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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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1.

Es ist zunächst ein reicher Gewinn für die Männer
selbst, wenn sie treu unserer heiligen Religion er-
geben sind.

1. Es ist nur zu bekannt, daß auch die Männer
ihre Leidenschaften und zwar starke, heftige, glühende
Leidenschaften besitzen können. Wollte man dies leugnen,
jeden Tag würde uns die Erfahrung Beweise dafür
bieten. Sie würde uns heute einen Mann zeigen, den
die Leidenschaft des Zornes ganz und gar beherrscht,
der bei jeder kleinen Unannehmlichkeit gleich aufbraust,
Feuer und Flamme wird und so seinen Angehörigen
manche bittere Stunden bereitet. Morgen würde sie
uns auf einen Mann hinweisen, der dem niedrigsten
und schmutzigsten Geize ergeben ist und darum seiner
Gattin, seinen Kindern, ja sich selbst nicht einmal die
nothwendige Nahrung und Kleidung gönnt. Hier würde
sie auf einen Mann aufmerksam machen, welcher von
einer unreinen Leidenschaft gefesselt ist und die eheliche
Treue, die er in feierlicher Stunde am Altare gelobt
hat, schnöde bricht und dadurch namenloses Weh in das
Herz seiner treuen Lebensgefährtin hineinsenkt. Dort
würde sie uns einen Mann zeigen, der nur thörichten
Unsinn redet und sich benimmt wie ein verstandloser
Knabe, weil er in Folge seiner Trunkenheit keines ver-
nünftigen Gedankens mehr fähig ist. Also Leiden-
schaften können die Männer besitzen. Unser eigenes
Herz und die Erfahrung sagen uns das jeden Tag.

1.

Es ist zunächst ein reicher Gewinn für die Männer
selbst, wenn sie treu unserer heiligen Religion er-
geben sind.

1. Es ist nur zu bekannt, daß auch die Männer
ihre Leidenschaften und zwar starke, heftige, glühende
Leidenschaften besitzen können. Wollte man dies leugnen,
jeden Tag würde uns die Erfahrung Beweise dafür
bieten. Sie würde uns heute einen Mann zeigen, den
die Leidenschaft des Zornes ganz und gar beherrscht,
der bei jeder kleinen Unannehmlichkeit gleich aufbraust,
Feuer und Flamme wird und so seinen Angehörigen
manche bittere Stunden bereitet. Morgen würde sie
uns auf einen Mann hinweisen, der dem niedrigsten
und schmutzigsten Geize ergeben ist und darum seiner
Gattin, seinen Kindern, ja sich selbst nicht einmal die
nothwendige Nahrung und Kleidung gönnt. Hier würde
sie auf einen Mann aufmerksam machen, welcher von
einer unreinen Leidenschaft gefesselt ist und die eheliche
Treue, die er in feierlicher Stunde am Altare gelobt
hat, schnöde bricht und dadurch namenloses Weh in das
Herz seiner treuen Lebensgefährtin hineinsenkt. Dort
würde sie uns einen Mann zeigen, der nur thörichten
Unsinn redet und sich benimmt wie ein verstandloser
Knabe, weil er in Folge seiner Trunkenheit keines ver-
nünftigen Gedankens mehr fähig ist. Also Leiden-
schaften können die Männer besitzen. Unser eigenes
Herz und die Erfahrung sagen uns das jeden Tag.

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[3/0015] 1. Es ist zunächst ein reicher Gewinn für die Männer selbst, wenn sie treu unserer heiligen Religion er- geben sind. 1. Es ist nur zu bekannt, daß auch die Männer ihre Leidenschaften und zwar starke, heftige, glühende Leidenschaften besitzen können. Wollte man dies leugnen, jeden Tag würde uns die Erfahrung Beweise dafür bieten. Sie würde uns heute einen Mann zeigen, den die Leidenschaft des Zornes ganz und gar beherrscht, der bei jeder kleinen Unannehmlichkeit gleich aufbraust, Feuer und Flamme wird und so seinen Angehörigen manche bittere Stunden bereitet. Morgen würde sie uns auf einen Mann hinweisen, der dem niedrigsten und schmutzigsten Geize ergeben ist und darum seiner Gattin, seinen Kindern, ja sich selbst nicht einmal die nothwendige Nahrung und Kleidung gönnt. Hier würde sie auf einen Mann aufmerksam machen, welcher von einer unreinen Leidenschaft gefesselt ist und die eheliche Treue, die er in feierlicher Stunde am Altare gelobt hat, schnöde bricht und dadurch namenloses Weh in das Herz seiner treuen Lebensgefährtin hineinsenkt. Dort würde sie uns einen Mann zeigen, der nur thörichten Unsinn redet und sich benimmt wie ein verstandloser Knabe, weil er in Folge seiner Trunkenheit keines ver- nünftigen Gedankens mehr fähig ist. Also Leiden- schaften können die Männer besitzen. Unser eigenes Herz und die Erfahrung sagen uns das jeden Tag.

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/15>, abgerufen am 21.11.2024.