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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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len Farben, Schönheitspflästerchen, Schminke aller Farben,
Nagelscheeren und Bürsten, eine Haarzange, ein Kämmchen
für die Augenbraunen, erstaunlich viele Sachen. In dem Kopf
der Henne fand man Hühneraugensalbe für den linken und
rechten Fuß. Der Hals enthielt eine Nadelbüchse voll allerlei
Nadeln, auch eine Insektenfalle. In jedem der Hühnchen, die
man öffnen konnte, fand sich eine andre wohlriechende Seife,
oder Salbe, oder Essenz; das Nest im Innern selbst war ein
Näh- und Nadelkissen von tyrischem Purpur, worauf die
schönsten Muster mit goldenen Demantnadeln abgesteckt wa¬
ren. Das ganze künstliche Flechtwerk des goldenen Nestes
hieng und stack voll tausenderlei Geschmeid, Ringen, Ketten,
Spangen, Agraffen, Amuletten, Talismanen, Perlen und
Bernsteinschnüren. Aus dem Nest streckten sich vier Zweige
von gewachsenem Gold mit Lilien, weißen und rothen Rosen
von Edelsteinen. Diese Zweige bildeten Leuchter, worauf
Wachskerzen standen und woran viele Wachsstöckchen hiengen,
alle von wohlriechendem Wachse gemacht, das Erstlingsbie¬
nen beim Aufgang des Siebengestirns auf den Linden des
Hymettus und von Lilien gesammelt hatten, die schöner be¬
kleidet waren, als Salomo selbst. Außerdem hiengen an
diesen Goldzweigen Siegelringe, kleine Kalenderchen und
Notizbüchelchen von Elfenbein. Vor der Henne kniete ein
feines Kind mit Flügeln von Edelsteinen; es hielt in der ei¬
nen Hand eine Schale voll der köstlichsten Stärkungskügel¬
chen, in der andern eine Schale voll Balsam von Mekka,
als wolle es die Henne füttern. Das Wunderbarste aber
war, daß die Henne die Stundenzahl und die Hühnchen die
Viertelstundenzahl mit süßem Glucksen und Piepen angaben,
und wenn man an einer Feder zog, so sang eine im Innern
befindliche Orgel die Melodie des höchsten Liedes, das Sa¬
lomo je gedichtet.

Frau Hinkel wußte sich gar keinen Rath über allen
diesen Wundern und schaute sich weiter bei dem Wasch¬

len Farben, Schoͤnheitspflaͤſterchen, Schminke aller Farben,
Nagelſcheeren und Buͤrſten, eine Haarzange, ein Kaͤmmchen
fuͤr die Augenbraunen, erſtaunlich viele Sachen. In dem Kopf
der Henne fand man Huͤhneraugenſalbe fuͤr den linken und
rechten Fuß. Der Hals enthielt eine Nadelbuͤchſe voll allerlei
Nadeln, auch eine Inſektenfalle. In jedem der Huͤhnchen, die
man oͤffnen konnte, fand ſich eine andre wohlriechende Seife,
oder Salbe, oder Eſſenz; das Neſt im Innern ſelbſt war ein
Naͤh- und Nadelkiſſen von tyriſchem Purpur, worauf die
ſchoͤnſten Muſter mit goldenen Demantnadeln abgeſteckt wa¬
ren. Das ganze kuͤnſtliche Flechtwerk des goldenen Neſtes
hieng und ſtack voll tauſenderlei Geſchmeid, Ringen, Ketten,
Spangen, Agraffen, Amuletten, Talismanen, Perlen und
Bernſteinſchnuͤren. Aus dem Neſt ſtreckten ſich vier Zweige
von gewachſenem Gold mit Lilien, weißen und rothen Roſen
von Edelſteinen. Dieſe Zweige bildeten Leuchter, worauf
Wachskerzen ſtanden und woran viele Wachsſtoͤckchen hiengen,
alle von wohlriechendem Wachſe gemacht, das Erſtlingsbie¬
nen beim Aufgang des Siebengeſtirns auf den Linden des
Hymettus und von Lilien geſammelt hatten, die ſchoͤner be¬
kleidet waren, als Salomo ſelbſt. Außerdem hiengen an
dieſen Goldzweigen Siegelringe, kleine Kalenderchen und
Notizbuͤchelchen von Elfenbein. Vor der Henne kniete ein
feines Kind mit Fluͤgeln von Edelſteinen; es hielt in der ei¬
nen Hand eine Schale voll der koͤſtlichſten Staͤrkungskuͤgel¬
chen, in der andern eine Schale voll Balſam von Mekka,
als wolle es die Henne fuͤttern. Das Wunderbarſte aber
war, daß die Henne die Stundenzahl und die Huͤhnchen die
Viertelſtundenzahl mit ſuͤßem Gluckſen und Piepen angaben,
und wenn man an einer Feder zog, ſo ſang eine im Innern
befindliche Orgel die Melodie des hoͤchſten Liedes, das Sa¬
lomo je gedichtet.

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[85/0119] len Farben, Schoͤnheitspflaͤſterchen, Schminke aller Farben, Nagelſcheeren und Buͤrſten, eine Haarzange, ein Kaͤmmchen fuͤr die Augenbraunen, erſtaunlich viele Sachen. In dem Kopf der Henne fand man Huͤhneraugenſalbe fuͤr den linken und rechten Fuß. Der Hals enthielt eine Nadelbuͤchſe voll allerlei Nadeln, auch eine Inſektenfalle. In jedem der Huͤhnchen, die man oͤffnen konnte, fand ſich eine andre wohlriechende Seife, oder Salbe, oder Eſſenz; das Neſt im Innern ſelbſt war ein Naͤh- und Nadelkiſſen von tyriſchem Purpur, worauf die ſchoͤnſten Muſter mit goldenen Demantnadeln abgeſteckt wa¬ ren. Das ganze kuͤnſtliche Flechtwerk des goldenen Neſtes hieng und ſtack voll tauſenderlei Geſchmeid, Ringen, Ketten, Spangen, Agraffen, Amuletten, Talismanen, Perlen und Bernſteinſchnuͤren. Aus dem Neſt ſtreckten ſich vier Zweige von gewachſenem Gold mit Lilien, weißen und rothen Roſen von Edelſteinen. Dieſe Zweige bildeten Leuchter, worauf Wachskerzen ſtanden und woran viele Wachsſtoͤckchen hiengen, alle von wohlriechendem Wachſe gemacht, das Erſtlingsbie¬ nen beim Aufgang des Siebengeſtirns auf den Linden des Hymettus und von Lilien geſammelt hatten, die ſchoͤner be¬ kleidet waren, als Salomo ſelbſt. Außerdem hiengen an dieſen Goldzweigen Siegelringe, kleine Kalenderchen und Notizbuͤchelchen von Elfenbein. Vor der Henne kniete ein feines Kind mit Fluͤgeln von Edelſteinen; es hielt in der ei¬ nen Hand eine Schale voll der koͤſtlichſten Staͤrkungskuͤgel¬ chen, in der andern eine Schale voll Balſam von Mekka, als wolle es die Henne fuͤttern. Das Wunderbarſte aber war, daß die Henne die Stundenzahl und die Huͤhnchen die Viertelſtundenzahl mit ſuͤßem Gluckſen und Piepen angaben, und wenn man an einer Feder zog, ſo ſang eine im Innern befindliche Orgel die Melodie des hoͤchſten Liedes, das Sa¬ lomo je gedichtet. Frau Hinkel wußte ſich gar keinen Rath uͤber allen dieſen Wundern und ſchaute ſich weiter bei dem Waſch¬

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/119>, abgerufen am 25.11.2024.