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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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werden. Wenn wir nun den Sonntag nach Absicht der
Kirche heiligen, dem Gottesdienst mit Andacht beiwohnen,
das Wort Gottes mit Aufmerksamkeit anhören und
dazu am Nachmittag oder Abend noch in einem guten
Buche lesen, dann lernen wir unsern Glauben immer
besser kennen, dringen immer tiefer ein in seine er-
habenen Wahrheiten. An unserm Geiste ziehen im
Laufe des Kirchenjahres all die großen Geheimnisse der
Religion vorüber. Jetzt knieen wir vor dem göttlichen
Kinde in der Krippe und beten es demüthig an; dann
betrachten wir mit Staunen sein verborgenes Leben in
dem kleinen Hause und in der armen Werkstätte zu
Nazareth und lernen dort Tugenden, die für das ge-
sellschaftliche Leben so eminent wichtig sind; ein anderes-
mal hören wir den göttlichen Lehrer, wie er uns bald
mahnt zur wahren Nächstenliebe, bald warnt vor der
falschen Gerechtigkeit; dann wird unser Auge hingerichtet
auf das schmerzliche Leiden, das Jesus zu unserer Er-
lösung am Kreuze erduldete, oder wir sind Zeugen seiner
Auferstehung oder wir sehen im Geiste schon voraus,
wie er einst in Herrlichkeit und Majestät kommt, zu
richten die Lebendigen und die Todten. Wir werden
innig vertraut mit all den hehren christlichen Wahr-
heiten, die unserm Verstande himmlisches Licht und
unserm Willen höhere übernatürliche Kraft schenken.
Der Glaube wird uns theuer, wir lieben ihn als unser
kostbarstes Kleinod.

Wenn wir dagegen den Sonntag nicht heiligen, uns
an demselben nicht kümmern um das Wort Gottes, um

werden. Wenn wir nun den Sonntag nach Absicht der
Kirche heiligen, dem Gottesdienst mit Andacht beiwohnen,
das Wort Gottes mit Aufmerksamkeit anhören und
dazu am Nachmittag oder Abend noch in einem guten
Buche lesen, dann lernen wir unsern Glauben immer
besser kennen, dringen immer tiefer ein in seine er-
habenen Wahrheiten. An unserm Geiste ziehen im
Laufe des Kirchenjahres all die großen Geheimnisse der
Religion vorüber. Jetzt knieen wir vor dem göttlichen
Kinde in der Krippe und beten es demüthig an; dann
betrachten wir mit Staunen sein verborgenes Leben in
dem kleinen Hause und in der armen Werkstätte zu
Nazareth und lernen dort Tugenden, die für das ge-
sellschaftliche Leben so eminent wichtig sind; ein anderes-
mal hören wir den göttlichen Lehrer, wie er uns bald
mahnt zur wahren Nächstenliebe, bald warnt vor der
falschen Gerechtigkeit; dann wird unser Auge hingerichtet
auf das schmerzliche Leiden, das Jesus zu unserer Er-
lösung am Kreuze erduldete, oder wir sind Zeugen seiner
Auferstehung oder wir sehen im Geiste schon voraus,
wie er einst in Herrlichkeit und Majestät kommt, zu
richten die Lebendigen und die Todten. Wir werden
innig vertraut mit all den hehren christlichen Wahr-
heiten, die unserm Verstande himmlisches Licht und
unserm Willen höhere übernatürliche Kraft schenken.
Der Glaube wird uns theuer, wir lieben ihn als unser
kostbarstes Kleinod.

Wenn wir dagegen den Sonntag nicht heiligen, uns
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[127/0139] werden. Wenn wir nun den Sonntag nach Absicht der Kirche heiligen, dem Gottesdienst mit Andacht beiwohnen, das Wort Gottes mit Aufmerksamkeit anhören und dazu am Nachmittag oder Abend noch in einem guten Buche lesen, dann lernen wir unsern Glauben immer besser kennen, dringen immer tiefer ein in seine er- habenen Wahrheiten. An unserm Geiste ziehen im Laufe des Kirchenjahres all die großen Geheimnisse der Religion vorüber. Jetzt knieen wir vor dem göttlichen Kinde in der Krippe und beten es demüthig an; dann betrachten wir mit Staunen sein verborgenes Leben in dem kleinen Hause und in der armen Werkstätte zu Nazareth und lernen dort Tugenden, die für das ge- sellschaftliche Leben so eminent wichtig sind; ein anderes- mal hören wir den göttlichen Lehrer, wie er uns bald mahnt zur wahren Nächstenliebe, bald warnt vor der falschen Gerechtigkeit; dann wird unser Auge hingerichtet auf das schmerzliche Leiden, das Jesus zu unserer Er- lösung am Kreuze erduldete, oder wir sind Zeugen seiner Auferstehung oder wir sehen im Geiste schon voraus, wie er einst in Herrlichkeit und Majestät kommt, zu richten die Lebendigen und die Todten. Wir werden innig vertraut mit all den hehren christlichen Wahr- heiten, die unserm Verstande himmlisches Licht und unserm Willen höhere übernatürliche Kraft schenken. Der Glaube wird uns theuer, wir lieben ihn als unser kostbarstes Kleinod. Wenn wir dagegen den Sonntag nicht heiligen, uns an demselben nicht kümmern um das Wort Gottes, um

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/139>, abgerufen am 21.11.2024.