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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Kugelschnecke.

Die Verfasser dieser so anschaulichen Schilderung meinen, daß vielleicht die Begattungslust
des Frühlings zu diesen Bewegungen anreizt, da gerade im Februar, wo sich die Thiere zur
Begattung aufsuchen, sie öfters schwimmend angetroffen wurden. Jm Aquarium legten die
Kugelschnecken schon vom Januar an Eier; im Kieler Busen fanden Meyer und Möbius ihren
Laich im Mai und Juni in solchen Mengen am Seegras, daß sie ganze Hände voll Schnüre aus
dem Schleppnetz nehmen konnten.

Die Eischnüre sind drehrund, 1 bis 11/2 Linien dick, von sehr verschiedener Länge und bald
spiral gelegt, bald in unregelmäßigen Windungen hin- und her- und übereinander gebogen. Eine
nicht ganz drei Zoll lange Schnur enthielt 1050 Eier.

Ueber die Methode des Fischens und Sammelus sagen die genannten Forscher: "Die Bewohner
des Grundes fischen wir mit einem Schleppnetz, dessen Gestell aus zwei parallel durch einen Bogen
und eine Schneide verbundenen, ungefähr 2 Fuß langen Eisenstäben besteht. Jener 11/2 Fuß breite
und 3/4 Fuß hohe Bogen und die Schneide bilden die Oeffnung des Netzbeutels, der an allen
Gestelltheilen befestigt ist. Anfangs hatten wir einen engmaschigen Fischernetzbeutel; jetzt benutzen
wir dazu groben, für Wollstickereien gebräuchlichen Stramin, der bei genügender Haltbarkeit sich
durch engere Maschen auszeichnet. Seiner Anwendung verdanken wir erst die Entdeckung mancher
kleinen Thiere unseres Gebietes, besonders nachdem wir auch auf den Gedanken gekommen waren,
den feinen Schlamm der Thalrinne der Bucht aus dem Netz in ein Haarsieb zu schöpfen und
unter der Wasserfläche so lange wegzuspülen, bis die kleinen Schlammbewohner frei werden".

"Jst das Schleppnetz mit Pflanzen angefüllt, so schütten wir den ganzen Jnhalt in ein flaches
Faß, um ihn hier zu durchsuchen. Zarte rothe Algen werden in Glashäfen mit klarem Wasser
vertheilt und später, wenn sie sich ruhig ausgebreitet haben, wiederholt nach Thieren durchmustert."

"Es ist auch zweckmäßig, die Seepflanzen in Schüsseln unter wenig Wasser einige Stunden
ruhig stehen zu lassen. Dann kriechen die meisten Schnecken heraus und versammeln sich an der
Oberfläche, während sich die Würmer am Boden des Gefäßes im Dunkeln verbergen. Manche
Würmer, die im Moder wohnen, versammeln sich in ganzen Knäueln unter leeren Muschelschalen,
die mit ihnen aus dem Grunde kamen, wenn man den ausgesiebten Fang in flachen Schüsseln
ins Helle stellt."

"Jm flachen Wasser, wo die Seepflanzen bis nahe an die Oberfläche wachsen, kann der
Kätscher zum Fang von Schnecken angewendet werden. Die Steine, woran an der Mündung
der Bucht Seetange wachsen, läßt man vom Boote aus mittelst Haken vom Grunde in die Höhe
heben, nimmt sie in das Boot und sucht ihre Bewohner ab. Wenn die Fischer Muschelpfähle
aufziehen, um die Mießmuscheln abzupflücken, lassen sich, selbst wenn der Hafen mit Eis bedeckt
ist, Rissoen, Aeolidien, Dendronotus, Seesterne und Polypen sammeln. Jn den Monaten, wo
keine Mießmuscheln geerntet werden, ist das Aufziehenlassen von Muschelpfählen kostspieliger, als
das Miethen eines Bootes zur Schleppnetzfischerei, welche auch in der Regel eine weit reichlichere
und manchfaltigere Ausbeute, als die Muschelpfähle, liefert."

"Bei niedrigem Wasser ist das Absuchen der trockengelegten Steine, das Aufgraben des
Sandes nach Muscheln und Würmern und das Durchsuchen der Lachen nach kleinen Krustern und
Schnecken lohnend."

"Zur Abfischung der Oberfläche dient ein kleiner flacher Kätscher aus sehr feinem Düll
und ein Beutel aus eben solchem Zeug, welcher um einen hölzernen Ring gespannt ist. Dieser
hängt hinten am Boot, jener wird an einem kurzem Stabe in der Hand gehalten, während das
Boot sanft und langsam fortgleitet. Der Jnhalt beider wird wiederholt in einer Schüssel abgespült
und dann mit dem Mikroskope untersucht."

"Zum Aufpumpen des Wassers aus der Tiefe wenden wir eine kleine Saugpumpe
aus Kupfer an, woran ein langer Gummischlauch mit viertelzölliger Wanddicke und halbzölliger
Oeffnung befestigt ist. Das untere Ende des Schlauches ist durch ein kegelförmiges Gefäß von

Kugelſchnecke.

Die Verfaſſer dieſer ſo anſchaulichen Schilderung meinen, daß vielleicht die Begattungsluſt
des Frühlings zu dieſen Bewegungen anreizt, da gerade im Februar, wo ſich die Thiere zur
Begattung aufſuchen, ſie öfters ſchwimmend angetroffen wurden. Jm Aquarium legten die
Kugelſchnecken ſchon vom Januar an Eier; im Kieler Buſen fanden Meyer und Möbius ihren
Laich im Mai und Juni in ſolchen Mengen am Seegras, daß ſie ganze Hände voll Schnüre aus
dem Schleppnetz nehmen konnten.

Die Eiſchnüre ſind drehrund, 1 bis 1½ Linien dick, von ſehr verſchiedener Länge und bald
ſpiral gelegt, bald in unregelmäßigen Windungen hin- und her- und übereinander gebogen. Eine
nicht ganz drei Zoll lange Schnur enthielt 1050 Eier.

Ueber die Methode des Fiſchens und Sammelus ſagen die genannten Forſcher: „Die Bewohner
des Grundes fiſchen wir mit einem Schleppnetz, deſſen Geſtell aus zwei parallel durch einen Bogen
und eine Schneide verbundenen, ungefähr 2 Fuß langen Eiſenſtäben beſteht. Jener 1½ Fuß breite
und ¾ Fuß hohe Bogen und die Schneide bilden die Oeffnung des Netzbeutels, der an allen
Geſtelltheilen befeſtigt iſt. Anfangs hatten wir einen engmaſchigen Fiſchernetzbeutel; jetzt benutzen
wir dazu groben, für Wollſtickereien gebräuchlichen Stramin, der bei genügender Haltbarkeit ſich
durch engere Maſchen auszeichnet. Seiner Anwendung verdanken wir erſt die Entdeckung mancher
kleinen Thiere unſeres Gebietes, beſonders nachdem wir auch auf den Gedanken gekommen waren,
den feinen Schlamm der Thalrinne der Bucht aus dem Netz in ein Haarſieb zu ſchöpfen und
unter der Waſſerfläche ſo lange wegzuſpülen, bis die kleinen Schlammbewohner frei werden“.

„Jſt das Schleppnetz mit Pflanzen angefüllt, ſo ſchütten wir den ganzen Jnhalt in ein flaches
Faß, um ihn hier zu durchſuchen. Zarte rothe Algen werden in Glashäfen mit klarem Waſſer
vertheilt und ſpäter, wenn ſie ſich ruhig ausgebreitet haben, wiederholt nach Thieren durchmuſtert.“

„Es iſt auch zweckmäßig, die Seepflanzen in Schüſſeln unter wenig Waſſer einige Stunden
ruhig ſtehen zu laſſen. Dann kriechen die meiſten Schnecken heraus und verſammeln ſich an der
Oberfläche, während ſich die Würmer am Boden des Gefäßes im Dunkeln verbergen. Manche
Würmer, die im Moder wohnen, verſammeln ſich in ganzen Knäueln unter leeren Muſchelſchalen,
die mit ihnen aus dem Grunde kamen, wenn man den ausgeſiebten Fang in flachen Schüſſeln
ins Helle ſtellt.“

„Jm flachen Waſſer, wo die Seepflanzen bis nahe an die Oberfläche wachſen, kann der
Kätſcher zum Fang von Schnecken angewendet werden. Die Steine, woran an der Mündung
der Bucht Seetange wachſen, läßt man vom Boote aus mittelſt Haken vom Grunde in die Höhe
heben, nimmt ſie in das Boot und ſucht ihre Bewohner ab. Wenn die Fiſcher Muſchelpfähle
aufziehen, um die Mießmuſcheln abzupflücken, laſſen ſich, ſelbſt wenn der Hafen mit Eis bedeckt
iſt, Riſſoen, Aeolidien, Dendronotus, Seeſterne und Polypen ſammeln. Jn den Monaten, wo
keine Mießmuſcheln geerntet werden, iſt das Aufziehenlaſſen von Muſchelpfählen koſtſpieliger, als
das Miethen eines Bootes zur Schleppnetzfiſcherei, welche auch in der Regel eine weit reichlichere
und manchfaltigere Ausbeute, als die Muſchelpfähle, liefert.“

„Bei niedrigem Waſſer iſt das Abſuchen der trockengelegten Steine, das Aufgraben des
Sandes nach Muſcheln und Würmern und das Durchſuchen der Lachen nach kleinen Kruſtern und
Schnecken lohnend.“

„Zur Abfiſchung der Oberfläche dient ein kleiner flacher Kätſcher aus ſehr feinem Düll
und ein Beutel aus eben ſolchem Zeug, welcher um einen hölzernen Ring geſpannt iſt. Dieſer
hängt hinten am Boot, jener wird an einem kurzem Stabe in der Hand gehalten, während das
Boot ſanft und langſam fortgleitet. Der Jnhalt beider wird wiederholt in einer Schüſſel abgeſpült
und dann mit dem Mikroſkope unterſucht.“

„Zum Aufpumpen des Waſſers aus der Tiefe wenden wir eine kleine Saugpumpe
aus Kupfer an, woran ein langer Gummiſchlauch mit viertelzölliger Wanddicke und halbzölliger
Oeffnung befeſtigt iſt. Das untere Ende des Schlauches iſt durch ein kegelförmiges Gefäß von

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[861/0909] Kugelſchnecke. Die Verfaſſer dieſer ſo anſchaulichen Schilderung meinen, daß vielleicht die Begattungsluſt des Frühlings zu dieſen Bewegungen anreizt, da gerade im Februar, wo ſich die Thiere zur Begattung aufſuchen, ſie öfters ſchwimmend angetroffen wurden. Jm Aquarium legten die Kugelſchnecken ſchon vom Januar an Eier; im Kieler Buſen fanden Meyer und Möbius ihren Laich im Mai und Juni in ſolchen Mengen am Seegras, daß ſie ganze Hände voll Schnüre aus dem Schleppnetz nehmen konnten. Die Eiſchnüre ſind drehrund, 1 bis 1½ Linien dick, von ſehr verſchiedener Länge und bald ſpiral gelegt, bald in unregelmäßigen Windungen hin- und her- und übereinander gebogen. Eine nicht ganz drei Zoll lange Schnur enthielt 1050 Eier. Ueber die Methode des Fiſchens und Sammelus ſagen die genannten Forſcher: „Die Bewohner des Grundes fiſchen wir mit einem Schleppnetz, deſſen Geſtell aus zwei parallel durch einen Bogen und eine Schneide verbundenen, ungefähr 2 Fuß langen Eiſenſtäben beſteht. Jener 1½ Fuß breite und ¾ Fuß hohe Bogen und die Schneide bilden die Oeffnung des Netzbeutels, der an allen Geſtelltheilen befeſtigt iſt. Anfangs hatten wir einen engmaſchigen Fiſchernetzbeutel; jetzt benutzen wir dazu groben, für Wollſtickereien gebräuchlichen Stramin, der bei genügender Haltbarkeit ſich durch engere Maſchen auszeichnet. Seiner Anwendung verdanken wir erſt die Entdeckung mancher kleinen Thiere unſeres Gebietes, beſonders nachdem wir auch auf den Gedanken gekommen waren, den feinen Schlamm der Thalrinne der Bucht aus dem Netz in ein Haarſieb zu ſchöpfen und unter der Waſſerfläche ſo lange wegzuſpülen, bis die kleinen Schlammbewohner frei werden“. „Jſt das Schleppnetz mit Pflanzen angefüllt, ſo ſchütten wir den ganzen Jnhalt in ein flaches Faß, um ihn hier zu durchſuchen. Zarte rothe Algen werden in Glashäfen mit klarem Waſſer vertheilt und ſpäter, wenn ſie ſich ruhig ausgebreitet haben, wiederholt nach Thieren durchmuſtert.“ „Es iſt auch zweckmäßig, die Seepflanzen in Schüſſeln unter wenig Waſſer einige Stunden ruhig ſtehen zu laſſen. Dann kriechen die meiſten Schnecken heraus und verſammeln ſich an der Oberfläche, während ſich die Würmer am Boden des Gefäßes im Dunkeln verbergen. Manche Würmer, die im Moder wohnen, verſammeln ſich in ganzen Knäueln unter leeren Muſchelſchalen, die mit ihnen aus dem Grunde kamen, wenn man den ausgeſiebten Fang in flachen Schüſſeln ins Helle ſtellt.“ „Jm flachen Waſſer, wo die Seepflanzen bis nahe an die Oberfläche wachſen, kann der Kätſcher zum Fang von Schnecken angewendet werden. Die Steine, woran an der Mündung der Bucht Seetange wachſen, läßt man vom Boote aus mittelſt Haken vom Grunde in die Höhe heben, nimmt ſie in das Boot und ſucht ihre Bewohner ab. Wenn die Fiſcher Muſchelpfähle aufziehen, um die Mießmuſcheln abzupflücken, laſſen ſich, ſelbſt wenn der Hafen mit Eis bedeckt iſt, Riſſoen, Aeolidien, Dendronotus, Seeſterne und Polypen ſammeln. Jn den Monaten, wo keine Mießmuſcheln geerntet werden, iſt das Aufziehenlaſſen von Muſchelpfählen koſtſpieliger, als das Miethen eines Bootes zur Schleppnetzfiſcherei, welche auch in der Regel eine weit reichlichere und manchfaltigere Ausbeute, als die Muſchelpfähle, liefert.“ „Bei niedrigem Waſſer iſt das Abſuchen der trockengelegten Steine, das Aufgraben des Sandes nach Muſcheln und Würmern und das Durchſuchen der Lachen nach kleinen Kruſtern und Schnecken lohnend.“ „Zur Abfiſchung der Oberfläche dient ein kleiner flacher Kätſcher aus ſehr feinem Düll und ein Beutel aus eben ſolchem Zeug, welcher um einen hölzernen Ring geſpannt iſt. Dieſer hängt hinten am Boot, jener wird an einem kurzem Stabe in der Hand gehalten, während das Boot ſanft und langſam fortgleitet. Der Jnhalt beider wird wiederholt in einer Schüſſel abgeſpült und dann mit dem Mikroſkope unterſucht.“ „Zum Aufpumpen des Waſſers aus der Tiefe wenden wir eine kleine Saugpumpe aus Kupfer an, woran ein langer Gummiſchlauch mit viertelzölliger Wanddicke und halbzölliger Oeffnung befeſtigt iſt. Das untere Ende des Schlauches iſt durch ein kegelförmiges Gefäß von

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/909>, abgerufen am 24.11.2024.