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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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Predigt, Christenlehre und die Belehrung durch ein
gutes Buch, müssen dann nicht die religiösen Kenntnisse
immer dürftiger, müssen uns dann nicht mit jedem
Jahre die christlichen Wahrheiten unbekannter werden?
Das zeigt ja auch nur zu oft die tägliche Erfahrung.
Wie mangelhaft sind manchmal die religiösen Kenntnisse
jener Männer, die den Sonntag nicht mehr heilig
halten? Sie wissen oft nicht mehr, was man zu thun
hat, um gut zu beichten; sie kennen oft nicht mehr die
hohe Bedeutung und den unendlichen Werth des hoch-
heiligen Meßopfers und der heiligen Communion; ja
viele von ihnen sind nicht mehr im Stande, die zehn
Gebote Gottes oder die fünf Gebote der Kirche herzu-
sagen. Muß nicht durch solche krasse Unwissenheit der
Glaube sehr geschädigt werden?

Sollen wir wirklich Religion haben, so ist es mit
der Kenntniß des Glaubens nicht genug. Die Religion
hat nicht bloß ihren Sitz im Kopfe, sondern eben so
sehr, ja noch mehr im Willen und Herzen. Wir müssen
mit unserem Willen zu Gott in Lebensverkehr treten;
wir müssen ihn loben, ihn anbeten, ihn lieben, ihm
danken, ihn anstehen um neue Gnaden und Wohlthaten.
Das thun wir vorzüglich am Sonntage. Wenn wir an
diesem Tage von unseren irdischen Geschäften ausruhen,
den Staub der Erde gleichsam von unserem Herzen
abschütteln, im Festkleide in unsere Kirchen wallen und
dort im Staube knieend mit Inbrunst des Herzens beten
oder in heiliger Freude Gott unsere Loblieder singen,
dann wird unsere innige Beziehung, unsere Liebe zu

Predigt, Christenlehre und die Belehrung durch ein
gutes Buch, müssen dann nicht die religiösen Kenntnisse
immer dürftiger, müssen uns dann nicht mit jedem
Jahre die christlichen Wahrheiten unbekannter werden?
Das zeigt ja auch nur zu oft die tägliche Erfahrung.
Wie mangelhaft sind manchmal die religiösen Kenntnisse
jener Männer, die den Sonntag nicht mehr heilig
halten? Sie wissen oft nicht mehr, was man zu thun
hat, um gut zu beichten; sie kennen oft nicht mehr die
hohe Bedeutung und den unendlichen Werth des hoch-
heiligen Meßopfers und der heiligen Communion; ja
viele von ihnen sind nicht mehr im Stande, die zehn
Gebote Gottes oder die fünf Gebote der Kirche herzu-
sagen. Muß nicht durch solche krasse Unwissenheit der
Glaube sehr geschädigt werden?

Sollen wir wirklich Religion haben, so ist es mit
der Kenntniß des Glaubens nicht genug. Die Religion
hat nicht bloß ihren Sitz im Kopfe, sondern eben so
sehr, ja noch mehr im Willen und Herzen. Wir müssen
mit unserem Willen zu Gott in Lebensverkehr treten;
wir müssen ihn loben, ihn anbeten, ihn lieben, ihm
danken, ihn anstehen um neue Gnaden und Wohlthaten.
Das thun wir vorzüglich am Sonntage. Wenn wir an
diesem Tage von unseren irdischen Geschäften ausruhen,
den Staub der Erde gleichsam von unserem Herzen
abschütteln, im Festkleide in unsere Kirchen wallen und
dort im Staube knieend mit Inbrunst des Herzens beten
oder in heiliger Freude Gott unsere Loblieder singen,
dann wird unsere innige Beziehung, unsere Liebe zu

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[128/0140] Predigt, Christenlehre und die Belehrung durch ein gutes Buch, müssen dann nicht die religiösen Kenntnisse immer dürftiger, müssen uns dann nicht mit jedem Jahre die christlichen Wahrheiten unbekannter werden? Das zeigt ja auch nur zu oft die tägliche Erfahrung. Wie mangelhaft sind manchmal die religiösen Kenntnisse jener Männer, die den Sonntag nicht mehr heilig halten? Sie wissen oft nicht mehr, was man zu thun hat, um gut zu beichten; sie kennen oft nicht mehr die hohe Bedeutung und den unendlichen Werth des hoch- heiligen Meßopfers und der heiligen Communion; ja viele von ihnen sind nicht mehr im Stande, die zehn Gebote Gottes oder die fünf Gebote der Kirche herzu- sagen. Muß nicht durch solche krasse Unwissenheit der Glaube sehr geschädigt werden? Sollen wir wirklich Religion haben, so ist es mit der Kenntniß des Glaubens nicht genug. Die Religion hat nicht bloß ihren Sitz im Kopfe, sondern eben so sehr, ja noch mehr im Willen und Herzen. Wir müssen mit unserem Willen zu Gott in Lebensverkehr treten; wir müssen ihn loben, ihn anbeten, ihn lieben, ihm danken, ihn anstehen um neue Gnaden und Wohlthaten. Das thun wir vorzüglich am Sonntage. Wenn wir an diesem Tage von unseren irdischen Geschäften ausruhen, den Staub der Erde gleichsam von unserem Herzen abschütteln, im Festkleide in unsere Kirchen wallen und dort im Staube knieend mit Inbrunst des Herzens beten oder in heiliger Freude Gott unsere Loblieder singen, dann wird unsere innige Beziehung, unsere Liebe zu

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/140>, abgerufen am 05.05.2024.