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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

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Auch folglich dich nicht frey von Strafe schätzen können.
Ja, sprichst du, weil ich gleichwol sehe,
Daß vielen, die weit ärger noch, als ich,
Es doch weit glücklicher, als mir, ergehe;
Murr' ich mit Recht, und ärg're mich.
Allein, kömmt dir denn nie der Vorwurf in den Sinn:
Wie? siehst du darum schel, daß ich so gütig bin?
Da dein so kleines ganz in solchen engen Schranken
Sich eingeschlossen sieht, und sich fast selbst nicht find't;
Auf, fasse denn von GOtt auch andere Gedanken,
Als du bisher von Jhm, durch Eigenliebe blind,
Durch Hochmut aufgebleht, geheget!
Sey nicht, so wie vorhin, nur voll von dir allein!
Reiß ein, und stürze doch so Tempel als Altar,
Der deinem Götzen Jch bisher geheiligt war,
Voll edlen Eifers, um, und laß der Selen Triebe
Nur Dem gewidmet seyn,
Der nicht nur dich und etwan hier die Welt,
Nein aller Himmel Heer, erschaffen und erhält;
Der die Unendlichkeit mit Seiner Weisheit füllet;
Aus Dem das künftige, nebst dem vergang'nen, qvillet;
Der alles sieht und weiß, Der Herz und Nieren kennt,
Der aller Creatur, aus Liebe, Gutes gönnt!

Versenke dich in Jhm, und tad'le ferner nicht,
Wenn etwan etwas auf der Welt
Das du nicht fassen kannst, und das dir nicht gefällt,
Wanns dich betrifft, geschicht.
Mit welchem Recht will doch ein Mensch, dem nichts gehör't,
Der selber nichts ist, und nichts wehrt,

Sich

Auch folglich dich nicht frey von Strafe ſchaͤtzen koͤnnen.
Ja, ſprichſt du, weil ich gleichwol ſehe,
Daß vielen, die weit aͤrger noch, als ich,
Es doch weit gluͤcklicher, als mir, ergehe;
Murr’ ich mit Recht, und aͤrg’re mich.
Allein, koͤmmt dir denn nie der Vorwurf in den Sinn:
Wie? ſiehſt du darum ſchel, daß ich ſo guͤtig bin?
Da dein ſo kleines ganz in ſolchen engen Schranken
Sich eingeſchloſſen ſieht, und ſich faſt ſelbſt nicht find’t;
Auf, faſſe denn von GOtt auch andere Gedanken,
Als du bisher von Jhm, durch Eigenliebe blind,
Durch Hochmut aufgebleht, geheget!
Sey nicht, ſo wie vorhin, nur voll von dir allein!
Reiß ein, und ſtuͤrze doch ſo Tempel als Altar,
Der deinem Goͤtzen Jch bisher geheiligt war,
Voll edlen Eifers, um, und laß der Selen Triebe
Nur Dem gewidmet ſeyn,
Der nicht nur dich und etwan hier die Welt,
Nein aller Himmel Heer, erſchaffen und erhaͤlt;
Der die Unendlichkeit mit Seiner Weiſheit fuͤllet;
Aus Dem das kuͤnftige, nebſt dem vergang’nen, qvillet;
Der alles ſieht und weiß, Der Herz und Nieren kennt,
Der aller Creatur, aus Liebe, Gutes goͤnnt!

Verſenke dich in Jhm, und tad’le ferner nicht,
Wenn etwan etwas auf der Welt
Das du nicht faſſen kannſt, und das dir nicht gefaͤllt,
Wanns dich betrifft, geſchicht.
Mit welchem Recht will doch ein Menſch, dem nichts gehoͤr’t,
Der ſelber nichts iſt, und nichts wehrt,

Sich
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[452/0488] Auch folglich dich nicht frey von Strafe ſchaͤtzen koͤnnen. Ja, ſprichſt du, weil ich gleichwol ſehe, Daß vielen, die weit aͤrger noch, als ich, Es doch weit gluͤcklicher, als mir, ergehe; Murr’ ich mit Recht, und aͤrg’re mich. Allein, koͤmmt dir denn nie der Vorwurf in den Sinn: Wie? ſiehſt du darum ſchel, daß ich ſo guͤtig bin? Da dein ſo kleines ganz in ſolchen engen Schranken Sich eingeſchloſſen ſieht, und ſich faſt ſelbſt nicht find’t; Auf, faſſe denn von GOtt auch andere Gedanken, Als du bisher von Jhm, durch Eigenliebe blind, Durch Hochmut aufgebleht, geheget! Sey nicht, ſo wie vorhin, nur voll von dir allein! Reiß ein, und ſtuͤrze doch ſo Tempel als Altar, Der deinem Goͤtzen Jch bisher geheiligt war, Voll edlen Eifers, um, und laß der Selen Triebe Nur Dem gewidmet ſeyn, Der nicht nur dich und etwan hier die Welt, Nein aller Himmel Heer, erſchaffen und erhaͤlt; Der die Unendlichkeit mit Seiner Weiſheit fuͤllet; Aus Dem das kuͤnftige, nebſt dem vergang’nen, qvillet; Der alles ſieht und weiß, Der Herz und Nieren kennt, Der aller Creatur, aus Liebe, Gutes goͤnnt! Verſenke dich in Jhm, und tad’le ferner nicht, Wenn etwan etwas auf der Welt Das du nicht faſſen kannſt, und das dir nicht gefaͤllt, Wanns dich betrifft, geſchicht. Mit welchem Recht will doch ein Menſch, dem nichts gehoͤr’t, Der ſelber nichts iſt, und nichts wehrt, Sich

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/488>, abgerufen am 23.11.2024.