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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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ein Reisender neugierig stehen und sucht mit Mühe
seine Lettern zu entziffern. Der Ruhm des ehemals
so sehr Gefeierten ist fast ganz erloschen; ja vielleicht
hat sich eine Menge scharfer Kritiker gefunden, die
sein ganzes Leben und Handeln nicht mit Unrecht ver-
urtheilen und klar nachweisen, daß die Triebfeder seiner
Unternehmungen in seiner enormen Selbstsucht oder in
einer anderen Leidenschaft zu suchen ist. Sic transit
gloria mundi
. So vergeht der Ruhm der Welt.

Wie ganz anders auch hier wieder bei unserm
göttlichen Heilande! In seinem Leben und bei seinem
Tode erscheint er als der Geringste und Verachtetste
der Menschen. In dem Winkel eines armen, zerfallenen
Stalles wird er geboren; bis zum dreißigsten Jahre
lebte und arbeitete er als unbekannter Zimmermann
in einem kleinen, verachteten Städtchen. In der kurzen
Zeit seines öffentlichen Lebens mußte er das Brod der
Armuth essen, das ihm mildthätige Hände darreichten.
Sein Tod endlich ist in die tiefste Schmach eingehüllt;
er stirbt auf Golgatha, der Schädelstätte, wo die Ver-
brecher hingerichtet wurden; er stirbt in einer Gesell-
schaft, die für ihn die größte Schmach sein sollte,
nämlich in der Mitte zwischen zwei Straßenräubern;
er stirbt mit der Dornenkrone auf dem Haupte, die noch
mehr eine Schmach-, als eine Schmerzenskrone war;
er stirbt am verachteten Holze des Kreuzes, und das
galt in der damaligen Welt als die allertiefste Schmach.
Und wie armselig und ruhmlos war dann sein Be-
gräbniß! Es ist ohne alle Ehre, ohne allen Glanz und

ein Reisender neugierig stehen und sucht mit Mühe
seine Lettern zu entziffern. Der Ruhm des ehemals
so sehr Gefeierten ist fast ganz erloschen; ja vielleicht
hat sich eine Menge scharfer Kritiker gefunden, die
sein ganzes Leben und Handeln nicht mit Unrecht ver-
urtheilen und klar nachweisen, daß die Triebfeder seiner
Unternehmungen in seiner enormen Selbstsucht oder in
einer anderen Leidenschaft zu suchen ist. Sic transit
gloria mundi
. So vergeht der Ruhm der Welt.

Wie ganz anders auch hier wieder bei unserm
göttlichen Heilande! In seinem Leben und bei seinem
Tode erscheint er als der Geringste und Verachtetste
der Menschen. In dem Winkel eines armen, zerfallenen
Stalles wird er geboren; bis zum dreißigsten Jahre
lebte und arbeitete er als unbekannter Zimmermann
in einem kleinen, verachteten Städtchen. In der kurzen
Zeit seines öffentlichen Lebens mußte er das Brod der
Armuth essen, das ihm mildthätige Hände darreichten.
Sein Tod endlich ist in die tiefste Schmach eingehüllt;
er stirbt auf Golgatha, der Schädelstätte, wo die Ver-
brecher hingerichtet wurden; er stirbt in einer Gesell-
schaft, die für ihn die größte Schmach sein sollte,
nämlich in der Mitte zwischen zwei Straßenräubern;
er stirbt mit der Dornenkrone auf dem Haupte, die noch
mehr eine Schmach–, als eine Schmerzenskrone war;
er stirbt am verachteten Holze des Kreuzes, und das
galt in der damaligen Welt als die allertiefste Schmach.
Und wie armselig und ruhmlos war dann sein Be-
gräbniß! Es ist ohne alle Ehre, ohne allen Glanz und

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[88/0100] ein Reisender neugierig stehen und sucht mit Mühe seine Lettern zu entziffern. Der Ruhm des ehemals so sehr Gefeierten ist fast ganz erloschen; ja vielleicht hat sich eine Menge scharfer Kritiker gefunden, die sein ganzes Leben und Handeln nicht mit Unrecht ver- urtheilen und klar nachweisen, daß die Triebfeder seiner Unternehmungen in seiner enormen Selbstsucht oder in einer anderen Leidenschaft zu suchen ist. Sic transit gloria mundi. So vergeht der Ruhm der Welt. Wie ganz anders auch hier wieder bei unserm göttlichen Heilande! In seinem Leben und bei seinem Tode erscheint er als der Geringste und Verachtetste der Menschen. In dem Winkel eines armen, zerfallenen Stalles wird er geboren; bis zum dreißigsten Jahre lebte und arbeitete er als unbekannter Zimmermann in einem kleinen, verachteten Städtchen. In der kurzen Zeit seines öffentlichen Lebens mußte er das Brod der Armuth essen, das ihm mildthätige Hände darreichten. Sein Tod endlich ist in die tiefste Schmach eingehüllt; er stirbt auf Golgatha, der Schädelstätte, wo die Ver- brecher hingerichtet wurden; er stirbt in einer Gesell- schaft, die für ihn die größte Schmach sein sollte, nämlich in der Mitte zwischen zwei Straßenräubern; er stirbt mit der Dornenkrone auf dem Haupte, die noch mehr eine Schmach–, als eine Schmerzenskrone war; er stirbt am verachteten Holze des Kreuzes, und das galt in der damaligen Welt als die allertiefste Schmach. Und wie armselig und ruhmlos war dann sein Be- gräbniß! Es ist ohne alle Ehre, ohne allen Glanz und

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/100>, abgerufen am 21.11.2024.