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Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727.

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alle Propheten des alten / und die Evangelisten und Apostel des neuen Testaments / ja JEsus selbst der Anfänger und Vollender des Glaubens / haben nicht anderst vom Buß und Glauben gelehret / als wir itzt gehöret haben. Und solcher Glaube macht uns in Armuth reich / in Creutz und Trübsal geduldig / und im Tode getrost / daß man die Bitterkeit desselben nicht schmecke. Ach was wäre nun wol mehr zu wünschen als dieses? daß sich auch die beschriebene Busse und Glaube möchte bey allen in der That finden / die sich derselben mit dem Munde rühmen. Aber leyder! leyder! beyde Stück sind was seltnes und rares bey unserm heutigen Christenthum / und werde ich nicht irren / wann ich sage / daß wir in den Zeiten leben / von welchen Christus sagt Luc. XVIII, 8. Wann des Menschen Sohn kommen wird / meinst du / das Er werde Glauben finden auff Erden? Wo findet man wahre rechtschaffene Busse? lebendige Erkäntniß der Sünden / und ernstliche Reue über dieselben? Man macht sich fast aus der Sünden nichts mehr / die eiteln und sündlichen Dinge / sind durch die Gewohnheit privilegiret worden / daß sie als unschuldige Dinge müssen angesehen werden. Von den lasterhafftesten Gewohnheiten wil man nicht abstehen / kaum nimt man sich noch die Mühe etwas in den äusserlichen Christen Pflichten zu leisten. Fast ein jeder bildet sich ein / weil man kein Räuber / Ungerechter und Ehebrecher sey / weil man solche Un-

alle Propheten des alten / und die Evangelisten und Apostel des neuen Testaments / ja JEsus selbst der Anfänger und Vollender des Glaubens / haben nicht anderst vom Buß und Glauben gelehret / als wir itzt gehöret haben. Und solcher Glaube macht uns in Armuth reich / in Creutz und Trübsal geduldig / und im Tode getrost / daß man die Bitterkeit desselben nicht schmecke. Ach was wäre nun wol mehr zu wünschen als dieses? daß sich auch die beschriebene Busse und Glaube möchte bey allen in der That finden / die sich derselben mit dem Munde rühmen. Aber leyder! leyder! beyde Stück sind was seltnes und rares bey unserm heutigen Christenthum / und werde ich nicht irren / wann ich sage / daß wir in den Zeiten leben / von welchen Christus sagt Luc. XVIII, 8. Wann des Menschen Sohn kommen wird / meinst du / das Er werde Glauben finden auff Erden? Wo findet man wahre rechtschaffene Busse? lebendige Erkäntniß der Sünden / und ernstliche Reue über dieselben? Man macht sich fast aus der Sünden nichts mehr / die eiteln und sündlichen Dinge / sind durch die Gewohnheit privilegiret worden / daß sie als unschuldige Dinge müssen angesehen werden. Von den lasterhafftesten Gewohnheiten wil man nicht abstehen / kaum nimt man sich noch die Mühe etwas in den äusserlichen Christen Pflichten zu leisten. Fast ein jeder bildet sich ein / weil man kein Räuber / Ungerechter und Ehebrecher sey / weil man solche Un-

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[48/0056] alle Propheten des alten / und die Evangelisten und Apostel des neuen Testaments / ja JEsus selbst der Anfänger und Vollender des Glaubens / haben nicht anderst vom Buß und Glauben gelehret / als wir itzt gehöret haben. Und solcher Glaube macht uns in Armuth reich / in Creutz und Trübsal geduldig / und im Tode getrost / daß man die Bitterkeit desselben nicht schmecke. Ach was wäre nun wol mehr zu wünschen als dieses? daß sich auch die beschriebene Busse und Glaube möchte bey allen in der That finden / die sich derselben mit dem Munde rühmen. Aber leyder! leyder! beyde Stück sind was seltnes und rares bey unserm heutigen Christenthum / und werde ich nicht irren / wann ich sage / daß wir in den Zeiten leben / von welchen Christus sagt Luc. XVIII, 8. Wann des Menschen Sohn kommen wird / meinst du / das Er werde Glauben finden auff Erden? Wo findet man wahre rechtschaffene Busse? lebendige Erkäntniß der Sünden / und ernstliche Reue über dieselben? Man macht sich fast aus der Sünden nichts mehr / die eiteln und sündlichen Dinge / sind durch die Gewohnheit privilegiret worden / daß sie als unschuldige Dinge müssen angesehen werden. Von den lasterhafftesten Gewohnheiten wil man nicht abstehen / kaum nimt man sich noch die Mühe etwas in den äusserlichen Christen Pflichten zu leisten. Fast ein jeder bildet sich ein / weil man kein Räuber / Ungerechter und Ehebrecher sey / weil man solche Un-

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Zitationshilfe: Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/breymann_vertreibung_1727/56>, abgerufen am 23.11.2024.