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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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Herzliche Zueignung.

Keiner Puppe, sondern nur
Einer schönen Kunstfigur

weihe ich
dieses Paradieschen, diese Rarität, diese Kunst,
diese verspäteten Schmetterlinge,
dieses Adonisgärtchen,
dieses Mährchen;

Sie halte ihnen den Daumen, friste ihnen das Leben,
laße sie welken und sterben auf kindlichen Händen.


Liebstes Großmütterchen! Nimm nur Gockel, Hinkel und Gacke¬
leia freundlich bei dir auf. Demüthig all dein Lebtage verläugnetest
du immer nur dich, nimmer aber mich, und so mag der Alektryo
munter zwischen uns krähen, ohne uns zu erschrecken. Auch jetzt
brauchst du dich meiner nicht zu schämen, denn erst am Schluße
dieser höchst wahrhaften Geschichte, als sie selbst zu einem Mähr¬
chen und alle darin verwickelten hohen und niedern Standesper¬
sonen zn Kindern geworden, lege ich dir die ganze Bescherung
mährchenhaft zu Füßen, und kannst du mich mit gutem Gewissen
für dein Enkelchen halten. -- Wie oft hast du uns Kindern
den Christbaum geschmückt und mit Lichtern erleuchtet, und mit der

Herzliche Zueignung.

Keiner Puppe, ſondern nur
Einer ſchönen Kunſtfigur

weihe ich
dieſes Paradieschen, dieſe Rarität, dieſe Kunſt,
dieſe verſpäteten Schmetterlinge,
dieſes Adonisgärtchen,
dieſes Mährchen;

Sie halte ihnen den Daumen, friſte ihnen das Leben,
laße ſie welken und ſterben auf kindlichen Händen.


Liebſtes Großmuͤtterchen! Nimm nur Gockel, Hinkel und Gacke¬
leia freundlich bei dir auf. Demuͤthig all dein Lebtage verlaͤugneteſt
du immer nur dich, nimmer aber mich, und ſo mag der Alektryo
munter zwiſchen uns kraͤhen, ohne uns zu erſchrecken. Auch jetzt
brauchſt du dich meiner nicht zu ſchaͤmen, denn erſt am Schluße
dieſer hoͤchſt wahrhaften Geſchichte, als ſie ſelbſt zu einem Maͤhr¬
chen und alle darin verwickelten hohen und niedern Standesper¬
ſonen zn Kindern geworden, lege ich dir die ganze Beſcherung
maͤhrchenhaft zu Fuͤßen, und kannſt du mich mit gutem Gewiſſen
fuͤr dein Enkelchen halten. — Wie oft haſt du uns Kindern
den Chriſtbaum geſchmuͤckt und mit Lichtern erleuchtet, und mit der

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[[III]/0011] Herzliche Zueignung. Keiner Puppe, ſondern nur Einer ſchönen Kunſtfigur weihe ich dieſes Paradieschen, dieſe Rarität, dieſe Kunſt, dieſe verſpäteten Schmetterlinge, dieſes Adonisgärtchen, dieſes Mährchen; Sie halte ihnen den Daumen, friſte ihnen das Leben, laße ſie welken und ſterben auf kindlichen Händen. Liebſtes Großmuͤtterchen! Nimm nur Gockel, Hinkel und Gacke¬ leia freundlich bei dir auf. Demuͤthig all dein Lebtage verlaͤugneteſt du immer nur dich, nimmer aber mich, und ſo mag der Alektryo munter zwiſchen uns kraͤhen, ohne uns zu erſchrecken. Auch jetzt brauchſt du dich meiner nicht zu ſchaͤmen, denn erſt am Schluße dieſer hoͤchſt wahrhaften Geſchichte, als ſie ſelbſt zu einem Maͤhr¬ chen und alle darin verwickelten hohen und niedern Standesper¬ ſonen zn Kindern geworden, lege ich dir die ganze Beſcherung maͤhrchenhaft zu Fuͤßen, und kannſt du mich mit gutem Gewiſſen fuͤr dein Enkelchen halten. — Wie oft haſt du uns Kindern den Chriſtbaum geſchmuͤckt und mit Lichtern erleuchtet, und mit der

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/11>, abgerufen am 21.11.2024.