Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.Was Hahn an Hahn vor Langem schrieb, Nicht immer ganz verständlich blieb. Weil Fußschrift auf die Fußschrift trifft, So ward es Kribbes-Krabbes-Schrift. Ein Jeder liest sich erst hinein Was er sich gern heraus möcht' lesen, Oft giebt ein Strich, ein Pünktlein klein, Dem ganzen Sinn ein andres Wesen. So ward auch hier der dunkle Spruch Aus dein und meinem Schicksalsbuch, Der auch auf deinem Wappen steht, Von Schriftgelehrten bös verdreht; Doch weil ich kräh' nach Tradition, So kann ich noch mein Lektion. Nun las Alektryo ihm folgende Worte von der Mar¬ Alektryo bringt dir Glück selbst um Undank. O Gockel hau ihm den Kopf ab, Schneid' ihm den Kropf auf, Salomo's Siegelring Jedem noch Brod gab. Da sah nun Graf Gockel deutlich, daß die Eltern der Alektryo! es ist curios, Du sprichst vom Ringe Salomo's Und von dem Urgockelio Und von dem Uralektryo; Mir ist, wenn ich dies Alles hör', Wie einer Eierschaale leer, Wenns Huhn, von dem sie war gelegt, Sich gacksend um sie her bewegt. Was Hahn an Hahn vor Langem ſchrieb, Nicht immer ganz verſtaͤndlich blieb. Weil Fußſchrift auf die Fußſchrift trifft, So ward es Kribbes-Krabbes-Schrift. Ein Jeder lieſt ſich erſt hinein Was er ſich gern heraus moͤcht' leſen, Oft giebt ein Strich, ein Puͤnktlein klein, Dem ganzen Sinn ein andres Weſen. So ward auch hier der dunkle Spruch Aus dein und meinem Schickſalsbuch, Der auch auf deinem Wappen ſteht, Von Schriftgelehrten boͤs verdreht; Doch weil ich kraͤh' nach Tradition, So kann ich noch mein Lektion. Nun las Alektryo ihm folgende Worte von der Mar¬ Alektryo bringt dir Gluͤck ſelbſt um Undank. O Gockel hau ihm den Kopf ab, Schneid' ihm den Kropf auf, Salomo's Siegelring Jedem noch Brod gab. Da ſah nun Graf Gockel deutlich, daß die Eltern der Alektryo! es iſt curios, Du ſprichſt vom Ringe Salomo's Und von dem Urgockelio Und von dem Uralektryo; Mir iſt, wenn ich dies Alles hoͤr', Wie einer Eierſchaale leer, Wenns Huhn, von dem ſie war gelegt, Sich gackſend um ſie her bewegt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0078" n="52"/> <l>Was Hahn an Hahn vor Langem ſchrieb,</l><lb/> <l>Nicht immer ganz verſtaͤndlich blieb.</l><lb/> <l>Weil Fußſchrift auf die Fußſchrift trifft,</l><lb/> <l>So ward es Kribbes-Krabbes-Schrift.</l><lb/> <l>Ein Jeder lieſt ſich erſt hinein</l><lb/> <l>Was er ſich gern heraus moͤcht' leſen,</l><lb/> <l>Oft giebt ein Strich, ein Puͤnktlein klein,</l><lb/> <l>Dem ganzen Sinn ein andres Weſen.</l><lb/> <l>So ward auch hier der dunkle Spruch</l><lb/> <l>Aus dein und meinem Schickſalsbuch,</l><lb/> <l>Der auch auf deinem Wappen ſteht,</l><lb/> <l>Von Schriftgelehrten boͤs verdreht;</l><lb/> <l>Doch weil ich kraͤh' nach Tradition,</l><lb/> <l>So kann ich noch mein Lektion.</l><lb/> </lg> <p>Nun las Alektryo ihm folgende Worte von der Mar¬<lb/> morplatte:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Alektryo bringt dir Gluͤck ſelbſt um Undank.</l><lb/> <l>O Gockel hau ihm den Kopf ab,</l><lb/> <l>Schneid' ihm den Kropf auf, Salomo's</l><lb/> <l>Siegelring Jedem noch Brod gab.</l><lb/> </lg> <p>Da ſah nun Graf Gockel deutlich, daß die Eltern der<lb/> Petſchierſtecher ſchon ſeine Vorfahren bei dem Spruch auf<lb/> dem Wappen betrogen hatten, und daß die Worte: Kopf,<lb/> Kropf, Siegel gar nicht ihre Namen waren. Alles Gehoͤrte<lb/> erweckte dunkle Erinnerungen wie von Maͤhrchen aus ſeiner<lb/> fruͤheſten Jugend in ihm, und begierig, von der Geſchichte<lb/> ſeiner Vorfahren etwas zu wiſſen, ſprach er zu dem Hahnen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Alektryo! es iſt curios,</l><lb/> <l>Du ſprichſt vom Ringe Salomo's</l><lb/> <l>Und von dem Urgockelio</l><lb/> <l>Und von dem Uralektryo;</l><lb/> <l>Mir iſt, wenn ich dies Alles hoͤr',</l><lb/> <l>Wie einer Eierſchaale leer,</l><lb/> <l>Wenns Huhn, von dem ſie war gelegt,</l><lb/> <l>Sich gackſend um ſie her bewegt.</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [52/0078]
Was Hahn an Hahn vor Langem ſchrieb,
Nicht immer ganz verſtaͤndlich blieb.
Weil Fußſchrift auf die Fußſchrift trifft,
So ward es Kribbes-Krabbes-Schrift.
Ein Jeder lieſt ſich erſt hinein
Was er ſich gern heraus moͤcht' leſen,
Oft giebt ein Strich, ein Puͤnktlein klein,
Dem ganzen Sinn ein andres Weſen.
So ward auch hier der dunkle Spruch
Aus dein und meinem Schickſalsbuch,
Der auch auf deinem Wappen ſteht,
Von Schriftgelehrten boͤs verdreht;
Doch weil ich kraͤh' nach Tradition,
So kann ich noch mein Lektion.
Nun las Alektryo ihm folgende Worte von der Mar¬
morplatte:
Alektryo bringt dir Gluͤck ſelbſt um Undank.
O Gockel hau ihm den Kopf ab,
Schneid' ihm den Kropf auf, Salomo's
Siegelring Jedem noch Brod gab.
Da ſah nun Graf Gockel deutlich, daß die Eltern der
Petſchierſtecher ſchon ſeine Vorfahren bei dem Spruch auf
dem Wappen betrogen hatten, und daß die Worte: Kopf,
Kropf, Siegel gar nicht ihre Namen waren. Alles Gehoͤrte
erweckte dunkle Erinnerungen wie von Maͤhrchen aus ſeiner
fruͤheſten Jugend in ihm, und begierig, von der Geſchichte
ſeiner Vorfahren etwas zu wiſſen, ſprach er zu dem Hahnen:
Alektryo! es iſt curios,
Du ſprichſt vom Ringe Salomo's
Und von dem Urgockelio
Und von dem Uralektryo;
Mir iſt, wenn ich dies Alles hoͤr',
Wie einer Eierſchaale leer,
Wenns Huhn, von dem ſie war gelegt,
Sich gackſend um ſie her bewegt.
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