Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838.seine Schande nicht überleben. Annerl, liebes Annerl, Ich konnte diese letzten Worte eines gewiß edeln un¬ ſeine Schande nicht überleben. Annerl, liebes Annerl, Ich konnte dieſe letzten Worte eines gewiß edeln un¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="41"/> ſeine Schande nicht überleben. Annerl, liebes Annerl,<lb/> nimm doch ja das Kränzlein, ich bin Dir immer treu<lb/> geweſen, ſo Gott mir gnädig ſey! Ich gebe Dir nun<lb/> Deine Freiheit wieder, aber thue mir die Ehre, und hei¬<lb/> rathe nie Einen, der ſchlechter wäre, als ich; und wenn<lb/> Du kannſt, ſo bitte für mich: daß ich ein ehrliches Grab<lb/> neben meiner Mutter erhalte, und wenn Du hier in<lb/> unſerm Ort ſterben ſollteſt, ſo laſſe Dich auch bei uns<lb/> begraben; die gute Großmutter wird auch zu uns kom¬<lb/> men, da ſind wir Alle beiſammen. Ich habe funfzig<lb/> Thaler in meinem Felleiſen, die ſollen auf Intreſſen ge¬<lb/> legt werden für Dein erſtes Kind. Meine ſilberne Uhr<lb/> ſoll der Herr Pfarrer haben, wenn ich ehrlich begraben<lb/> werde. Mein Pferd, die Uniform und Waffen gehören<lb/> dem Herzog, dieſe meine Brieftaſche gehört Dein. Adies,<lb/> herztauſender Schatz, Adies, liebe Großmutter, betet für<lb/> mich und lebt alle wohl — Gott erbarme ſich meiner —<lb/> ach, meine Verzweiflung iſt groß!</p><lb/> <p>Ich konnte dieſe letzten Worte eines gewiß edeln un¬<lb/> glücklichen Menſchen nicht ohne bittere Thränen leſen. —<lb/> Der Kasper muß ein gar guter Menſch geweſen ſeyn,<lb/> liebe Mutter, ſagte ich zu der Alten, welche nach dieſen<lb/> Worten ſtehen blieb und meine Hand drückte und mit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0051]
ſeine Schande nicht überleben. Annerl, liebes Annerl,
nimm doch ja das Kränzlein, ich bin Dir immer treu
geweſen, ſo Gott mir gnädig ſey! Ich gebe Dir nun
Deine Freiheit wieder, aber thue mir die Ehre, und hei¬
rathe nie Einen, der ſchlechter wäre, als ich; und wenn
Du kannſt, ſo bitte für mich: daß ich ein ehrliches Grab
neben meiner Mutter erhalte, und wenn Du hier in
unſerm Ort ſterben ſollteſt, ſo laſſe Dich auch bei uns
begraben; die gute Großmutter wird auch zu uns kom¬
men, da ſind wir Alle beiſammen. Ich habe funfzig
Thaler in meinem Felleiſen, die ſollen auf Intreſſen ge¬
legt werden für Dein erſtes Kind. Meine ſilberne Uhr
ſoll der Herr Pfarrer haben, wenn ich ehrlich begraben
werde. Mein Pferd, die Uniform und Waffen gehören
dem Herzog, dieſe meine Brieftaſche gehört Dein. Adies,
herztauſender Schatz, Adies, liebe Großmutter, betet für
mich und lebt alle wohl — Gott erbarme ſich meiner —
ach, meine Verzweiflung iſt groß!
Ich konnte dieſe letzten Worte eines gewiß edeln un¬
glücklichen Menſchen nicht ohne bittere Thränen leſen. —
Der Kasper muß ein gar guter Menſch geweſen ſeyn,
liebe Mutter, ſagte ich zu der Alten, welche nach dieſen
Worten ſtehen blieb und meine Hand drückte und mit
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