Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
27.
Hüben sich die Augen-Lieder
Durch die Muskeln selbst nicht auf,
Sondern sünken immer wieder,
(Ach man achte doch darauf!)
Wie erbärmlich würd' es lassen,
Wenn man sie mit Händen fassen,
Und erst aufwärts schieben müst!
Merks, verstockter Atheist!
28.
Der du keine Gottheit gläubest,
Und bisher verblendet bist,
Wo du hier im Jrrtum bleibest,
Und dieß Wunder nicht ermist;
So willt du mit Fleiß nichts sehen.
Kann dieß von sich selbst geschehen?
Zieht sich selbst von ungefehr
Wol ein Vorhang hin und her?
29.
Daß die Trockenheit nicht wehre
Die Bewegung dem Gesicht',
Jst im Auge manche Röhre
Wunderbarlich zugericht't,
Welche stetig Feuchtigkeiten
Unterm Lied' aufs Auge leiten:
Daher, weil es glatt verbleibt,
Nicht versehrt wird, noch sich reibt.
30. Daß
T 4
27.
Huͤben ſich die Augen-Lieder
Durch die Muſkeln ſelbſt nicht auf,
Sondern ſuͤnken immer wieder,
(Ach man achte doch darauf!)
Wie erbaͤrmlich wuͤrd’ es laſſen,
Wenn man ſie mit Haͤnden faſſen,
Und erſt aufwaͤrts ſchieben muͤſt!
Merks, verſtockter Atheiſt!
28.
Der du keine Gottheit glaͤubeſt,
Und bisher verblendet biſt,
Wo du hier im Jrrtum bleibeſt,
Und dieß Wunder nicht ermiſt;
So willt du mit Fleiß nichts ſehen.
Kann dieß von ſich ſelbſt geſchehen?
Zieht ſich ſelbſt von ungefehr
Wol ein Vorhang hin und her?
29.
Daß die Trockenheit nicht wehre
Die Bewegung dem Geſicht’,
Jſt im Auge manche Roͤhre
Wunderbarlich zugericht’t,
Welche ſtetig Feuchtigkeiten
Unterm Lied’ aufs Auge leiten:
Daher, weil es glatt verbleibt,
Nicht verſehrt wird, noch ſich reibt.
30. Daß
T 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0331" n="295"/>
            <lg n="160">
              <head>27.</head><lb/>
              <l>Hu&#x0364;ben &#x017F;ich die Augen-Lieder</l><lb/>
              <l>Durch die Mu&#x017F;keln &#x017F;elb&#x017F;t nicht auf,</l><lb/>
              <l>Sondern &#x017F;u&#x0364;nken immer wieder,</l><lb/>
              <l>(Ach man achte doch darauf!)</l><lb/>
              <l>Wie erba&#x0364;rmlich wu&#x0364;rd&#x2019; es la&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Wenn man &#x017F;ie mit Ha&#x0364;nden fa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und er&#x017F;t aufwa&#x0364;rts &#x017F;chieben mu&#x0364;&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Merks, ver&#x017F;tockter Athei&#x017F;t!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="161">
              <head>28.</head><lb/>
              <l>Der du keine Gottheit gla&#x0364;ube&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und bisher verblendet bi&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Wo du hier im Jrrtum bleibe&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und dieß Wunder nicht ermi&#x017F;t;</l><lb/>
              <l>So willt du mit Fleiß nichts &#x017F;ehen.</l><lb/>
              <l>Kann dieß von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;chehen?</l><lb/>
              <l>Zieht &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t von ungefehr</l><lb/>
              <l>Wol ein Vorhang hin und her?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="162">
              <head>29.</head><lb/>
              <l>Daß die Trockenheit nicht wehre</l><lb/>
              <l>Die Bewegung dem Ge&#x017F;icht&#x2019;,</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t im Auge manche Ro&#x0364;hre</l><lb/>
              <l>Wunderbarlich zugericht&#x2019;t,</l><lb/>
              <l>Welche &#x017F;tetig Feuchtigkeiten</l><lb/>
              <l>Unterm Lied&#x2019; aufs Auge leiten:</l><lb/>
              <l>Daher, weil es glatt verbleibt,</l><lb/>
              <l>Nicht ver&#x017F;ehrt wird, noch &#x017F;ich reibt.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">T 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">30. Daß</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0331] 27. Huͤben ſich die Augen-Lieder Durch die Muſkeln ſelbſt nicht auf, Sondern ſuͤnken immer wieder, (Ach man achte doch darauf!) Wie erbaͤrmlich wuͤrd’ es laſſen, Wenn man ſie mit Haͤnden faſſen, Und erſt aufwaͤrts ſchieben muͤſt! Merks, verſtockter Atheiſt! 28. Der du keine Gottheit glaͤubeſt, Und bisher verblendet biſt, Wo du hier im Jrrtum bleibeſt, Und dieß Wunder nicht ermiſt; So willt du mit Fleiß nichts ſehen. Kann dieß von ſich ſelbſt geſchehen? Zieht ſich ſelbſt von ungefehr Wol ein Vorhang hin und her? 29. Daß die Trockenheit nicht wehre Die Bewegung dem Geſicht’, Jſt im Auge manche Roͤhre Wunderbarlich zugericht’t, Welche ſtetig Feuchtigkeiten Unterm Lied’ aufs Auge leiten: Daher, weil es glatt verbleibt, Nicht verſehrt wird, noch ſich reibt. 30. Daß T 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/331
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/331>, abgerufen am 22.11.2024.