zurückgeführt; ich erinnere nur an den berühmten Faber, an Newmann und Manning, die dann nach ihrer Kon- version so segensreich in England gewirkt haben.
Was die Kirche bei uns in Deutschland lehrt, ganz dasselbe lehrt sie auch in Italien, in Frankreich und England; was wir in Europa glauben, ganz dasselbe glauben die Katholiken in Asien, Afrika und in dem industriereichen Amerika. Am Mississippi und an der Donau, am Ganges und am Nile, an dem Tiber und an der Themse, überall erkennen die Katholiken den- selben Papst als ihr Oberhaupt an, überall wird das- selbe Opfer auf den Altären Gott dargebracht, überall werden dieselben Sakramente gespendet, werden die- selben christlichen Wahrheiten gepredigt. Auch heute noch gelten die schönen Worte des heil. Irenäus: "Ob- gleich durch die ganze Welt zerstreut, bewahrt doch die Kirche treulich die verkündete Heilslehre, als bewohnte sie nur ein Haus; glaubt überall dasselbe, als hätte sie nur eine Seele; lehrt allenthalben ganz überein- stimmend, als hätte sie nur einen Mund. Obschon die Sprachen verschieden sind, ist doch der Inhalt der ver- kündeten Lehre überall ein und derselbe1)."
Ist das nicht wunderbar, diese großartige Einheit inmitten einer Welt von Widersprüchen, voll Dishar- monien und Wechseln und Unbeständigkeiten aller Art? Und erscheint dies nicht noch wunderbarer, wenn man bedenkt, was die Welt nicht Alles aufgeboten hat,
1)Adv. haeres lib. 1. § 2. n. 16.
zurückgeführt; ich erinnere nur an den berühmten Faber, an Newmann und Manning, die dann nach ihrer Kon- version so segensreich in England gewirkt haben.
Was die Kirche bei uns in Deutschland lehrt, ganz dasselbe lehrt sie auch in Italien, in Frankreich und England; was wir in Europa glauben, ganz dasselbe glauben die Katholiken in Asien, Afrika und in dem industriereichen Amerika. Am Mississippi und an der Donau, am Ganges und am Nile, an dem Tiber und an der Themse, überall erkennen die Katholiken den- selben Papst als ihr Oberhaupt an, überall wird das- selbe Opfer auf den Altären Gott dargebracht, überall werden dieselben Sakramente gespendet, werden die- selben christlichen Wahrheiten gepredigt. Auch heute noch gelten die schönen Worte des heil. Irenäus: „Ob- gleich durch die ganze Welt zerstreut, bewahrt doch die Kirche treulich die verkündete Heilslehre, als bewohnte sie nur ein Haus; glaubt überall dasselbe, als hätte sie nur eine Seele; lehrt allenthalben ganz überein- stimmend, als hätte sie nur einen Mund. Obschon die Sprachen verschieden sind, ist doch der Inhalt der ver- kündeten Lehre überall ein und derselbe1).“
Ist das nicht wunderbar, diese großartige Einheit inmitten einer Welt von Widersprüchen, voll Dishar- monien und Wechseln und Unbeständigkeiten aller Art? Und erscheint dies nicht noch wunderbarer, wenn man bedenkt, was die Welt nicht Alles aufgeboten hat,
1)Adv. haeres lib. 1. § 2. n. 16.
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zurückgeführt; ich erinnere nur an den berühmten Faber,
an Newmann und Manning, die dann nach ihrer Kon-
version so segensreich in England gewirkt haben.
Was die Kirche bei uns in Deutschland lehrt, ganz
dasselbe lehrt sie auch in Italien, in Frankreich und
England; was wir in Europa glauben, ganz dasselbe
glauben die Katholiken in Asien, Afrika und in dem
industriereichen Amerika. Am Mississippi und an der
Donau, am Ganges und am Nile, an dem Tiber und
an der Themse, überall erkennen die Katholiken den-
selben Papst als ihr Oberhaupt an, überall wird das-
selbe Opfer auf den Altären Gott dargebracht, überall
werden dieselben Sakramente gespendet, werden die-
selben christlichen Wahrheiten gepredigt. Auch heute
noch gelten die schönen Worte des heil. Irenäus: „Ob-
gleich durch die ganze Welt zerstreut, bewahrt doch die
Kirche treulich die verkündete Heilslehre, als bewohnte
sie nur ein Haus; glaubt überall dasselbe, als hätte
sie nur eine Seele; lehrt allenthalben ganz überein-
stimmend, als hätte sie nur einen Mund. Obschon die
Sprachen verschieden sind, ist doch der Inhalt der ver-
kündeten Lehre überall ein und derselbe 1).“
Ist das nicht wunderbar, diese großartige Einheit
inmitten einer Welt von Widersprüchen, voll Dishar-
monien und Wechseln und Unbeständigkeiten aller Art?
Und erscheint dies nicht noch wunderbarer, wenn
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1) Adv. haeres lib. 1. § 2. n. 16.
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/122>, abgerufen am 16.02.2025.
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