Auf einem jeden Holz', auf einem jeden Stein' Entdeckt sich, wenn sie feucht, ein sanfter Schein. Die Pfützen, die voll Wasser stehn, Die lassen uns das Licht noch stärker sehn, Jndem so gar die Wagen-Gleis- und Lachen, Samt jeder Fuß-Spur, sich zu kleinen Spiegeln machen, Worin nicht nur ein Licht in weissem Schimmer fäll't, Nein auch manch Schatten-Bild von Häusern, Sträuchen, Zweigen, Die sich recht eigentlich auf nassen Stellen zeigen, Jm Wider-Schein sich uns vor Augen stell't. Jedoch ist alles teüb' und ungewiß Jn einer Dämmerung und lichten Finsterniß.
Jndem ich nun des Nebels duftig Grau, Womit die Luft annoch erfüllet war, beschau; Gedenk' ich hin und her, und endlich fällt mir ein, Was für ein heller Wunder-Schein Doch hinter diesem Nebel stecke, Und welche Herrlichkeit der dunk'le Duft verdecke. Wer, dacht' ich, sollte glauben, Daß solchen Glanz, der in dem ganzen Firmament Jn solcher heitern Klarheit brenn't, Ein Nebel und ein Dust uns könnte rauben? Ein Dunst, der ein unfehlbar Nichts, Jst mächtig, uns vom hellen Born des Lichts, Vom güld'nen Sonnen-Feur, dem Ursprung aller Freuden, Als wär' er nicht mehr da, zu scheiden.
Auf gleiche Weise raub't des Unglücks Nebel-Duft Uns, auf der Sonnen Sonn' und HErrn, oft das Vertrauen,
Daß
Auf einem jeden Holz’, auf einem jeden Stein’ Entdeckt ſich, wenn ſie feucht, ein ſanfter Schein. Die Pfuͤtzen, die voll Waſſer ſtehn, Die laſſen uns das Licht noch ſtaͤrker ſehn, Jndem ſo gar die Wagen-Gleiſ- und Lachen, Samt jeder Fuß-Spur, ſich zu kleinen Spiegeln machen, Worin nicht nur ein Licht in weiſſem Schimmer faͤll’t, Nein auch manch Schatten-Bild von Haͤuſern, Straͤuchen, Zweigen, Die ſich recht eigentlich auf naſſen Stellen zeigen, Jm Wider-Schein ſich uns vor Augen ſtell’t. Jedoch iſt alles teuͤb’ und ungewiß Jn einer Daͤmmerung und lichten Finſterniß.
Jndem ich nun des Nebels duftig Grau, Womit die Luft annoch erfuͤllet war, beſchau; Gedenk’ ich hin und her, und endlich faͤllt mir ein, Was fuͤr ein heller Wunder-Schein Doch hinter dieſem Nebel ſtecke, Und welche Herrlichkeit der dunk’le Duft verdecke. Wer, dacht’ ich, ſollte glauben, Daß ſolchen Glanz, der in dem ganzen Firmament Jn ſolcher heitern Klarheit brenn’t, Ein Nebel und ein Duſt uns koͤnnte rauben? Ein Dunſt, der ein unfehlbar Nichts, Jſt maͤchtig, uns vom hellen Born des Lichts, Vom guͤld’nen Sonnen-Feur, dem Urſprung aller Freuden, Als waͤr’ er nicht mehr da, zu ſcheiden.
Auf gleiche Weiſe raub’t des Ungluͤcks Nebel-Duft Uns, auf der Sonnen Sonn’ und HErrn, oft das Vertrauen,
Daß
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Auf einem jeden Holz’, auf einem jeden Stein’</l><lb/><l>Entdeckt ſich, wenn ſie feucht, ein ſanfter Schein.</l><lb/><l>Die Pfuͤtzen, die voll Waſſer ſtehn,</l><lb/><l>Die laſſen uns das Licht noch ſtaͤrker ſehn,</l><lb/><l>Jndem ſo gar die Wagen-Gleiſ- und Lachen,</l><lb/><l>Samt jeder Fuß-Spur, ſich zu kleinen Spiegeln machen,</l><lb/><l>Worin nicht nur ein Licht in weiſſem Schimmer faͤll’t,</l><lb/><l>Nein auch manch Schatten-Bild von Haͤuſern, Straͤuchen,</l><lb/><l><hirendition="#et">Zweigen,</hi></l><lb/><l>Die ſich recht eigentlich auf naſſen Stellen zeigen,</l><lb/><l>Jm Wider-Schein ſich uns vor Augen ſtell’t.</l><lb/><l>Jedoch iſt alles teuͤb’ und ungewiß</l><lb/><l>Jn einer Daͤmmerung und lichten Finſterniß.</l></lg><lb/><lgn="13"><l>Jndem ich nun des Nebels duftig Grau,</l><lb/><l>Womit die Luft annoch erfuͤllet war, beſchau;</l><lb/><l>Gedenk’ ich hin und her, und endlich faͤllt mir ein,</l><lb/><l>Was fuͤr ein heller Wunder-Schein</l><lb/><l>Doch hinter dieſem Nebel ſtecke,</l><lb/><l>Und welche Herrlichkeit der dunk’le Duft verdecke.</l><lb/><l>Wer, dacht’ ich, ſollte glauben,</l><lb/><l>Daß ſolchen Glanz, der in dem ganzen Firmament</l><lb/><l>Jn ſolcher heitern Klarheit brenn’t,</l><lb/><l>Ein Nebel und ein Duſt uns koͤnnte rauben?</l><lb/><l>Ein Dunſt, der ein unfehlbar Nichts,</l><lb/><l>Jſt maͤchtig, uns vom hellen Born des Lichts,</l><lb/><l>Vom guͤld’nen Sonnen-Feur, dem Urſprung aller Freuden,</l><lb/><l>Als waͤr’ er nicht mehr da, zu ſcheiden.</l></lg><lb/><lgn="14"><l>Auf gleiche Weiſe raub’t des Ungluͤcks Nebel-Duft</l><lb/><l>Uns, auf der Sonnen Sonn’ und HErrn, oft das Vertrauen,</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Daß</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
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Auf einem jeden Holz’, auf einem jeden Stein’
Entdeckt ſich, wenn ſie feucht, ein ſanfter Schein.
Die Pfuͤtzen, die voll Waſſer ſtehn,
Die laſſen uns das Licht noch ſtaͤrker ſehn,
Jndem ſo gar die Wagen-Gleiſ- und Lachen,
Samt jeder Fuß-Spur, ſich zu kleinen Spiegeln machen,
Worin nicht nur ein Licht in weiſſem Schimmer faͤll’t,
Nein auch manch Schatten-Bild von Haͤuſern, Straͤuchen,
Zweigen,
Die ſich recht eigentlich auf naſſen Stellen zeigen,
Jm Wider-Schein ſich uns vor Augen ſtell’t.
Jedoch iſt alles teuͤb’ und ungewiß
Jn einer Daͤmmerung und lichten Finſterniß.
Jndem ich nun des Nebels duftig Grau,
Womit die Luft annoch erfuͤllet war, beſchau;
Gedenk’ ich hin und her, und endlich faͤllt mir ein,
Was fuͤr ein heller Wunder-Schein
Doch hinter dieſem Nebel ſtecke,
Und welche Herrlichkeit der dunk’le Duft verdecke.
Wer, dacht’ ich, ſollte glauben,
Daß ſolchen Glanz, der in dem ganzen Firmament
Jn ſolcher heitern Klarheit brenn’t,
Ein Nebel und ein Duſt uns koͤnnte rauben?
Ein Dunſt, der ein unfehlbar Nichts,
Jſt maͤchtig, uns vom hellen Born des Lichts,
Vom guͤld’nen Sonnen-Feur, dem Urſprung aller Freuden,
Als waͤr’ er nicht mehr da, zu ſcheiden.
Auf gleiche Weiſe raub’t des Ungluͤcks Nebel-Duft
Uns, auf der Sonnen Sonn’ und HErrn, oft das Vertrauen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/440>, abgerufen am 24.11.2024.
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