im Wetter tanzen, geschieht es unter dem Schirm, da ist sie wie unter einem chinesischen Dach, Alles ist einfach und kurz beisammen, man muß auf Alles denken." -- Da rief Gackeleia aus: "ach! zeige mir Alles, Alles, explicire mir Alles; o wie artig ist die Puppe! wie wackelt sie mit dem Köpf¬ chen, wie schüttelt sie die Zöpfchen, wie reicht sie die Aerm¬ chen, ach gieb sie mir nur ein klein Bischen zu betrachten."
Der Alte sagte: "Comtesse, das kann ich nicht, aber die Kleider will ich Ihnen gleich zeigen und Alles expli¬ ciren."
Da steckte er die Puppe in den Gürtel, die anfangs mit dem Kopf daraus hervorwackelte und nachher stille ward; dann spannte der alte Mann einen großen Regenschirm aus, der am Rande mit vielen kleinen Glöckchen und bei jedem mit allerlei niedlichen Puppenkleidchen und Kleinigkeiten be¬ hängt war. Zuerst drehte er den Schirm schnell herum, daß die Schellen lieblich klingelten und die Puppenkleider bunt im Kreise wehten, dann hielt er plötzlich den Schirm still und fing an, mit einem Stäbchen deutend jedes Stück zu explicieren, wobei er halb sprach, halb durch die Nase sang, und Gackeleia jedesmal antwortete.
Der Alte sang:
"Guck', hier bei dem ersten Glöckchen Dieses grüne, kurze Röckchen Zieht sie an als Gärtnerin, Möchte in dein Gärtchen hin; Hier dies Gießkännchen, zu gießen Alle Blümchen, die drin sprießen, Kriegt sie in die kleine Hand."
Gackeleia:
"O wie artig, wie scharmant! Sie ist klein, kann ohne Bücken Mir die schönsten Sträußchen pflücken."
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im Wetter tanzen, geſchieht es unter dem Schirm, da iſt ſie wie unter einem chineſiſchen Dach, Alles iſt einfach und kurz beiſammen, man muß auf Alles denken.“ — Da rief Gackeleia aus: „ach! zeige mir Alles, Alles, explicire mir Alles; o wie artig iſt die Puppe! wie wackelt ſie mit dem Koͤpf¬ chen, wie ſchuͤttelt ſie die Zoͤpfchen, wie reicht ſie die Aerm¬ chen, ach gieb ſie mir nur ein klein Bischen zu betrachten.“
Der Alte ſagte: „Comteſſe, das kann ich nicht, aber die Kleider will ich Ihnen gleich zeigen und Alles expli¬ ciren.“
Da ſteckte er die Puppe in den Guͤrtel, die anfangs mit dem Kopf daraus hervorwackelte und nachher ſtille ward; dann ſpannte der alte Mann einen großen Regenſchirm aus, der am Rande mit vielen kleinen Gloͤckchen und bei jedem mit allerlei niedlichen Puppenkleidchen und Kleinigkeiten be¬ haͤngt war. Zuerſt drehte er den Schirm ſchnell herum, daß die Schellen lieblich klingelten und die Puppenkleider bunt im Kreiſe wehten, dann hielt er ploͤtzlich den Schirm ſtill und fing an, mit einem Staͤbchen deutend jedes Stuͤck zu explicieren, wobei er halb ſprach, halb durch die Naſe ſang, und Gackeleia jedesmal antwortete.
Der Alte ſang:
„Guck', hier bei dem erſten Gloͤckchen Dieſes gruͤne, kurze Roͤckchen Zieht ſie an als Gaͤrtnerin, Moͤchte in dein Gaͤrtchen hin; Hier dies Gießkaͤnnchen, zu gießen Alle Bluͤmchen, die drin ſprießen, Kriegt ſie in die kleine Hand.“
Gackeleia:
„O wie artig, wie ſcharmant! Sie iſt klein, kann ohne Buͤcken Mir die ſchoͤnſten Straͤußchen pfluͤcken.“
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im Wetter tanzen, geſchieht es unter dem Schirm, da iſt
ſie wie unter einem chineſiſchen Dach, Alles iſt einfach und
kurz beiſammen, man muß auf Alles denken.“ — Da rief
Gackeleia aus: „ach! zeige mir Alles, Alles, explicire mir
Alles; o wie artig iſt die Puppe! wie wackelt ſie mit dem Koͤpf¬
chen, wie ſchuͤttelt ſie die Zoͤpfchen, wie reicht ſie die Aerm¬
chen, ach gieb ſie mir nur ein klein Bischen zu betrachten.“
Der Alte ſagte: „Comteſſe, das kann ich nicht, aber
die Kleider will ich Ihnen gleich zeigen und Alles expli¬
ciren.“
Da ſteckte er die Puppe in den Guͤrtel, die anfangs
mit dem Kopf daraus hervorwackelte und nachher ſtille ward;
dann ſpannte der alte Mann einen großen Regenſchirm aus,
der am Rande mit vielen kleinen Gloͤckchen und bei jedem
mit allerlei niedlichen Puppenkleidchen und Kleinigkeiten be¬
haͤngt war. Zuerſt drehte er den Schirm ſchnell herum, daß
die Schellen lieblich klingelten und die Puppenkleider bunt
im Kreiſe wehten, dann hielt er ploͤtzlich den Schirm ſtill
und fing an, mit einem Staͤbchen deutend jedes Stuͤck zu
explicieren, wobei er halb ſprach, halb durch die Naſe ſang,
und Gackeleia jedesmal antwortete.
Der Alte ſang:
„Guck', hier bei dem erſten Gloͤckchen
Dieſes gruͤne, kurze Roͤckchen
Zieht ſie an als Gaͤrtnerin,
Moͤchte in dein Gaͤrtchen hin;
Hier dies Gießkaͤnnchen, zu gießen
Alle Bluͤmchen, die drin ſprießen,
Kriegt ſie in die kleine Hand.“
Gackeleia:
„O wie artig, wie ſcharmant!
Sie iſt klein, kann ohne Buͤcken
Mir die ſchoͤnſten Straͤußchen pfluͤcken.“
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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/135>, abgerufen am 16.02.2025.
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