"Allein, da sie von ihrer Zier "Und lieblichen Gestalt so viel Vergnügen fül'ten, "Und sie also für Götter hielten: "So hätten sie ja billig müssen, "Wie gar viel besser Der, der aller HErr ist, wissen. "Denn Der, so Meister ist von aller Schönheits Pracht, "Hat solches alles ja gemacht, "Und so sie sich der Macht und Kraft "Verwunderten: so sollten sie "Ja billig auch die Eigenschaft, "Und wie viel mächtiger Der sey, der alle Gaben "Bereitet hat, gemerket haben. "Denn es kann am Geschöpf' und Schmuck der Erden "Jhr Schöpfer, als im Bild', erkennet werden. "Wiewol doch über die "Nicht so gar hoch zu klagen, "Jndem auch sie "Wol irren können, wenn sie hie "GOtt suchen, und nach Jhm Verlangen tragen. "Denn so sie ihren Geist auf die Geschöpfe lenken, "Um ihnen nachzudenken: "So werden sie im Ansehn ihrer Pracht "Gefangen, weil so schön "Die Creaturen, die wir sehn. "Doch sind sie damit nicht entschuldigt. Denn da sie "So viel erkennen, daß sie hie "Die Creatur zu achten, sind verbunden:
"Warum
„Allein, da ſie von ihrer Zier „Und lieblichen Geſtalt ſo viel Vergnuͤgen fuͤl’ten, „Und ſie alſo fuͤr Goͤtter hielten: „So haͤtten ſie ja billig muͤſſen, „Wie gar viel beſſer Der, der aller HErr iſt, wiſſen. „Denn Der, ſo Meiſter iſt von aller Schoͤnheits Pracht, „Hat ſolches alles ja gemacht, „Und ſo ſie ſich der Macht und Kraft „Verwunderten: ſo ſollten ſie „Ja billig auch die Eigenſchaft, „Und wie viel maͤchtiger Der ſey, der alle Gaben „Bereitet hat, gemerket haben. „Denn es kann am Geſchoͤpf’ und Schmuck der Erden „Jhr Schoͤpfer, als im Bild’, erkennet werden. „Wiewol doch uͤber die „Nicht ſo gar hoch zu klagen, „Jndem auch ſie „Wol irren koͤnnen, wenn ſie hie „GOtt ſuchen, und nach Jhm Verlangen tragen. „Denn ſo ſie ihren Geiſt auf die Geſchoͤpfe lenken, „Um ihnen nachzudenken: „So werden ſie im Anſehn ihrer Pracht „Gefangen, weil ſo ſchoͤn „Die Creaturen, die wir ſehn. „Doch ſind ſie damit nicht entſchuldigt. Denn da ſie „So viel erkennen, daß ſie hie „Die Creatur zu achten, ſind verbunden:
„Warum
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="129"><l><pbfacs="#f0318"n="282"/>„Allein, da ſie von ihrer Zier</l><lb/><l>„Und lieblichen Geſtalt ſo viel Vergnuͤgen fuͤl’ten,</l><lb/><l>„Und ſie alſo fuͤr Goͤtter hielten:</l><lb/><l>„So haͤtten ſie ja billig muͤſſen,</l><lb/><l>„Wie gar viel beſſer Der, der aller HErr iſt, wiſſen.</l><lb/><l>„Denn Der, ſo Meiſter iſt von aller Schoͤnheits Pracht,</l><lb/><l>„Hat ſolches alles ja gemacht,</l><lb/><l>„Und ſo ſie ſich der Macht und Kraft</l><lb/><l>„Verwunderten: ſo ſollten ſie</l><lb/><l>„Ja billig auch die Eigenſchaft,</l><lb/><l>„Und wie viel maͤchtiger Der ſey, der alle Gaben</l><lb/><l>„Bereitet hat, gemerket haben.</l><lb/><l>„Denn es kann am Geſchoͤpf’ und Schmuck der Erden</l><lb/><l>„Jhr Schoͤpfer, als im Bild’, erkennet werden.</l><lb/><l>„Wiewol doch uͤber die</l><lb/><l>„Nicht ſo gar hoch zu klagen,</l><lb/><l>„Jndem auch ſie</l><lb/><l>„Wol irren koͤnnen, wenn ſie hie</l><lb/><l>„GOtt ſuchen, und nach Jhm Verlangen tragen.</l><lb/><l>„Denn ſo ſie ihren Geiſt auf die Geſchoͤpfe lenken,</l><lb/><l>„Um ihnen nachzudenken:</l><lb/><l>„So werden ſie im Anſehn ihrer Pracht</l><lb/><l>„Gefangen, weil ſo ſchoͤn</l><lb/><l>„Die Creaturen, die wir ſehn.</l><lb/><l>„Doch ſind ſie damit nicht entſchuldigt. Denn da ſie</l><lb/><l>„So viel erkennen, daß ſie hie</l><lb/><l>„Die Creatur zu achten, ſind verbunden:</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">„Warum</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[282/0318]
„Allein, da ſie von ihrer Zier
„Und lieblichen Geſtalt ſo viel Vergnuͤgen fuͤl’ten,
„Und ſie alſo fuͤr Goͤtter hielten:
„So haͤtten ſie ja billig muͤſſen,
„Wie gar viel beſſer Der, der aller HErr iſt, wiſſen.
„Denn Der, ſo Meiſter iſt von aller Schoͤnheits Pracht,
„Hat ſolches alles ja gemacht,
„Und ſo ſie ſich der Macht und Kraft
„Verwunderten: ſo ſollten ſie
„Ja billig auch die Eigenſchaft,
„Und wie viel maͤchtiger Der ſey, der alle Gaben
„Bereitet hat, gemerket haben.
„Denn es kann am Geſchoͤpf’ und Schmuck der Erden
„Jhr Schoͤpfer, als im Bild’, erkennet werden.
„Wiewol doch uͤber die
„Nicht ſo gar hoch zu klagen,
„Jndem auch ſie
„Wol irren koͤnnen, wenn ſie hie
„GOtt ſuchen, und nach Jhm Verlangen tragen.
„Denn ſo ſie ihren Geiſt auf die Geſchoͤpfe lenken,
„Um ihnen nachzudenken:
„So werden ſie im Anſehn ihrer Pracht
„Gefangen, weil ſo ſchoͤn
„Die Creaturen, die wir ſehn.
„Doch ſind ſie damit nicht entſchuldigt. Denn da ſie
„So viel erkennen, daß ſie hie
„Die Creatur zu achten, ſind verbunden:
„Warum
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/318>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.