bieten, während sie unter dem Thau selbst ihre Nahrung suchen, den Schafen ein sehr gut mästendes Futter dar."
Noch mehr auf den Süden ist die Achatschnecke (Achatina) beschränkt, das Thier mit spitzem zusammengedrückten Fuße, sonst ebenfalls wie Helix. Das Gehäus unterscheidet sich von dem des
Bulimus namentlich durch die freie, unten abgestutzte Spindel. Aus dem mittleren Deutschland, und von da über Frankreich und bis Schweden sich verbreitend, ist nur die kleine, drei Linien hohe Achatina lubrica bekannt, welche sich unter Steinen, Moos, überhaupt an feuchten Orten aufhält. Ueberhaupt sollen die meisten Arten die Nähe des Wassers lieben. Sie gehören vorzugsweise dem tropischen Afrika und Amerika an, darunter die größten und schönsten Landschnecken, wie Aachatina immaculata, mauritiana und perdix. Daß die letztere unter den von den Römern gezüchteten und gemästeten Arten sich besunden, ist eine nicht wahrscheinliche Annahme.
Es folgen nun zwei die Feuchtigkeit ganz entschieden liebende Gattungen. Bei der Glas- schnecke (Vitrina) ist das schlanke gestreckte Thier mit einem runzlichen, weit aus dem Gehäuse heraustretenden Mantel versehen, der einen Theil des Rückens bedeckt. Auf der rechten Seite legt sich ein zungenförmiger Fortsatz desselben von außen an das Gehäus, welcher immer in einer wellenförmigen Bewegung ist. Das
Gehäus ist dünn und durchsichtig und besteht nur aus wenigen, schnell zu- nehmenden Windungen. "Die Glas- schnecken sind muntere, immer umher kriechende Thierchen, denen die Feuch- tigkeit ein so unentbehrliches Bedürf- niß ist, daß sie im Trocknen sehr bald sterben. Sie halten sich daher nur unter feuchtem Laub und Moos auf. Jhr Gehäus ist gerade groß genug, um sie aufzunehmen. Nur der Winterfrost kann ihrer Lebendigkeit Einhalt thun, indem ich sie bis in den Dezember und schon im Anfang März wieder in voller Lebens- thätigkeit fand." (Roßmäßler.) -- Noch wasserbedürftiger ist die Bernsteinschnecke (Succinea), deren Arten den Uebergang zu den eigentlichen Wasserschnecken vermitteln, indem sie nur an sehr
Helix. Vielfraß-, Achat-, Glasſchnecke.
bieten, während ſie unter dem Thau ſelbſt ihre Nahrung ſuchen, den Schafen ein ſehr gut mäſtendes Futter dar.“
Noch mehr auf den Süden iſt die Achatſchnecke (Achatina) beſchränkt, das Thier mit ſpitzem zuſammengedrückten Fuße, ſonſt ebenfalls wie Helix. Das Gehäus unterſcheidet ſich von dem des
Bulimus namentlich durch die freie, unten abgeſtutzte Spindel. Aus dem mittleren Deutſchland, und von da über Frankreich und bis Schweden ſich verbreitend, iſt nur die kleine, drei Linien hohe Achatina lubrica bekannt, welche ſich unter Steinen, Moos, überhaupt an feuchten Orten aufhält. Ueberhaupt ſollen die meiſten Arten die Nähe des Waſſers lieben. Sie gehören vorzugsweiſe dem tropiſchen Afrika und Amerika an, darunter die größten und ſchönſten Landſchnecken, wie Aachatina immaculata, mauritiana und perdix. Daß die letztere unter den von den Römern gezüchteten und gemäſteten Arten ſich beſunden, iſt eine nicht wahrſcheinliche Annahme.
Es folgen nun zwei die Feuchtigkeit ganz entſchieden liebende Gattungen. Bei der Glas- ſchnecke (Vitrina) iſt das ſchlanke geſtreckte Thier mit einem runzlichen, weit aus dem Gehäuſe heraustretenden Mantel verſehen, der einen Theil des Rückens bedeckt. Auf der rechten Seite legt ſich ein zungenförmiger Fortſatz deſſelben von außen an das Gehäus, welcher immer in einer wellenförmigen Bewegung iſt. Das
Gehäus iſt dünn und durchſichtig und beſteht nur aus wenigen, ſchnell zu- nehmenden Windungen. „Die Glas- ſchnecken ſind muntere, immer umher kriechende Thierchen, denen die Feuch- tigkeit ein ſo unentbehrliches Bedürf- niß iſt, daß ſie im Trocknen ſehr bald ſterben. Sie halten ſich daher nur unter feuchtem Laub und Moos auf. Jhr Gehäus iſt gerade groß genug, um ſie aufzunehmen. Nur der Winterfroſt kann ihrer Lebendigkeit Einhalt thun, indem ich ſie bis in den Dezember und ſchon im Anfang März wieder in voller Lebens- thätigkeit fand.“ (Roßmäßler.) — Noch waſſerbedürftiger iſt die Bernſteinſchnecke (Succinea), deren Arten den Uebergang zu den eigentlichen Waſſerſchnecken vermitteln, indem ſie nur an ſehr
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Helix. Vielfraß-, Achat-, Glasſchnecke.
bieten, während ſie unter dem Thau ſelbſt ihre Nahrung ſuchen, den Schafen ein ſehr gut mäſtendes
Futter dar.“
Noch mehr auf den Süden iſt die Achatſchnecke (Achatina) beſchränkt, das Thier mit ſpitzem
zuſammengedrückten Fuße, ſonſt ebenfalls wie Helix. Das Gehäus unterſcheidet ſich von dem des
[Abbildung Mauriſche Achatſchnecke (Achatina mauritiana).]
Bulimus namentlich durch die freie, unten abgeſtutzte Spindel. Aus dem mittleren Deutſchland,
und von da über Frankreich und bis Schweden ſich verbreitend, iſt nur die kleine, drei Linien hohe
Achatina lubrica bekannt, welche ſich unter Steinen, Moos, überhaupt an feuchten Orten aufhält.
Ueberhaupt ſollen die meiſten Arten die Nähe des Waſſers lieben. Sie gehören vorzugsweiſe dem
tropiſchen Afrika und Amerika an, darunter die größten und ſchönſten Landſchnecken, wie Aachatina
immaculata, mauritiana und perdix. Daß die letztere unter den von den Römern gezüchteten
und gemäſteten Arten ſich beſunden, iſt eine nicht wahrſcheinliche Annahme.
Es folgen nun zwei die Feuchtigkeit ganz entſchieden liebende Gattungen. Bei der Glas-
ſchnecke (Vitrina) iſt das ſchlanke geſtreckte Thier mit einem runzlichen, weit aus dem Gehäuſe
heraustretenden Mantel verſehen, der einen Theil des Rückens bedeckt. Auf der rechten Seite
legt ſich ein zungenförmiger Fortſatz deſſelben von außen an das Gehäus, welcher immer in einer
wellenförmigen Bewegung iſt. Das
[Abbildung Durchſichtige Glasſchnecke (Vitrina pellucida).
Vernſteinſchnecke (Succinea putris).]
Gehäus iſt dünn und durchſichtig und
beſteht nur aus wenigen, ſchnell zu-
nehmenden Windungen. „Die Glas-
ſchnecken ſind muntere, immer umher
kriechende Thierchen, denen die Feuch-
tigkeit ein ſo unentbehrliches Bedürf-
niß iſt, daß ſie im Trocknen ſehr
bald ſterben. Sie halten ſich daher nur
unter feuchtem Laub und Moos auf.
Jhr Gehäus iſt gerade groß genug, um ſie aufzunehmen. Nur der Winterfroſt kann ihrer Lebendigkeit
Einhalt thun, indem ich ſie bis in den Dezember und ſchon im Anfang März wieder in voller Lebens-
thätigkeit fand.“ (Roßmäßler.) — Noch waſſerbedürftiger iſt die Bernſteinſchnecke (Succinea),
deren Arten den Uebergang zu den eigentlichen Waſſerſchnecken vermitteln, indem ſie nur an ſehr
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 799. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/845>, abgerufen am 24.11.2024.
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