ziemlich ausgedehnte rauhe Stelle bezeichnet den Anfang der Verwachsung des Thieres mit dem Gehäuse. Aber auch das Thier ist mit allerlei Anhängen schön geziert, indem auf der über die Schale hervorragenden Mantelfalte grüne und weiße Fransen und Fäden sich erheben. Die Secohren leben in der Strandzone, jedoch in der Region, daß sie bei der Ebbe nicht ganz aufs Trockne gesetzt werden. Sie lieben die felsigen Ufer und halten sich über Tag meist unter Steinen versteckt, um während der Dunkelheit die Tange abzuweiden. Mehr als 70 Arten sind über die Meere der heißen und gemäßigten Zone verbreitet. Der englische Kanal ist ihre Nordgrenze. Jm Mittelmeere ist Haliotis tuberculata gemein, begabt mit allen den anziehenden äußeren Eigen- schaften ihres Geschlechts. Dieselbe geht im adriatischen Meere bis über die Mitte der dalma- tinischen Küste. Am Strande von Lesina habe ich kleinere Exemplare unter Steinen gefunden.
Wir treten nun in den Kreis von Gattungen mit völlig napfförmiger Schale, zunächst von einigen solchen, welche nach der Beschaffenheit der Reibeplatte noch Fächerzüngler sind. Da ist zuerst Fissurella. Jhr Gehäus ist schild- oder kegelförmig, im Umriß oval und in dem nicht eingerollten Wirbel mit einem ovalen oder länglichen Loch durchbohrt. Aus diesem ragt der Mantel in Gestalt einer kurzen Nöhre hervor, welche in die Kiemenhöhle führt. Von den mehr als 80 Arten gehören nur einige unseren Meeren an. So findet sich in der Nordsee die kleine Fissurella reticulata, im Mittel- und adriatischen Meere Fissurella graeca.
Die gleichfalls napfförmige Schale von Emarginula,Ausschnittschnecke, hat in der Mittellinie einen vom Vorderrand ausgehenden tiefen oder seichten Einschnitt. Auch von dieser können wir eine Art an unseren Küsten beobachten, die Emarginula reticulata (oder fissura). Das zierliche 3/4 Zoll lange Thierchen hält sich am Meeresgrunde in der Nähe der Küsten auf. Nur bei den stärksten Ebben der Nordsee und des atlantischen Oceans wird es mitunter bloß- gelegt. Es ist nicht lohnend, wie Gosse mittheilt, auf die Beobachtung der Thiere im Aquarium viele Zeit zu verwenden; sie sind so außerordentlich träge und machen so wenig Anstalt, den Rand ihrer Schale zu lüften, daß es scheint, als hätten sie gar keine Gewohnheiten, außer dieser. Wir dispensiren uns daher auch von der Aufzählung anderer Gattungen, die in der Schalen- bildung diese und jene kleine Abweichung zeigen und deren Lebensweise gleich still beschaulich ist.
Die ungemein artenreiche Gattung Patella,Napf- schnecke, von der man weit über 100 Arten kennt, bildet für sich eine dritte Unterordnung der Vorder- kiemer, welche von der Stellung der Kiemen den Namen Kreiskiemer führt. Die Schale ist flach kegelförmig, mit eiförmiger Oeffnung und nach vorn gerichtetem Wirbel. Auf der Jnnenseite sieht man einen fast huf- eisenförmigen Eindruck, die Befestigungsstelle des Mus- kels, welcher Thier und Schale verbindet. Das Thier hat den Kopf in eine kurze dicke Schnauze (d) ver- längert, mit zwei langen spitzen Fühlern (e) an deren Grunde außen die Augen sitzen. Der Mantelrand ist oft gefranst (b), und unter ihm verläuft ein nur durch den Kopf unterbrochener Kranz von kleinen Kiemenblättchen (c), innerhalb welcher die breite Kriech- sohle (a) sichtbar ist. Von den inneren Organen verdient namentlich die enorm lange Zunge erwähnt zu werden, welche mit sechs Reihen von Zähnchen besetzt ist.
[Abbildung]
Algierische Napfschnecke (Patella algiea). Von unten.
Die meisten Napfschnecken sind Bewohner der Strandzone, viele derjenigen Region, welche regelmäßig bei Ebbe entblößt wird. Wir haben oben mehrere im Verlauf ihres Lebens fest-
Taschenberg und Schmidt, wirbellose Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 54
ziemlich ausgedehnte rauhe Stelle bezeichnet den Anfang der Verwachſung des Thieres mit dem Gehäuſe. Aber auch das Thier iſt mit allerlei Anhängen ſchön geziert, indem auf der über die Schale hervorragenden Mantelfalte grüne und weiße Franſen und Fäden ſich erheben. Die Secohren leben in der Strandzone, jedoch in der Region, daß ſie bei der Ebbe nicht ganz aufs Trockne geſetzt werden. Sie lieben die felſigen Ufer und halten ſich über Tag meiſt unter Steinen verſteckt, um während der Dunkelheit die Tange abzuweiden. Mehr als 70 Arten ſind über die Meere der heißen und gemäßigten Zone verbreitet. Der engliſche Kanal iſt ihre Nordgrenze. Jm Mittelmeere iſt Haliotis tuberculata gemein, begabt mit allen den anziehenden äußeren Eigen- ſchaften ihres Geſchlechts. Dieſelbe geht im adriatiſchen Meere bis über die Mitte der dalma- tiniſchen Küſte. Am Strande von Leſina habe ich kleinere Exemplare unter Steinen gefunden.
Wir treten nun in den Kreis von Gattungen mit völlig napfförmiger Schale, zunächſt von einigen ſolchen, welche nach der Beſchaffenheit der Reibeplatte noch Fächerzüngler ſind. Da iſt zuerſt Fissurella. Jhr Gehäus iſt ſchild- oder kegelförmig, im Umriß oval und in dem nicht eingerollten Wirbel mit einem ovalen oder länglichen Loch durchbohrt. Aus dieſem ragt der Mantel in Geſtalt einer kurzen Nöhre hervor, welche in die Kiemenhöhle führt. Von den mehr als 80 Arten gehören nur einige unſeren Meeren an. So findet ſich in der Nordſee die kleine Fissurella reticulata, im Mittel- und adriatiſchen Meere Fissurella graeca.
Die gleichfalls napfförmige Schale von Emarginula,Ausſchnittſchnecke, hat in der Mittellinie einen vom Vorderrand ausgehenden tiefen oder ſeichten Einſchnitt. Auch von dieſer können wir eine Art an unſeren Küſten beobachten, die Emarginula reticulata (oder fissura). Das zierliche ¾ Zoll lange Thierchen hält ſich am Meeresgrunde in der Nähe der Küſten auf. Nur bei den ſtärkſten Ebben der Nordſee und des atlantiſchen Oceans wird es mitunter bloß- gelegt. Es iſt nicht lohnend, wie Goſſe mittheilt, auf die Beobachtung der Thiere im Aquarium viele Zeit zu verwenden; ſie ſind ſo außerordentlich träge und machen ſo wenig Anſtalt, den Rand ihrer Schale zu lüften, daß es ſcheint, als hätten ſie gar keine Gewohnheiten, außer dieſer. Wir dispenſiren uns daher auch von der Aufzählung anderer Gattungen, die in der Schalen- bildung dieſe und jene kleine Abweichung zeigen und deren Lebensweiſe gleich ſtill beſchaulich iſt.
Die ungemein artenreiche Gattung Patella,Napf- ſchnecke, von der man weit über 100 Arten kennt, bildet für ſich eine dritte Unterordnung der Vorder- kiemer, welche von der Stellung der Kiemen den Namen Kreiskiemer führt. Die Schale iſt flach kegelförmig, mit eiförmiger Oeffnung und nach vorn gerichtetem Wirbel. Auf der Jnnenſeite ſieht man einen faſt huf- eiſenförmigen Eindruck, die Befeſtigungsſtelle des Mus- kels, welcher Thier und Schale verbindet. Das Thier hat den Kopf in eine kurze dicke Schnauze (d) ver- längert, mit zwei langen ſpitzen Fühlern (e) an deren Grunde außen die Augen ſitzen. Der Mantelrand iſt oft gefranſt (b), und unter ihm verläuft ein nur durch den Kopf unterbrochener Kranz von kleinen Kiemenblättchen (c), innerhalb welcher die breite Kriech- ſohle (a) ſichtbar iſt. Von den inneren Organen verdient namentlich die enorm lange Zunge erwähnt zu werden, welche mit ſechs Reihen von Zähnchen beſetzt iſt.
[Abbildung]
Algieriſche Napfſchnecke (Patella algiea). Von unten.
Die meiſten Napfſchnecken ſind Bewohner der Strandzone, viele derjenigen Region, welche regelmäßig bei Ebbe entblößt wird. Wir haben oben mehrere im Verlauf ihres Lebens feſt-
Taſchenberg und Schmidt, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 54
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[849/0897]
Turbo. Trochus. Seeohr. Ausſchnittſchnecke. Napfſchnecke.
ziemlich ausgedehnte rauhe Stelle bezeichnet den Anfang der Verwachſung des Thieres mit dem
Gehäuſe. Aber auch das Thier iſt mit allerlei Anhängen ſchön geziert, indem auf der über die
Schale hervorragenden Mantelfalte grüne und weiße Franſen und Fäden ſich erheben. Die
Secohren leben in der Strandzone, jedoch in der Region, daß ſie bei der Ebbe nicht ganz aufs
Trockne geſetzt werden. Sie lieben die felſigen Ufer und halten ſich über Tag meiſt unter Steinen
verſteckt, um während der Dunkelheit die Tange abzuweiden. Mehr als 70 Arten ſind über die
Meere der heißen und gemäßigten Zone verbreitet. Der engliſche Kanal iſt ihre Nordgrenze.
Jm Mittelmeere iſt Haliotis tuberculata gemein, begabt mit allen den anziehenden äußeren Eigen-
ſchaften ihres Geſchlechts. Dieſelbe geht im adriatiſchen Meere bis über die Mitte der dalma-
tiniſchen Küſte. Am Strande von Leſina habe ich kleinere Exemplare unter Steinen gefunden.
Wir treten nun in den Kreis von Gattungen mit völlig napfförmiger Schale, zunächſt von
einigen ſolchen, welche nach der Beſchaffenheit der Reibeplatte noch Fächerzüngler ſind. Da iſt
zuerſt Fissurella. Jhr Gehäus iſt ſchild- oder kegelförmig, im Umriß oval und in dem nicht
eingerollten Wirbel mit einem ovalen oder länglichen Loch durchbohrt. Aus dieſem ragt der
Mantel in Geſtalt einer kurzen Nöhre hervor, welche in die Kiemenhöhle führt. Von den mehr
als 80 Arten gehören nur einige unſeren Meeren an. So findet ſich in der Nordſee die kleine
Fissurella reticulata, im Mittel- und adriatiſchen Meere Fissurella graeca.
Die gleichfalls napfförmige Schale von Emarginula, Ausſchnittſchnecke, hat in der
Mittellinie einen vom Vorderrand ausgehenden tiefen oder ſeichten Einſchnitt. Auch von dieſer
können wir eine Art an unſeren Küſten beobachten, die Emarginula reticulata (oder fissura).
Das zierliche ¾ Zoll lange Thierchen hält ſich am Meeresgrunde in der Nähe der Küſten auf.
Nur bei den ſtärkſten Ebben der Nordſee und des atlantiſchen Oceans wird es mitunter bloß-
gelegt. Es iſt nicht lohnend, wie Goſſe mittheilt, auf die Beobachtung der Thiere im Aquarium
viele Zeit zu verwenden; ſie ſind ſo außerordentlich träge und machen ſo wenig Anſtalt, den
Rand ihrer Schale zu lüften, daß es ſcheint, als hätten ſie gar keine Gewohnheiten, außer dieſer.
Wir dispenſiren uns daher auch von der Aufzählung anderer Gattungen, die in der Schalen-
bildung dieſe und jene kleine Abweichung zeigen und deren Lebensweiſe gleich ſtill beſchaulich iſt.
Die ungemein artenreiche Gattung Patella, Napf-
ſchnecke, von der man weit über 100 Arten kennt,
bildet für ſich eine dritte Unterordnung der Vorder-
kiemer, welche von der Stellung der Kiemen den Namen
Kreiskiemer führt. Die Schale iſt flach kegelförmig,
mit eiförmiger Oeffnung und nach vorn gerichtetem
Wirbel. Auf der Jnnenſeite ſieht man einen faſt huf-
eiſenförmigen Eindruck, die Befeſtigungsſtelle des Mus-
kels, welcher Thier und Schale verbindet. Das Thier
hat den Kopf in eine kurze dicke Schnauze (d) ver-
längert, mit zwei langen ſpitzen Fühlern (e) an deren
Grunde außen die Augen ſitzen. Der Mantelrand
iſt oft gefranſt (b), und unter ihm verläuft ein nur
durch den Kopf unterbrochener Kranz von kleinen
Kiemenblättchen (c), innerhalb welcher die breite Kriech-
ſohle (a) ſichtbar iſt. Von den inneren Organen
verdient namentlich die enorm lange Zunge erwähnt
zu werden, welche mit ſechs Reihen von Zähnchen
beſetzt iſt.
[Abbildung Algieriſche Napfſchnecke (Patella algiea). Von unten.]
Die meiſten Napfſchnecken ſind Bewohner der Strandzone, viele derjenigen Region, welche
regelmäßig bei Ebbe entblößt wird. Wir haben oben mehrere im Verlauf ihres Lebens feſt-
Taſchenberg und Schmidt, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 54
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 849. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/897>, abgerufen am 27.11.2024.
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