Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Jndem es in dem sanften Schein
Was ird'sches nicht allein,
Nein, ein verhüll'tes Bild der Gottheit, die die Pracht
Der himmlischen und ird'schen Cörper macht,
Und die allgegenwärtig, findet.

Jch senkte mich hierauf, zu Seiner Ehr',
Jns tiefe Meer
Der unumschränkten Luft, und ward von ungefehr
Beym ungezählten Sternen-Heer
Den weit entlegenen Saturn gewahr.
Sein von dem Sonnen-Stral so weit entfernter Schein,
(Ob gleich fünf Monden sich beständig um ihn lenken;
Sieht man gleich offenbar
Jhn einen hellen Kreis umschränken;)
Wird doch vermutlich nicht, dacht' ich, recht heiter seyn.
Vermutlich handeln wir nicht unrecht, wenn wir sagen,
Daß dort auch in den hell'sten Tagen
Das Licht nicht grösser sey, als wenn bey uns die Nacht.
Ein heit'rer Mondschein helle macht:
Wobey jedoch die es gewohnten Augen
Vermutlich ja so gut, als wir, zu sehen taugen.
Denn dieß ist ausgemacht, daß nirgend einerley
Der emsigen Natur nie stille Wirkung sey.
Das gab mir nun aufs neu Gelegenheit,
Mit ernstlicher Aufmerksamkeit
Jn solche Tiefe mich mit Ehrfurcht zu versenken,
Und an der Sterne HErrn mit Andacht zu gedenken,
Den man in Ewigkeit nicht g'nug bewundern kann.
Hierauf sah ich noch einst des Mondes Cörper an.
Als ich nun recht erwog, wie groß er sey;
Fiel mir darüber dieses bey:
Betrachte, lieber Mensch, die wunderbare Grösse
Des Cörpers, welchen du, betrogen durch den Schein,
Mit Unrecht glaub'st so klein zu seyn!

Er-
J 3

Jndem es in dem ſanften Schein
Was ird’ſches nicht allein,
Nein, ein verhuͤll’tes Bild der Gottheit, die die Pracht
Der himmliſchen und ird’ſchen Coͤrper macht,
Und die allgegenwaͤrtig, findet.

Jch ſenkte mich hierauf, zu Seiner Ehr’,
Jns tiefe Meer
Der unumſchraͤnkten Luft, und ward von ungefehr
Beym ungezaͤhlten Sternen-Heer
Den weit entlegenen Saturn gewahr.
Sein von dem Sonnen-Stral ſo weit entfernter Schein,
(Ob gleich fuͤnf Monden ſich beſtaͤndig um ihn lenken;
Sieht man gleich offenbar
Jhn einen hellen Kreis umſchraͤnken;)
Wird doch vermutlich nicht, dacht’ ich, recht heiter ſeyn.
Vermutlich handeln wir nicht unrecht, wenn wir ſagen,
Daß dort auch in den hell’ſten Tagen
Das Licht nicht groͤſſer ſey, als wenn bey uns die Nacht.
Ein heit’rer Mondſchein helle macht:
Wobey jedoch die es gewohnten Augen
Vermutlich ja ſo gut, als wir, zu ſehen taugen.
Denn dieß iſt ausgemacht, daß nirgend einerley
Der emſigen Natur nie ſtille Wirkung ſey.
Das gab mir nun aufs neu Gelegenheit,
Mit ernſtlicher Aufmerkſamkeit
Jn ſolche Tiefe mich mit Ehrfurcht zu verſenken,
Und an der Sterne HErrn mit Andacht zu gedenken,
Den man in Ewigkeit nicht g’nug bewundern kann.
Hierauf ſah ich noch einſt des Mondes Coͤrper an.
Als ich nun recht erwog, wie groß er ſey;
Fiel mir daruͤber dieſes bey:
Betrachte, lieber Menſch, die wunderbare Groͤſſe
Des Coͤrpers, welchen du, betrogen durch den Schein,
Mit Unrecht glaub’ſt ſo klein zu ſeyn!

Er-
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="31">
            <l><pb facs="#f0169" n="133"/>
Jndem es in dem &#x017F;anften Schein</l><lb/>
            <l>Was ird&#x2019;&#x017F;ches nicht allein,</l><lb/>
            <l>Nein, ein verhu&#x0364;ll&#x2019;tes Bild der Gottheit, die die Pracht</l><lb/>
            <l>Der himmli&#x017F;chen und ird&#x2019;&#x017F;chen Co&#x0364;rper macht,</l><lb/>
            <l>Und die allgegenwa&#x0364;rtig, findet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="32">
            <l>Jch &#x017F;enkte mich hierauf, zu Seiner Ehr&#x2019;,</l><lb/>
            <l>Jns tiefe Meer</l><lb/>
            <l>Der unum&#x017F;chra&#x0364;nkten Luft, und ward von ungefehr</l><lb/>
            <l>Beym ungeza&#x0364;hlten Sternen-Heer</l><lb/>
            <l>Den weit entlegenen Saturn gewahr.</l><lb/>
            <l>Sein von dem Sonnen-Stral &#x017F;o weit entfernter Schein,</l><lb/>
            <l>(Ob gleich fu&#x0364;nf Monden &#x017F;ich be&#x017F;ta&#x0364;ndig um ihn lenken;</l><lb/>
            <l>Sieht man gleich offenbar</l><lb/>
            <l>Jhn einen hellen Kreis um&#x017F;chra&#x0364;nken;)</l><lb/>
            <l>Wird doch vermutlich nicht, dacht&#x2019; ich, recht heiter &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Vermutlich handeln wir nicht unrecht, wenn wir &#x017F;agen,</l><lb/>
            <l>Daß dort auch in den hell&#x2019;&#x017F;ten Tagen</l><lb/>
            <l>Das Licht nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey, als wenn bey uns die Nacht.</l><lb/>
            <l>Ein heit&#x2019;rer Mond&#x017F;chein helle macht:</l><lb/>
            <l>Wobey jedoch die es gewohnten Augen</l><lb/>
            <l>Vermutlich ja &#x017F;o gut, als wir, zu &#x017F;ehen taugen.</l><lb/>
            <l>Denn dieß i&#x017F;t ausgemacht, daß nirgend einerley</l><lb/>
            <l>Der em&#x017F;igen Natur nie &#x017F;tille Wirkung &#x017F;ey.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="33">
            <l>Das gab mir nun aufs neu Gelegenheit,</l><lb/>
            <l>Mit ern&#x017F;tlicher Aufmerk&#x017F;amkeit</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;olche Tiefe mich mit Ehrfurcht zu ver&#x017F;enken,</l><lb/>
            <l>Und an der Sterne HErrn mit Andacht zu gedenken,</l><lb/>
            <l>Den man in Ewigkeit nicht g&#x2019;nug bewundern kann.</l><lb/>
            <l>Hierauf &#x017F;ah ich noch ein&#x017F;t des Mondes Co&#x0364;rper an.</l><lb/>
            <l>Als ich nun recht erwog, wie groß er &#x017F;ey;</l><lb/>
            <l>Fiel mir daru&#x0364;ber die&#x017F;es bey:</l><lb/>
            <l>Betrachte, lieber Men&#x017F;ch, die wunderbare Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Des Co&#x0364;rpers, welchen du, betrogen durch den Schein,</l><lb/>
            <l>Mit Unrecht glaub&#x2019;&#x017F;t &#x017F;o klein zu &#x017F;eyn!</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="sig">J 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Er-</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0169] Jndem es in dem ſanften Schein Was ird’ſches nicht allein, Nein, ein verhuͤll’tes Bild der Gottheit, die die Pracht Der himmliſchen und ird’ſchen Coͤrper macht, Und die allgegenwaͤrtig, findet. Jch ſenkte mich hierauf, zu Seiner Ehr’, Jns tiefe Meer Der unumſchraͤnkten Luft, und ward von ungefehr Beym ungezaͤhlten Sternen-Heer Den weit entlegenen Saturn gewahr. Sein von dem Sonnen-Stral ſo weit entfernter Schein, (Ob gleich fuͤnf Monden ſich beſtaͤndig um ihn lenken; Sieht man gleich offenbar Jhn einen hellen Kreis umſchraͤnken;) Wird doch vermutlich nicht, dacht’ ich, recht heiter ſeyn. Vermutlich handeln wir nicht unrecht, wenn wir ſagen, Daß dort auch in den hell’ſten Tagen Das Licht nicht groͤſſer ſey, als wenn bey uns die Nacht. Ein heit’rer Mondſchein helle macht: Wobey jedoch die es gewohnten Augen Vermutlich ja ſo gut, als wir, zu ſehen taugen. Denn dieß iſt ausgemacht, daß nirgend einerley Der emſigen Natur nie ſtille Wirkung ſey. Das gab mir nun aufs neu Gelegenheit, Mit ernſtlicher Aufmerkſamkeit Jn ſolche Tiefe mich mit Ehrfurcht zu verſenken, Und an der Sterne HErrn mit Andacht zu gedenken, Den man in Ewigkeit nicht g’nug bewundern kann. Hierauf ſah ich noch einſt des Mondes Coͤrper an. Als ich nun recht erwog, wie groß er ſey; Fiel mir daruͤber dieſes bey: Betrachte, lieber Menſch, die wunderbare Groͤſſe Des Coͤrpers, welchen du, betrogen durch den Schein, Mit Unrecht glaub’ſt ſo klein zu ſeyn! Er- J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/169
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/169>, abgerufen am 28.03.2024.