senen, harten Ueberreste des Körpers liegen in jenen Gegenden einzeln umher und geben Zeugniß davon, daß hier Hirschkäfer gelebt haben. Die aus den rundlichen, eine Linie langen Eiern geschlüpften Larven wachsen sehr langsam, indem sie sich von faulem Eichenholze ernähren, und erreichen im fünften Jahre eine Länge von vier Zoll bei der Dicke eines Fingers. Jhrer äußeren Erscheinung nach gleicht die Larve sehr dem bekannten Engerlinge des Maikäfers. Sie hat einen hornigen Kopf mit viergliederigen Fühlern, deren letztes Glied sehr kurz ist, an der Kaufläche stumpfzähnige Kinnbacken, geschiedene Laden an dem Unterkiefer, welche sich zuspitzen und an der Jnnenseite bewimpert sind. Die vorderen drei Leibessegmente, welche sich wegen der Querfalten, wenigstens auf dem Rücken, schwer unterscheiden lassen, tragen sechs kräftig entwickelte, einklauige Beine von gelber Farbe, der des Kopfes; nur die hornigen Mundtheile sind schwarz. Die erwach- sene Larve fertigt ein fanstgroßes, festes Cocon aus den faulen Holzspänen, oder, wenn es sein kann, tiefer im Stamme, aus Erde, welches sie innen gut ausglättet. Ein Vierteljahr etwa vergeht, bis sie hier zur Puppe und diese zum Käfer wird. Derselbe bleibt aber darin ver- borgen und kommt, vollkommen erhärtet und ausgefärbt, im sechsten Jahre um die angegebene Zeit zum Vorscheine, um ungefähr vier Wochen lang sich seines geflügelten Daseins zu erfreuen. Er breitet sich über das ganze mittlere und nördliche Europa bis in das angrenzende Asien aus, fehlt aber natürlich in den Gegenden, welche keine Eichenwälder besitzen. Von den 176 bekannten Arten leben in Europa 8, in Nordamerika 12, Afrika 17, Australien 28, Südamerika 34 und in Asien 77. Während wir noch Vertreter von Dorcus, Platycerus, Sinodendron, Ceruchus und Aesalus in Europa haben, fehlt die plattgedrückte Form der Passaliden gänzlich und beschränkt sich auf die übrigen Erdtheile.
Jn Passalus, der einzigen Gattung dieser Sippe, wiederholt sich die Körperform, welche uns bereits beim Scarites pyracmon begegnete, nur ist in Vergleich mit jenem das gestielte Halsschild quer rechteckig, hinten nicht, eher vorn etwas verengt, der Körper bei den meisten platter gedrückt, so daß besonders die stark gerieften Flügeldecken in ihrer Scheibe eine vollkommene Ebene dar- stellen. Am Kopfe, welcher schmaler als der Thorar ist, fallen Höcker, Unebenheiten und ein zackiger, oft sehr unsymmetrischer Vorderrand auf, die Fühlergeisel, noch einmal so lang als der Schaft, wird durch dichte Borsten rauh und läuft in den drei bis sechs letzten Gliedern je nach den verschiedenen Arten zu Kammzähnen aus. Den Oberkiefer, welcher meist so lang wie der Kopf ist, charakterisirt in der Mitte ein beweglich eingelenkter Zahn. Alle Arten, welche sich auf 210 belaufen, von denen 140 auf Amerika allein kommen, glänzen stark und sehen schwarz oder lichtbraun aus. Sie leben, wie die Lucaniden, als Larven im Holze absterbender Bäume; dieselben sind glatt, nicht querfaltig, haben nur zweigliederige Fühler, und das dritte Fußpaar ist mangelhaft entwickelt.
Die Blatthörner, Blatthornkäfer (Lamellicornia) bilden die folgende, unsere vierzehnte Familie, von der man ungefähr 4113 Arten kennt, welche sich auf 447 Gattungen vertheilen. Von diesen Arten kommen die wenigsten auf Australien (256), auf Europa 385, Nordamerika 416, Asien 782, Südamerika 1111 und Afrika 1163. Abgesehen von diesem Reichthume, mit welchem, wie sich erwarten läßt, große Manchfaltigkeit in der äußeren Erscheinung verbunden ist, zeichnet sich die Familie vor allen anderen durch die Größe und Schönheit der Formen, wie durch Farben- pracht aus; denn sie enthält die Riesen unter den Käfern. Ferner finden wir in keiner Familie einen so gewaltigen Unterschied zwischen den zwei Geschlechtern ein und derselben Art, wie hier. Die Männchen weichen nicht nur durch Auswüchse am Kopfe oder an dem Halsschilde, oder an beiden zugleich, sondern in einzelnen Fällen in Farbe und Skulptur so wesentlich vom anderen Geschlechte ab, daß man Bedenken tragen könnte, sie für zusammengehörig anzuerkennen, und
5*
Hirſchkäfer oder Feuerſchröter. Paſſaliden.
ſenen, harten Ueberreſte des Körpers liegen in jenen Gegenden einzeln umher und geben Zeugniß davon, daß hier Hirſchkäfer gelebt haben. Die aus den rundlichen, eine Linie langen Eiern geſchlüpften Larven wachſen ſehr langſam, indem ſie ſich von faulem Eichenholze ernähren, und erreichen im fünften Jahre eine Länge von vier Zoll bei der Dicke eines Fingers. Jhrer äußeren Erſcheinung nach gleicht die Larve ſehr dem bekannten Engerlinge des Maikäfers. Sie hat einen hornigen Kopf mit viergliederigen Fühlern, deren letztes Glied ſehr kurz iſt, an der Kaufläche ſtumpfzähnige Kinnbacken, geſchiedene Laden an dem Unterkiefer, welche ſich zuſpitzen und an der Jnnenſeite bewimpert ſind. Die vorderen drei Leibesſegmente, welche ſich wegen der Querfalten, wenigſtens auf dem Rücken, ſchwer unterſcheiden laſſen, tragen ſechs kräftig entwickelte, einklauige Beine von gelber Farbe, der des Kopfes; nur die hornigen Mundtheile ſind ſchwarz. Die erwach- ſene Larve fertigt ein fanſtgroßes, feſtes Cocon aus den faulen Holzſpänen, oder, wenn es ſein kann, tiefer im Stamme, aus Erde, welches ſie innen gut ausglättet. Ein Vierteljahr etwa vergeht, bis ſie hier zur Puppe und dieſe zum Käfer wird. Derſelbe bleibt aber darin ver- borgen und kommt, vollkommen erhärtet und ausgefärbt, im ſechſten Jahre um die angegebene Zeit zum Vorſcheine, um ungefähr vier Wochen lang ſich ſeines geflügelten Daſeins zu erfreuen. Er breitet ſich über das ganze mittlere und nördliche Europa bis in das angrenzende Aſien aus, fehlt aber natürlich in den Gegenden, welche keine Eichenwälder beſitzen. Von den 176 bekannten Arten leben in Europa 8, in Nordamerika 12, Afrika 17, Auſtralien 28, Südamerika 34 und in Aſien 77. Während wir noch Vertreter von Dorcus, Platycerus, Sinodendron, Ceruchus und Aesalus in Europa haben, fehlt die plattgedrückte Form der Paſſaliden gänzlich und beſchränkt ſich auf die übrigen Erdtheile.
Jn Passalus, der einzigen Gattung dieſer Sippe, wiederholt ſich die Körperform, welche uns bereits beim Scarites pyracmon begegnete, nur iſt in Vergleich mit jenem das geſtielte Halsſchild quer rechteckig, hinten nicht, eher vorn etwas verengt, der Körper bei den meiſten platter gedrückt, ſo daß beſonders die ſtark gerieften Flügeldecken in ihrer Scheibe eine vollkommene Ebene dar- ſtellen. Am Kopfe, welcher ſchmaler als der Thorar iſt, fallen Höcker, Unebenheiten und ein zackiger, oft ſehr unſymmetriſcher Vorderrand auf, die Fühlergeiſel, noch einmal ſo lang als der Schaft, wird durch dichte Borſten rauh und läuft in den drei bis ſechs letzten Gliedern je nach den verſchiedenen Arten zu Kammzähnen aus. Den Oberkiefer, welcher meiſt ſo lang wie der Kopf iſt, charakteriſirt in der Mitte ein beweglich eingelenkter Zahn. Alle Arten, welche ſich auf 210 belaufen, von denen 140 auf Amerika allein kommen, glänzen ſtark und ſehen ſchwarz oder lichtbraun aus. Sie leben, wie die Lucaniden, als Larven im Holze abſterbender Bäume; dieſelben ſind glatt, nicht querfaltig, haben nur zweigliederige Fühler, und das dritte Fußpaar iſt mangelhaft entwickelt.
Die Blatthörner, Blatthornkäfer (Lamellicornia) bilden die folgende, unſere vierzehnte Familie, von der man ungefähr 4113 Arten kennt, welche ſich auf 447 Gattungen vertheilen. Von dieſen Arten kommen die wenigſten auf Auſtralien (256), auf Europa 385, Nordamerika 416, Aſien 782, Südamerika 1111 und Afrika 1163. Abgeſehen von dieſem Reichthume, mit welchem, wie ſich erwarten läßt, große Manchfaltigkeit in der äußeren Erſcheinung verbunden iſt, zeichnet ſich die Familie vor allen anderen durch die Größe und Schönheit der Formen, wie durch Farben- pracht aus; denn ſie enthält die Rieſen unter den Käfern. Ferner finden wir in keiner Familie einen ſo gewaltigen Unterſchied zwiſchen den zwei Geſchlechtern ein und derſelben Art, wie hier. Die Männchen weichen nicht nur durch Auswüchſe am Kopfe oder an dem Halsſchilde, oder an beiden zugleich, ſondern in einzelnen Fällen in Farbe und Skulptur ſo weſentlich vom anderen Geſchlechte ab, daß man Bedenken tragen könnte, ſie für zuſammengehörig anzuerkennen, und
5*
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0085"n="67"/><fwplace="top"type="header">Hirſchkäfer oder Feuerſchröter. Paſſaliden.</fw><lb/>ſenen, harten Ueberreſte des Körpers liegen in jenen Gegenden einzeln umher und geben Zeugniß<lb/>
davon, daß hier Hirſchkäfer gelebt haben. Die aus den rundlichen, eine Linie langen Eiern<lb/>
geſchlüpften Larven wachſen ſehr langſam, indem ſie ſich von faulem Eichenholze ernähren, und<lb/>
erreichen im fünften Jahre eine Länge von vier Zoll bei der Dicke eines Fingers. Jhrer äußeren<lb/>
Erſcheinung nach gleicht die Larve ſehr dem bekannten Engerlinge des Maikäfers. Sie hat einen<lb/>
hornigen Kopf mit viergliederigen Fühlern, deren letztes Glied ſehr kurz iſt, an der Kaufläche<lb/>ſtumpfzähnige Kinnbacken, geſchiedene Laden an dem Unterkiefer, welche ſich zuſpitzen und an der<lb/>
Jnnenſeite bewimpert ſind. Die vorderen drei Leibesſegmente, welche ſich wegen der Querfalten,<lb/>
wenigſtens auf dem Rücken, ſchwer unterſcheiden laſſen, tragen ſechs kräftig entwickelte, einklauige<lb/>
Beine von gelber Farbe, der des Kopfes; nur die hornigen Mundtheile ſind ſchwarz. Die erwach-<lb/>ſene Larve fertigt ein fanſtgroßes, feſtes Cocon aus den faulen Holzſpänen, oder, wenn es ſein<lb/>
kann, tiefer im Stamme, aus Erde, welches ſie innen gut ausglättet. Ein Vierteljahr etwa<lb/>
vergeht, bis ſie hier zur Puppe und dieſe zum Käfer wird. Derſelbe bleibt aber darin ver-<lb/>
borgen und kommt, vollkommen erhärtet und ausgefärbt, im ſechſten Jahre um die angegebene<lb/>
Zeit zum Vorſcheine, um ungefähr vier Wochen lang ſich ſeines geflügelten Daſeins zu erfreuen.<lb/>
Er breitet ſich über das ganze mittlere und nördliche Europa bis in das angrenzende Aſien aus,<lb/>
fehlt aber natürlich in den Gegenden, welche keine Eichenwälder beſitzen. Von den 176 bekannten<lb/>
Arten leben in Europa 8, in Nordamerika 12, Afrika 17, Auſtralien 28, Südamerika 34 und<lb/>
in Aſien 77. Während wir noch Vertreter von <hirendition="#aq">Dorcus, Platycerus, Sinodendron, Ceruchus</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Aesalus</hi> in Europa haben, fehlt die plattgedrückte Form der <hirendition="#g">Paſſaliden</hi> gänzlich und beſchränkt<lb/>ſich auf die übrigen Erdtheile.</p><lb/><p>Jn <hirendition="#aq">Passalus,</hi> der einzigen Gattung dieſer Sippe, wiederholt ſich die Körperform, welche uns<lb/>
bereits beim <hirendition="#aq">Scarites pyracmon</hi> begegnete, nur iſt in Vergleich mit jenem das geſtielte Halsſchild<lb/>
quer rechteckig, hinten nicht, eher vorn etwas verengt, der Körper bei den meiſten platter gedrückt,<lb/>ſo daß beſonders die ſtark gerieften Flügeldecken in ihrer Scheibe eine vollkommene Ebene dar-<lb/>ſtellen. Am Kopfe, welcher ſchmaler als der Thorar iſt, fallen Höcker, Unebenheiten und ein zackiger,<lb/>
oft ſehr unſymmetriſcher Vorderrand auf, die Fühlergeiſel, noch einmal ſo lang als der Schaft, wird<lb/>
durch dichte Borſten rauh und läuft in den drei bis ſechs letzten Gliedern je nach den verſchiedenen<lb/>
Arten zu Kammzähnen aus. Den Oberkiefer, welcher meiſt ſo lang wie der Kopf iſt, charakteriſirt<lb/>
in der Mitte ein <hirendition="#g">beweglich eingelenkter</hi> Zahn. Alle Arten, welche ſich auf 210 belaufen, von<lb/>
denen 140 auf Amerika allein kommen, glänzen ſtark und ſehen ſchwarz oder lichtbraun aus. Sie<lb/>
leben, wie die Lucaniden, als Larven im Holze abſterbender Bäume; dieſelben ſind glatt, nicht<lb/>
querfaltig, haben nur zweigliederige Fühler, und das dritte Fußpaar iſt mangelhaft entwickelt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Die <hirendition="#g">Blatthörner, Blatthornkäfer</hi> (<hirendition="#aq">Lamellicornia</hi>) bilden die folgende, unſere vierzehnte<lb/>
Familie, von der man ungefähr 4113 Arten kennt, welche ſich auf 447 Gattungen vertheilen.<lb/>
Von dieſen Arten kommen die wenigſten auf Auſtralien (256), auf Europa 385, Nordamerika 416,<lb/>
Aſien 782, Südamerika 1111 und Afrika 1163. Abgeſehen von dieſem Reichthume, mit welchem,<lb/>
wie ſich erwarten läßt, große Manchfaltigkeit in der äußeren Erſcheinung verbunden iſt, zeichnet<lb/>ſich die Familie vor allen anderen durch die Größe und Schönheit der Formen, wie durch Farben-<lb/>
pracht aus; denn ſie enthält die Rieſen unter den Käfern. Ferner finden wir in keiner Familie<lb/>
einen ſo gewaltigen Unterſchied zwiſchen den zwei Geſchlechtern ein und derſelben Art, wie hier.<lb/>
Die Männchen weichen nicht nur durch Auswüchſe am Kopfe oder an dem Halsſchilde, oder an<lb/>
beiden zugleich, ſondern in einzelnen Fällen in Farbe und Skulptur ſo weſentlich vom anderen<lb/>
Geſchlechte ab, daß man Bedenken tragen könnte, ſie für zuſammengehörig anzuerkennen, und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">5*</fw><lb/></p></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[67/0085]
Hirſchkäfer oder Feuerſchröter. Paſſaliden.
ſenen, harten Ueberreſte des Körpers liegen in jenen Gegenden einzeln umher und geben Zeugniß
davon, daß hier Hirſchkäfer gelebt haben. Die aus den rundlichen, eine Linie langen Eiern
geſchlüpften Larven wachſen ſehr langſam, indem ſie ſich von faulem Eichenholze ernähren, und
erreichen im fünften Jahre eine Länge von vier Zoll bei der Dicke eines Fingers. Jhrer äußeren
Erſcheinung nach gleicht die Larve ſehr dem bekannten Engerlinge des Maikäfers. Sie hat einen
hornigen Kopf mit viergliederigen Fühlern, deren letztes Glied ſehr kurz iſt, an der Kaufläche
ſtumpfzähnige Kinnbacken, geſchiedene Laden an dem Unterkiefer, welche ſich zuſpitzen und an der
Jnnenſeite bewimpert ſind. Die vorderen drei Leibesſegmente, welche ſich wegen der Querfalten,
wenigſtens auf dem Rücken, ſchwer unterſcheiden laſſen, tragen ſechs kräftig entwickelte, einklauige
Beine von gelber Farbe, der des Kopfes; nur die hornigen Mundtheile ſind ſchwarz. Die erwach-
ſene Larve fertigt ein fanſtgroßes, feſtes Cocon aus den faulen Holzſpänen, oder, wenn es ſein
kann, tiefer im Stamme, aus Erde, welches ſie innen gut ausglättet. Ein Vierteljahr etwa
vergeht, bis ſie hier zur Puppe und dieſe zum Käfer wird. Derſelbe bleibt aber darin ver-
borgen und kommt, vollkommen erhärtet und ausgefärbt, im ſechſten Jahre um die angegebene
Zeit zum Vorſcheine, um ungefähr vier Wochen lang ſich ſeines geflügelten Daſeins zu erfreuen.
Er breitet ſich über das ganze mittlere und nördliche Europa bis in das angrenzende Aſien aus,
fehlt aber natürlich in den Gegenden, welche keine Eichenwälder beſitzen. Von den 176 bekannten
Arten leben in Europa 8, in Nordamerika 12, Afrika 17, Auſtralien 28, Südamerika 34 und
in Aſien 77. Während wir noch Vertreter von Dorcus, Platycerus, Sinodendron, Ceruchus und
Aesalus in Europa haben, fehlt die plattgedrückte Form der Paſſaliden gänzlich und beſchränkt
ſich auf die übrigen Erdtheile.
Jn Passalus, der einzigen Gattung dieſer Sippe, wiederholt ſich die Körperform, welche uns
bereits beim Scarites pyracmon begegnete, nur iſt in Vergleich mit jenem das geſtielte Halsſchild
quer rechteckig, hinten nicht, eher vorn etwas verengt, der Körper bei den meiſten platter gedrückt,
ſo daß beſonders die ſtark gerieften Flügeldecken in ihrer Scheibe eine vollkommene Ebene dar-
ſtellen. Am Kopfe, welcher ſchmaler als der Thorar iſt, fallen Höcker, Unebenheiten und ein zackiger,
oft ſehr unſymmetriſcher Vorderrand auf, die Fühlergeiſel, noch einmal ſo lang als der Schaft, wird
durch dichte Borſten rauh und läuft in den drei bis ſechs letzten Gliedern je nach den verſchiedenen
Arten zu Kammzähnen aus. Den Oberkiefer, welcher meiſt ſo lang wie der Kopf iſt, charakteriſirt
in der Mitte ein beweglich eingelenkter Zahn. Alle Arten, welche ſich auf 210 belaufen, von
denen 140 auf Amerika allein kommen, glänzen ſtark und ſehen ſchwarz oder lichtbraun aus. Sie
leben, wie die Lucaniden, als Larven im Holze abſterbender Bäume; dieſelben ſind glatt, nicht
querfaltig, haben nur zweigliederige Fühler, und das dritte Fußpaar iſt mangelhaft entwickelt.
Die Blatthörner, Blatthornkäfer (Lamellicornia) bilden die folgende, unſere vierzehnte
Familie, von der man ungefähr 4113 Arten kennt, welche ſich auf 447 Gattungen vertheilen.
Von dieſen Arten kommen die wenigſten auf Auſtralien (256), auf Europa 385, Nordamerika 416,
Aſien 782, Südamerika 1111 und Afrika 1163. Abgeſehen von dieſem Reichthume, mit welchem,
wie ſich erwarten läßt, große Manchfaltigkeit in der äußeren Erſcheinung verbunden iſt, zeichnet
ſich die Familie vor allen anderen durch die Größe und Schönheit der Formen, wie durch Farben-
pracht aus; denn ſie enthält die Rieſen unter den Käfern. Ferner finden wir in keiner Familie
einen ſo gewaltigen Unterſchied zwiſchen den zwei Geſchlechtern ein und derſelben Art, wie hier.
Die Männchen weichen nicht nur durch Auswüchſe am Kopfe oder an dem Halsſchilde, oder an
beiden zugleich, ſondern in einzelnen Fällen in Farbe und Skulptur ſo weſentlich vom anderen
Geſchlechte ab, daß man Bedenken tragen könnte, ſie für zuſammengehörig anzuerkennen, und
5*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/85>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.