Da wir dieses Sinnes Gaben Auch betrachtet, werden wir Den Geschmack zu prüfen haben, Drin ich neue Wunder spür, Die nichts minder sind, wie jene. Denn der Mund, die Zung' und Zähne, Gaum und Lippen, Käl' und Schlund Machen selt'ne Sachen kund.
97.
Jn der regen Zunge stecket Eine Kraft, so wunderbar, Weil sie fület, redet, schmecket, Rauh und glatt ist, ja so gar Sich auf tausend Ahrten reget, Sauget, lecket, Speichel heget. GOtt hat sie, wie man es spür't, Recht verwunderlich formir't.
98.
Auswärts trifft man mit Ergetzen Kleine spitze Wärzgen an, Welche sich im Speichel netzen, Der durch sie leicht schäumen kann. Wenn nun die, sich zu erfrischen, Speisen mit dem Speichel mischen, Fül't die Sel' es gar geschwind, Weil es lauter Nervgen sind.
99. Der
IV. Der Geſchmack.
96.
Da wir dieſes Sinnes Gaben Auch betrachtet, werden wir Den Geſchmack zu pruͤfen haben, Drin ich neue Wunder ſpuͤr, Die nichts minder ſind, wie jene. Denn der Mund, die Zung’ und Zaͤhne, Gaum und Lippen, Kaͤl’ und Schlund Machen ſelt’ne Sachen kund.
97.
Jn der regen Zunge ſtecket Eine Kraft, ſo wunderbar, Weil ſie fuͤlet, redet, ſchmecket, Rauh und glatt iſt, ja ſo gar Sich auf tauſend Ahrten reget, Sauget, lecket, Speichel heget. GOtt hat ſie, wie man es ſpuͤr’t, Recht verwunderlich formir’t.
98.
Auswaͤrts trifft man mit Ergetzen Kleine ſpitze Waͤrzgen an, Welche ſich im Speichel netzen, Der durch ſie leicht ſchaͤumen kann. Wenn nun die, ſich zu erfriſchen, Speiſen mit dem Speichel miſchen, Fuͤl’t die Sel’ es gar geſchwind, Weil es lauter Nervgen ſind.
99. Der
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IV. Der Geſchmack.
96.
Da wir dieſes Sinnes Gaben
Auch betrachtet, werden wir
Den Geſchmack zu pruͤfen haben,
Drin ich neue Wunder ſpuͤr,
Die nichts minder ſind, wie jene.
Denn der Mund, die Zung’ und Zaͤhne,
Gaum und Lippen, Kaͤl’ und Schlund
Machen ſelt’ne Sachen kund.
97.
Jn der regen Zunge ſtecket
Eine Kraft, ſo wunderbar,
Weil ſie fuͤlet, redet, ſchmecket,
Rauh und glatt iſt, ja ſo gar
Sich auf tauſend Ahrten reget,
Sauget, lecket, Speichel heget.
GOtt hat ſie, wie man es ſpuͤr’t,
Recht verwunderlich formir’t.
98.
Auswaͤrts trifft man mit Ergetzen
Kleine ſpitze Waͤrzgen an,
Welche ſich im Speichel netzen,
Der durch ſie leicht ſchaͤumen kann.
Wenn nun die, ſich zu erfriſchen,
Speiſen mit dem Speichel miſchen,
Fuͤl’t die Sel’ es gar geſchwind,
Weil es lauter Nervgen ſind.
99. Der
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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