafft! Der Gaͤrtner propfet itzt, vertreibt den Garten-Floh, Der zarten Kraͤuter Feind, mit Aſch’ und Gaͤrber-Loh; Die Leinwand wird gebleicht, ein ſchwacher Baum genetzt Mit Feuchtigkeit vom Miſt, ſo ihm die Kraft erſetzt, Die Schafe ſcheeret man, man raͤumt und waͤſſert Wieſen. Da alles im April uns nuͤtzet und ergetzt; So ſey auch ſonderlich heut’, im April, geprieſen, O Vater der Natur, Der alles auf der Welt, Nicht nur durch Weiſheit, Lieb’ und Macht Aus einem tiefen Nichts hervor gebracht; Nein, Der auch alle Ding’ in ſolcher Ordnung haͤlt! Majus.
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Aprilis.
Jn dieſer holden Zeit, im glaͤnzenden April,
Da alles gruͤnet, bluͤht und ſich erneuren will;
Erſcheinet die Natur in einem neuen Kleide.
Laſur-blau ſchmuͤckt die Luft, das Feld ein lieblich gruͤn;
Das Waſſer wall’t und glaͤnzt, die ſaft’gen Baͤume bluͤhn;
Kurz: Himmel, Erd’ und Flut wird uns zur Augen-Weide.
Selbſt die Veraͤnderung des Wetters dieſer Zeit
Vermehrt, durch Warm und Naß, der Erde Fruchtbarkeit.
Schau, Sele, dieß mit Luſt zuſamt der Arbeit an,
Die itzt ein Gaͤrtner treibt, wie auch der Ackers Mann!
Jn dieſem Monat druͤckt annoch ein krummes Joch
Der Ochſen ſtarken Hals, man pfluͤg’t und eget noch,
Man ſaͤet Sommer-Korn, Gerſt, Habern, Wicken, Weizen,
Durch nette Furchen wird das fette Land gebant,
Man ſaͤet Wurzel-Werk, man pflanzt und ſaͤet Kraut.
Ach moͤgte dieſes doch uns zur Empfindung reizen,
Und dann Demjenigen zum Ruhm, Der Kunſt und Kraft,
Der Saft und Faͤhigkeit uns und der Erde ſchafft!
Der Gaͤrtner propfet itzt, vertreibt den Garten-Floh,
Der zarten Kraͤuter Feind, mit Aſch’ und Gaͤrber-Loh;
Die Leinwand wird gebleicht, ein ſchwacher Baum genetzt
Mit Feuchtigkeit vom Miſt, ſo ihm die Kraft erſetzt,
Die Schafe ſcheeret man, man raͤumt und waͤſſert Wieſen.
Da alles im April uns nuͤtzet und ergetzt;
So ſey auch ſonderlich heut’, im April, geprieſen,
O Vater der Natur, Der alles auf der Welt,
Nicht nur durch Weiſheit, Lieb’ und Macht
Aus einem tiefen Nichts hervor gebracht;
Nein, Der auch alle Ding’ in ſolcher Ordnung haͤlt!
Majus.
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