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Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [107]–162. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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der schönen Annerl ward nun mit der guten alten Großmutter in das Haus des Pfarrers gebracht, und in der folgenden Nacht fuhr dieser mit ihr nach der Heimath zurück. Der Offizier traf, mit dem Degen Grossinger's und einer Schwadron Uhlanen, auch daselbst am folgenden Abend ein. Da wurde nun der brave Kasper, mit Grossinger's Degen auf der Bahre und dem Fähndrichs-Patent, neben der schönen Annerl zur Seite seiner Mutter begraben. Ich war auch hingeeilt und führte die alte Mutter, welche kindisch vor Freude war, aber wenig redete; und als die Uhlanen dem Kasper zum dritten Mal ins Grab schossen, fiel sie mir todt in die Arme. Sie hat ihr Grab auch neben den Ihrigen empfangen. Gott gebe ihnen Allen eine freudige Auferstehung!

Sie sollen treten auf die Spitzen,
Wo die lieben Engelein sitzen,
Wo kömmt der liebe Gott gezogen,
Mit einem schönen Regenbogen;
Da sollen ihre Seelen vor Gott bestehn,
Wann wir werden zum Himmel eingehn! Amen.

Als ich in die Hauptstadt zurück kam, hörte ich, Graf Grossinger sei gestorben, er habe Gift genommen. In meiner Wohnung fand ich einen Brief von ihm. Er sagte mir darin:

"Ich habe Ihnen viel zu danken. Sie haben meine Schande, die mir lange das Herz abnagte, zu Tage gebracht. Jenes Lied der Alten kannte ich wohl, die

der schönen Annerl ward nun mit der guten alten Großmutter in das Haus des Pfarrers gebracht, und in der folgenden Nacht fuhr dieser mit ihr nach der Heimath zurück. Der Offizier traf, mit dem Degen Grossinger's und einer Schwadron Uhlanen, auch daselbst am folgenden Abend ein. Da wurde nun der brave Kasper, mit Grossinger's Degen auf der Bahre und dem Fähndrichs-Patent, neben der schönen Annerl zur Seite seiner Mutter begraben. Ich war auch hingeeilt und führte die alte Mutter, welche kindisch vor Freude war, aber wenig redete; und als die Uhlanen dem Kasper zum dritten Mal ins Grab schossen, fiel sie mir todt in die Arme. Sie hat ihr Grab auch neben den Ihrigen empfangen. Gott gebe ihnen Allen eine freudige Auferstehung!

Sie sollen treten auf die Spitzen,
Wo die lieben Engelein sitzen,
Wo kömmt der liebe Gott gezogen,
Mit einem schönen Regenbogen;
Da sollen ihre Seelen vor Gott bestehn,
Wann wir werden zum Himmel eingehn! Amen.

Als ich in die Hauptstadt zurück kam, hörte ich, Graf Grossinger sei gestorben, er habe Gift genommen. In meiner Wohnung fand ich einen Brief von ihm. Er sagte mir darin:

„Ich habe Ihnen viel zu danken. Sie haben meine Schande, die mir lange das Herz abnagte, zu Tage gebracht. Jenes Lied der Alten kannte ich wohl, die

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:27:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:27:19Z)

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [107]–162. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_annerl_1910/58>, abgerufen am 23.11.2024.