Solch ein Dank-erfülltes Lallen, Wenn's auch denkend nur geschicht, Muß dem Schöpfer wolgefallen. Dieß ist aller Menschen Pflicht; Denn wenn man es nicht erkennet, Wie viel Gutes GOtt uns gönnet, Und es nicht einmal bedenkt; Jst's, als wär' uns nichts geschenkt.
142.
Nach der Menschen Ahrt zu sprechen, Scheint zwar dieses Laster klein; Aber warlich kein Verbrechen Kann GOTT mehr zuwider seyn. Solche Wunder nicht betrachten, Heisst ja, selbige verachten, Und aus diesem Undanks-Meer Fliessen alle Sünden her.
143.
Wir sind Sinn-reich, uns zu qvälen, Und vergrössern uns're Pein; Dennoch wünschen uns're Selen, Allezeit vergnüg't zu seyn. Nun, zu diesem Zweck zu kommen, Thut, was ihr anitzt vernommen! Zur Vergnügung eurer Brust, Ehret GOTT in eurer Lust!
144.
141.
Solch ein Dank-erfuͤlltes Lallen, Wenn’s auch denkend nur geſchicht, Muß dem Schoͤpfer wolgefallen. Dieß iſt aller Menſchen Pflicht; Denn wenn man es nicht erkennet, Wie viel Gutes GOtt uns goͤnnet, Und es nicht einmal bedenkt; Jſt’s, als waͤr’ uns nichts geſchenkt.
142.
Nach der Menſchen Ahrt zu ſprechen, Scheint zwar dieſes Laſter klein; Aber warlich kein Verbrechen Kann GOTT mehr zuwider ſeyn. Solche Wunder nicht betrachten, Heiſſt ja, ſelbige verachten, Und aus dieſem Undanks-Meer Flieſſen alle Suͤnden her.
143.
Wir ſind Sinn-reich, uns zu qvaͤlen, Und vergroͤſſern unſ’re Pein; Dennoch wuͤnſchen unſ’re Selen, Allezeit vergnuͤg’t zu ſeyn. Nun, zu dieſem Zweck zu kommen, Thut, was ihr anitzt vernommen! Zur Vergnuͤgung eurer Bruſt, Ehret GOTT in eurer Luſt!
144.
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141.
Solch ein Dank-erfuͤlltes Lallen,
Wenn’s auch denkend nur geſchicht,
Muß dem Schoͤpfer wolgefallen.
Dieß iſt aller Menſchen Pflicht;
Denn wenn man es nicht erkennet,
Wie viel Gutes GOtt uns goͤnnet,
Und es nicht einmal bedenkt;
Jſt’s, als waͤr’ uns nichts geſchenkt.
142.
Nach der Menſchen Ahrt zu ſprechen,
Scheint zwar dieſes Laſter klein;
Aber warlich kein Verbrechen
Kann GOTT mehr zuwider ſeyn.
Solche Wunder nicht betrachten,
Heiſſt ja, ſelbige verachten,
Und aus dieſem Undanks-Meer
Flieſſen alle Suͤnden her.
143.
Wir ſind Sinn-reich, uns zu qvaͤlen,
Und vergroͤſſern unſ’re Pein;
Dennoch wuͤnſchen unſ’re Selen,
Allezeit vergnuͤg’t zu ſeyn.
Nun, zu dieſem Zweck zu kommen,
Thut, was ihr anitzt vernommen!
Zur Vergnuͤgung eurer Bruſt,
Ehret GOTT in eurer Luſt!
144.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/369>, abgerufen am 22.11.2024.
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