Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727.Stroms-weise vergossene Thränen an / daß durch diesen unverhofften Todes-Fall gleichsam ein zweyschneidig Schwerd durch seine Seele gedrungen. Ich selbst / und die übrigen Collegiaten dieses Closters können nicht anderst als seuffzen und klagen: Der HErr hat uns voll Jammers gemacht! Elisa wuste dorten daß der HErr seinen Herrn von ihm nehmen wolte 2. Reg. IV, 3. Allein die Collegiaten hätten solches nimmermehr vermuhtet / daß ihr Haupt und Vorgesetzter so bald würde von ihnen genommen werden / daher als ich nach dem tödlichen Hintrit des Wohlseeligen Herrn Abts zu Ihnen auf das Closter kam / und Sie fragte: Wisset ihr auch / daß der HErr unsern Herrn Abt von uns genommen? so stunden sie gantz erstarret / und schienen gleichsam in harte Steine und unempfindliche Seulen verwandelt zu seyn. Wir sahen einander an / und die erblasseten Gesichter / die abgebrochenen Worte zeugeten von der innerlichen Bewegung und Zustande des Hertzens. An ihren Stirnen konte man gleichsam die Worte lesen: Der HErr hat unsern Herrn Abt von uns genommen. Ein jeder seufftzete; Mein Vater / mein Vater / wie sollen wir nun thun / ach! Der HErr hat uns voll Jammers gemacht! Ja mich deucht / ich höre von Braunschweig her dessen wehrteste Gemeinde und Pfarr-Kinder Stroms-weise vergossene Thränen an / daß durch diesen unverhofften Todes-Fall gleichsam ein zweyschneidig Schwerd durch seine Seele gedrungen. Ich selbst / und die übrigen Collegiaten dieses Closters können nicht anderst als seuffzen und klagen: Der HErr hat uns voll Jammers gemacht! Elisa wuste dorten daß der HErr seinen Herrn von ihm nehmen wolte 2. Reg. IV, 3. Allein die Collegiaten hätten solches nimmermehr vermuhtet / daß ihr Haupt und Vorgesetzter so bald würde von ihnen genommen werden / daher als ich nach dem tödlichen Hintrit des Wohlseeligen Herrn Abts zu Ihnen auf das Closter kam / und Sie fragte: Wisset ihr auch / daß der HErr unsern Herrn Abt von uns genommen? so stunden sie gantz erstarret / und schienen gleichsam in harte Steine und unempfindliche Seulen verwandelt zu seyn. Wir sahen einander an / und die erblasseten Gesichter / die abgebrochenen Worte zeugeten von der innerlichen Bewegung und Zustande des Hertzens. An ihren Stirnen konte man gleichsam die Worte lesen: Der HErr hat unsern Herrn Abt von uns genommen. Ein jeder seufftzete; Mein Vater / mein Vater / wie sollen wir nun thun / ach! Der HErr hat uns voll Jammers gemacht! Ja mich deucht / ich höre von Braunschweig her dessen wehrteste Gemeinde und Pfarr-Kinder <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0016" n="8"/> Stroms-weise vergossene Thränen an / daß durch diesen unverhofften Todes-Fall gleichsam ein zweyschneidig Schwerd durch seine Seele gedrungen. Ich selbst / und die übrigen Collegiaten dieses Closters können nicht anderst als seuffzen und klagen: Der HErr hat uns voll Jammers gemacht! Elisa wuste dorten daß der HErr seinen Herrn von ihm nehmen wolte 2. Reg. IV, 3. Allein die Collegiaten hätten solches nimmermehr vermuhtet / daß ihr Haupt und Vorgesetzter so bald würde von ihnen genommen werden / daher als ich nach dem tödlichen Hintrit des Wohlseeligen Herrn Abts zu Ihnen auf das Closter kam / und Sie fragte: Wisset ihr auch / daß der HErr unsern Herrn Abt von uns genommen? so stunden sie gantz erstarret / und schienen gleichsam in harte Steine und unempfindliche Seulen verwandelt zu seyn. Wir sahen einander an / und die erblasseten Gesichter / die abgebrochenen Worte zeugeten von der innerlichen Bewegung und Zustande des Hertzens. An ihren Stirnen konte man gleichsam die Worte lesen: Der HErr hat unsern Herrn Abt von uns genommen. Ein jeder seufftzete; Mein Vater / mein Vater / wie sollen wir nun thun / ach! Der HErr hat uns voll Jammers gemacht!</p> <p>Ja mich deucht / ich höre von Braunschweig her dessen wehrteste Gemeinde und Pfarr-Kinder </p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0016]
Stroms-weise vergossene Thränen an / daß durch diesen unverhofften Todes-Fall gleichsam ein zweyschneidig Schwerd durch seine Seele gedrungen. Ich selbst / und die übrigen Collegiaten dieses Closters können nicht anderst als seuffzen und klagen: Der HErr hat uns voll Jammers gemacht! Elisa wuste dorten daß der HErr seinen Herrn von ihm nehmen wolte 2. Reg. IV, 3. Allein die Collegiaten hätten solches nimmermehr vermuhtet / daß ihr Haupt und Vorgesetzter so bald würde von ihnen genommen werden / daher als ich nach dem tödlichen Hintrit des Wohlseeligen Herrn Abts zu Ihnen auf das Closter kam / und Sie fragte: Wisset ihr auch / daß der HErr unsern Herrn Abt von uns genommen? so stunden sie gantz erstarret / und schienen gleichsam in harte Steine und unempfindliche Seulen verwandelt zu seyn. Wir sahen einander an / und die erblasseten Gesichter / die abgebrochenen Worte zeugeten von der innerlichen Bewegung und Zustande des Hertzens. An ihren Stirnen konte man gleichsam die Worte lesen: Der HErr hat unsern Herrn Abt von uns genommen. Ein jeder seufftzete; Mein Vater / mein Vater / wie sollen wir nun thun / ach! Der HErr hat uns voll Jammers gemacht!
Ja mich deucht / ich höre von Braunschweig her dessen wehrteste Gemeinde und Pfarr-Kinder
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Zitationshilfe: | Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/breymann_vertreibung_1727/16>, abgerufen am 23.07.2024. |