Hüben sich die Augen-Lieder Durch die Muskeln selbst nicht auf, Sondern sünken immer wieder, (Ach man achte doch darauf!) Wie erbärmlich würd' es lassen, Wenn man sie mit Händen fassen, Und erst aufwärts schieben müst! Merks, verstockter Atheist!
28.
Der du keine Gottheit gläubest, Und bisher verblendet bist, Wo du hier im Jrrtum bleibest, Und dieß Wunder nicht ermist; So willt du mit Fleiß nichts sehen. Kann dieß von sich selbst geschehen? Zieht sich selbst von ungefehr Wol ein Vorhang hin und her?
29.
Daß die Trockenheit nicht wehre Die Bewegung dem Gesicht', Jst im Auge manche Röhre Wunderbarlich zugericht't, Welche stetig Feuchtigkeiten Unterm Lied' aufs Auge leiten: Daher, weil es glatt verbleibt, Nicht versehrt wird, noch sich reibt.
30. Daß
T 4
27.
Huͤben ſich die Augen-Lieder Durch die Muſkeln ſelbſt nicht auf, Sondern ſuͤnken immer wieder, (Ach man achte doch darauf!) Wie erbaͤrmlich wuͤrd’ es laſſen, Wenn man ſie mit Haͤnden faſſen, Und erſt aufwaͤrts ſchieben muͤſt! Merks, verſtockter Atheiſt!
28.
Der du keine Gottheit glaͤubeſt, Und bisher verblendet biſt, Wo du hier im Jrrtum bleibeſt, Und dieß Wunder nicht ermiſt; So willt du mit Fleiß nichts ſehen. Kann dieß von ſich ſelbſt geſchehen? Zieht ſich ſelbſt von ungefehr Wol ein Vorhang hin und her?
29.
Daß die Trockenheit nicht wehre Die Bewegung dem Geſicht’, Jſt im Auge manche Roͤhre Wunderbarlich zugericht’t, Welche ſtetig Feuchtigkeiten Unterm Lied’ aufs Auge leiten: Daher, weil es glatt verbleibt, Nicht verſehrt wird, noch ſich reibt.
30. Daß
T 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0331"n="295"/><lgn="160"><head>27.</head><lb/><l>Huͤben ſich die Augen-Lieder</l><lb/><l>Durch die Muſkeln ſelbſt nicht auf,</l><lb/><l>Sondern ſuͤnken immer wieder,</l><lb/><l>(Ach man achte doch darauf!)</l><lb/><l>Wie erbaͤrmlich wuͤrd’ es laſſen,</l><lb/><l>Wenn man ſie mit Haͤnden faſſen,</l><lb/><l>Und erſt aufwaͤrts ſchieben muͤſt!</l><lb/><l>Merks, verſtockter Atheiſt!</l></lg><lb/><lgn="161"><head>28.</head><lb/><l>Der du keine Gottheit glaͤubeſt,</l><lb/><l>Und bisher verblendet biſt,</l><lb/><l>Wo du hier im Jrrtum bleibeſt,</l><lb/><l>Und dieß Wunder nicht ermiſt;</l><lb/><l>So willt du mit Fleiß nichts ſehen.</l><lb/><l>Kann dieß von ſich ſelbſt geſchehen?</l><lb/><l>Zieht ſich ſelbſt von ungefehr</l><lb/><l>Wol ein Vorhang hin und her?</l></lg><lb/><lgn="162"><head>29.</head><lb/><l>Daß die Trockenheit nicht wehre</l><lb/><l>Die Bewegung dem Geſicht’,</l><lb/><l>Jſt im Auge manche Roͤhre</l><lb/><l>Wunderbarlich zugericht’t,</l><lb/><l>Welche ſtetig Feuchtigkeiten</l><lb/><l>Unterm Lied’ aufs Auge leiten:</l><lb/><l>Daher, weil es glatt verbleibt,</l><lb/><l>Nicht verſehrt wird, noch ſich reibt.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">30. Daß</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[295/0331]
27.
Huͤben ſich die Augen-Lieder
Durch die Muſkeln ſelbſt nicht auf,
Sondern ſuͤnken immer wieder,
(Ach man achte doch darauf!)
Wie erbaͤrmlich wuͤrd’ es laſſen,
Wenn man ſie mit Haͤnden faſſen,
Und erſt aufwaͤrts ſchieben muͤſt!
Merks, verſtockter Atheiſt!
28.
Der du keine Gottheit glaͤubeſt,
Und bisher verblendet biſt,
Wo du hier im Jrrtum bleibeſt,
Und dieß Wunder nicht ermiſt;
So willt du mit Fleiß nichts ſehen.
Kann dieß von ſich ſelbſt geſchehen?
Zieht ſich ſelbſt von ungefehr
Wol ein Vorhang hin und her?
29.
Daß die Trockenheit nicht wehre
Die Bewegung dem Geſicht’,
Jſt im Auge manche Roͤhre
Wunderbarlich zugericht’t,
Welche ſtetig Feuchtigkeiten
Unterm Lied’ aufs Auge leiten:
Daher, weil es glatt verbleibt,
Nicht verſehrt wird, noch ſich reibt.
30. Daß
T 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/331>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.