Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Fragen. Wer bringt itzt alles aus der Erden? Wer ist es doch, durch dessen Kraft Die schwanken Zweige voller Saft, Und rötlich-braun gefärbet, werden? Jst es ein blosses Ungefehr, Wenn ihrer kleinen Knospen Heer Sich ründet und gemälich schwellet, Daß fast auf jedem Platz, Dem Ansehn nach, es einen Schatz Von Perlen uns vor Augen stellet? Wer öffnet dieser Knospen Haut, Die man nicht ohn' Ergetzen schaut, Wie vielfach sie gedoppelt sitzen; Wie jede mit so zartem Har Gefüllt, wodurch sie vor Gefahr Des Frostes Laub und Bluhmen schützen? Wer macht, daß so verwunderlich Die Blühte durch dieselbe sich Zusammen hält, da sie sie stützet? Wer weiß der Blätter holdes Grün Aus Zweig' und Knosp' hervor zu ziehn? Wer formt und färbt die zarte Blühte So schön, so wunderschön, daß man Sie ohne Lust nicht sehen kann? Durch wessen Weisheit, Macht und Güte Sind aus der weissen Bluhmen Pracht So
Fragen. Wer bringt itzt alles aus der Erden? Wer iſt es doch, durch deſſen Kraft Die ſchwanken Zweige voller Saft, Und roͤtlich-braun gefaͤrbet, werden? Jſt es ein bloſſes Ungefehr, Wenn ihrer kleinen Knoſpen Heer Sich ruͤndet und gemaͤlich ſchwellet, Daß faſt auf jedem Platz, Dem Anſehn nach, es einen Schatz Von Perlen uns vor Augen ſtellet? Wer oͤffnet dieſer Knoſpen Haut, Die man nicht ohn’ Ergetzen ſchaut, Wie vielfach ſie gedoppelt ſitzen; Wie jede mit ſo zartem Har Gefuͤllt, wodurch ſie vor Gefahr Des Froſtes Laub und Bluhmen ſchuͤtzen? Wer macht, daß ſo verwunderlich Die Bluͤhte durch dieſelbe ſich Zuſammen haͤlt, da ſie ſie ſtuͤtzet? Wer weiß der Blaͤtter holdes Gruͤn Aus Zweig’ und Knoſp’ hervor zu ziehn? Wer formt und faͤrbt die zarte Bluͤhte So ſchoͤn, ſo wunderſchoͤn, daß man Sie ohne Luſt nicht ſehen kann? Durch weſſen Weiſheit, Macht und Guͤte Sind aus der weiſſen Bluhmen Pracht So
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0136" n="100"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fragen.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>er bringt itzt alles aus der Erden?</l><lb/> <l>Wer iſt es doch, durch deſſen Kraft</l><lb/> <l>Die ſchwanken Zweige voller Saft,</l><lb/> <l>Und roͤtlich-braun gefaͤrbet, werden?</l><lb/> <l>Jſt es ein bloſſes Ungefehr,</l><lb/> <l>Wenn ihrer kleinen Knoſpen Heer</l><lb/> <l>Sich ruͤndet und gemaͤlich ſchwellet,</l><lb/> <l>Daß faſt auf jedem Platz,</l><lb/> <l>Dem Anſehn nach, es einen Schatz</l><lb/> <l>Von Perlen uns vor Augen ſtellet?</l><lb/> <l>Wer oͤffnet dieſer Knoſpen Haut,</l><lb/> <l>Die man nicht ohn’ Ergetzen ſchaut,</l><lb/> <l>Wie vielfach ſie gedoppelt ſitzen;</l><lb/> <l>Wie jede mit ſo zartem Har</l><lb/> <l>Gefuͤllt, wodurch ſie vor Gefahr</l><lb/> <l>Des Froſtes Laub und Bluhmen ſchuͤtzen?</l><lb/> <l>Wer macht, daß ſo verwunderlich</l><lb/> <l>Die Bluͤhte durch dieſelbe ſich</l><lb/> <l>Zuſammen haͤlt, da ſie ſie ſtuͤtzet?</l><lb/> <l>Wer weiß der Blaͤtter holdes Gruͤn</l><lb/> <l>Aus Zweig’ und Knoſp’ hervor zu ziehn?</l><lb/> <l>Wer formt und faͤrbt die zarte Bluͤhte</l><lb/> <l>So ſchoͤn, ſo wunderſchoͤn, daß man</l><lb/> <l>Sie ohne Luſt nicht ſehen kann?</l><lb/> <l>Durch weſſen Weiſheit, Macht und Guͤte</l><lb/> <l>Sind aus der weiſſen Bluhmen Pracht</l><lb/> <l> <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0136]
Fragen.
Wer bringt itzt alles aus der Erden?
Wer iſt es doch, durch deſſen Kraft
Die ſchwanken Zweige voller Saft,
Und roͤtlich-braun gefaͤrbet, werden?
Jſt es ein bloſſes Ungefehr,
Wenn ihrer kleinen Knoſpen Heer
Sich ruͤndet und gemaͤlich ſchwellet,
Daß faſt auf jedem Platz,
Dem Anſehn nach, es einen Schatz
Von Perlen uns vor Augen ſtellet?
Wer oͤffnet dieſer Knoſpen Haut,
Die man nicht ohn’ Ergetzen ſchaut,
Wie vielfach ſie gedoppelt ſitzen;
Wie jede mit ſo zartem Har
Gefuͤllt, wodurch ſie vor Gefahr
Des Froſtes Laub und Bluhmen ſchuͤtzen?
Wer macht, daß ſo verwunderlich
Die Bluͤhte durch dieſelbe ſich
Zuſammen haͤlt, da ſie ſie ſtuͤtzet?
Wer weiß der Blaͤtter holdes Gruͤn
Aus Zweig’ und Knoſp’ hervor zu ziehn?
Wer formt und faͤrbt die zarte Bluͤhte
So ſchoͤn, ſo wunderſchoͤn, daß man
Sie ohne Luſt nicht ſehen kann?
Durch weſſen Weiſheit, Macht und Guͤte
Sind aus der weiſſen Bluhmen Pracht
So
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |