obersten Armpaares. Die Färbung ist außerordentlich brillant und schön. Der neapolitanische Naturforscher Sangiovanni hat sie folgender Maßen beschrieben. Die unteren und seitlichen Theile des Rumpfes sind von einer bräunlichen Silberfarbe, die je nach der Richtung und Stärke der Lichtstrahlen sich bald mit einer leichten blauen Tinte bedeckt, ähnlich dem Meerblau, bald mit einer gräulichen, bald röthlichen. Auch finden sich auf dieser farbenwechselnden Oberfläche eine Menge kleiner glänzender Punkte, gelb und kastanienbraun, andere rosenroth, und je größer die Bewegung, desto schöner die Farben. Das Zusammenwirken dieser Farbenkügelchen, welche sich über einem silberglänzenden Grunde ausbreiten, verleiht der Haut jener Körpertheile einen Rosen- schimmer, der aus unzähligen farbigen Pünktchen zusammengesetzt ist, und worin man einige etwas ausgedehntere Stellen bemerkt, welche symmetrisch liegen und umgeben sind von einem silberfarbenen Hofe. Die Rückentheile und die oberen Seitentheile der Argonauta sind mit einer schönen grünen Farbe geschmückt, die in Pistaziengrün übergeht und sich so besonders gegen Abend zeigt. Die Silberfarbe der unteren Seitentheile setzt sich in Streifen nach den oberen Seitengegenden fort, welche grünlich sind, so daß die Farben hier mit einander abwechseln. Die Natur hat diesen Theil des Körpers der Argonauta mit gelben, bis ockergelben und mit kastanienbraunen Farbzellen geschmückt. Beide Sorten sind in großer Menge vorhanden; viel geringer ist die Anzahl der malvenblauen. Die ersteren beiden bedecken die Haut fast vollständig. Jedoch finden sich da und dort größere solcher Farbenkugeln in der Mitte kleiner Kreise, welche von verschieden gefärbten Zellen umgeben sind, und welche die Haut wie kleine Rosetten schmücken. Aehnliche Färbungen breiten sich über Kopf und Arme aus.
Die Schale des Papiernautilus, welche sich durch ihre Eleganz und Papierdünnheit auszeichnet, ist ziemlich elastisch, indem sie reichlichen organischen Stoff enthält. Sie ist deshalb weit biegsamer als die viel dünneren Schalen anderer Weichthiere, z. B. der Flossenfüßer. Sie besteht aus einer einzigen Höhlung und ist in der Weise spiralig gewunden, daß die früheren Windungen durch den letzten Umgang verdeckt werden. Das Verhältniß des Thieres zur Schale ist ganz einzig, indem es nirgends mit derselben enger verbunden oder verwachsen ist, auch die Gestalt des herausgenommenen Thieres gar nicht dazu zu passen scheint. Es ist daher sehr zu entschuldigen, wenn man früher auf den bis in die neuere Zeit festgehaltenen Gedanken kam, das Thier der Argonauten bewohne die Schale einer fremden, nicht näher bekannten Gattung, wie der Einsiedlerkrebs. Man fand indeß, daß die Schale eine Absonderung der beiden Lappenarme ist, welche die Schale von außen bedecken und in dieser Stellung die Schale halten. Dieselbe wird also von ihrer Außenfläche her gebildet; wenn aber die verletzte Schale ausgebessert wird, so geschieht dieß von Jnnen her, indem die offene Stelle mit einer elastisch bleibenden Haut überzogen wird.
Man findet die Argonauta sehr häufig in einer Stellung abgebildet, welche sie unmöglich annehmen kann, entsprechend einer von Aristoteles bis in unsre Zeiten geglaubten Fabel, daß sie, an der Oberfläche des Meeres schwimmend, ihre beiden segelförmigen Arme emporstrecke und sie wirklich als Segel gebrauche. Wie Verany sah, kommt sie allerdings bei Windstille herauf, aber nicht um zu segeln, sondern um ihre Lappenarme als kräftige Ruder zu gebrauchen. Das Thier schwamm auf diese Weise dem Ufer zu und konnte gefangen werden. Unter Wasser, wenn sie nach Art der andern Cephalopoden durch das Spritzen aus dem Trichter schneller schwimmen will, legt sie die großen Arme so über die Seitentheile der Schale, daß diese fast ganz davon verhüllt wird.
Jm eigentlichen Mittelmeere ist Argonauta Argo besonders an der sicilischen Küste sowie im Golf von Tarent häufig. Jm adriatischen Meere ist die Jnsel Lissa der nördlichste Punkt, wo sie nicht selten vorkommt; jedoch sind die Exemplare, welche ich von dort erhielt, ziemlich klein.
Kopffüßer. Zweikiemer. Zehnfüßer.
oberſten Armpaares. Die Färbung iſt außerordentlich brillant und ſchön. Der neapolitaniſche Naturforſcher Sangiovanni hat ſie folgender Maßen beſchrieben. Die unteren und ſeitlichen Theile des Rumpfes ſind von einer bräunlichen Silberfarbe, die je nach der Richtung und Stärke der Lichtſtrahlen ſich bald mit einer leichten blauen Tinte bedeckt, ähnlich dem Meerblau, bald mit einer gräulichen, bald röthlichen. Auch finden ſich auf dieſer farbenwechſelnden Oberfläche eine Menge kleiner glänzender Punkte, gelb und kaſtanienbraun, andere roſenroth, und je größer die Bewegung, deſto ſchöner die Farben. Das Zuſammenwirken dieſer Farbenkügelchen, welche ſich über einem ſilberglänzenden Grunde ausbreiten, verleiht der Haut jener Körpertheile einen Roſen- ſchimmer, der aus unzähligen farbigen Pünktchen zuſammengeſetzt iſt, und worin man einige etwas ausgedehntere Stellen bemerkt, welche ſymmetriſch liegen und umgeben ſind von einem ſilberfarbenen Hofe. Die Rückentheile und die oberen Seitentheile der Argonauta ſind mit einer ſchönen grünen Farbe geſchmückt, die in Piſtaziengrün übergeht und ſich ſo beſonders gegen Abend zeigt. Die Silberfarbe der unteren Seitentheile ſetzt ſich in Streifen nach den oberen Seitengegenden fort, welche grünlich ſind, ſo daß die Farben hier mit einander abwechſeln. Die Natur hat dieſen Theil des Körpers der Argonauta mit gelben, bis ockergelben und mit kaſtanienbraunen Farbzellen geſchmückt. Beide Sorten ſind in großer Menge vorhanden; viel geringer iſt die Anzahl der malvenblauen. Die erſteren beiden bedecken die Haut faſt vollſtändig. Jedoch finden ſich da und dort größere ſolcher Farbenkugeln in der Mitte kleiner Kreiſe, welche von verſchieden gefärbten Zellen umgeben ſind, und welche die Haut wie kleine Roſetten ſchmücken. Aehnliche Färbungen breiten ſich über Kopf und Arme aus.
Die Schale des Papiernautilus, welche ſich durch ihre Eleganz und Papierdünnheit auszeichnet, iſt ziemlich elaſtiſch, indem ſie reichlichen organiſchen Stoff enthält. Sie iſt deshalb weit biegſamer als die viel dünneren Schalen anderer Weichthiere, z. B. der Floſſenfüßer. Sie beſteht aus einer einzigen Höhlung und iſt in der Weiſe ſpiralig gewunden, daß die früheren Windungen durch den letzten Umgang verdeckt werden. Das Verhältniß des Thieres zur Schale iſt ganz einzig, indem es nirgends mit derſelben enger verbunden oder verwachſen iſt, auch die Geſtalt des herausgenommenen Thieres gar nicht dazu zu paſſen ſcheint. Es iſt daher ſehr zu entſchuldigen, wenn man früher auf den bis in die neuere Zeit feſtgehaltenen Gedanken kam, das Thier der Argonauten bewohne die Schale einer fremden, nicht näher bekannten Gattung, wie der Einſiedlerkrebs. Man fand indeß, daß die Schale eine Abſonderung der beiden Lappenarme iſt, welche die Schale von außen bedecken und in dieſer Stellung die Schale halten. Dieſelbe wird alſo von ihrer Außenfläche her gebildet; wenn aber die verletzte Schale ausgebeſſert wird, ſo geſchieht dieß von Jnnen her, indem die offene Stelle mit einer elaſtiſch bleibenden Haut überzogen wird.
Man findet die Argonauta ſehr häufig in einer Stellung abgebildet, welche ſie unmöglich annehmen kann, entſprechend einer von Ariſtoteles bis in unſre Zeiten geglaubten Fabel, daß ſie, an der Oberfläche des Meeres ſchwimmend, ihre beiden ſegelförmigen Arme emporſtrecke und ſie wirklich als Segel gebrauche. Wie Verany ſah, kommt ſie allerdings bei Windſtille herauf, aber nicht um zu ſegeln, ſondern um ihre Lappenarme als kräftige Ruder zu gebrauchen. Das Thier ſchwamm auf dieſe Weiſe dem Ufer zu und konnte gefangen werden. Unter Waſſer, wenn ſie nach Art der andern Cephalopoden durch das Spritzen aus dem Trichter ſchneller ſchwimmen will, legt ſie die großen Arme ſo über die Seitentheile der Schale, daß dieſe faſt ganz davon verhüllt wird.
Jm eigentlichen Mittelmeere iſt Argonauta Argo beſonders an der ſiciliſchen Küſte ſowie im Golf von Tarent häufig. Jm adriatiſchen Meere iſt die Jnſel Liſſa der nördlichſte Punkt, wo ſie nicht ſelten vorkommt; jedoch ſind die Exemplare, welche ich von dort erhielt, ziemlich klein.
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Kopffüßer. Zweikiemer. Zehnfüßer.
oberſten Armpaares. Die Färbung iſt außerordentlich brillant und ſchön. Der neapolitaniſche
Naturforſcher Sangiovanni hat ſie folgender Maßen beſchrieben. Die unteren und ſeitlichen
Theile des Rumpfes ſind von einer bräunlichen Silberfarbe, die je nach der Richtung und Stärke
der Lichtſtrahlen ſich bald mit einer leichten blauen Tinte bedeckt, ähnlich dem Meerblau, bald
mit einer gräulichen, bald röthlichen. Auch finden ſich auf dieſer farbenwechſelnden Oberfläche
eine Menge kleiner glänzender Punkte, gelb und kaſtanienbraun, andere roſenroth, und je größer
die Bewegung, deſto ſchöner die Farben. Das Zuſammenwirken dieſer Farbenkügelchen, welche ſich
über einem ſilberglänzenden Grunde ausbreiten, verleiht der Haut jener Körpertheile einen Roſen-
ſchimmer, der aus unzähligen farbigen Pünktchen zuſammengeſetzt iſt, und worin man einige etwas
ausgedehntere Stellen bemerkt, welche ſymmetriſch liegen und umgeben ſind von einem ſilberfarbenen
Hofe. Die Rückentheile und die oberen Seitentheile der Argonauta ſind mit einer ſchönen grünen
Farbe geſchmückt, die in Piſtaziengrün übergeht und ſich ſo beſonders gegen Abend zeigt. Die
Silberfarbe der unteren Seitentheile ſetzt ſich in Streifen nach den oberen Seitengegenden fort,
welche grünlich ſind, ſo daß die Farben hier mit einander abwechſeln. Die Natur hat dieſen Theil
des Körpers der Argonauta mit gelben, bis ockergelben und mit kaſtanienbraunen Farbzellen
geſchmückt. Beide Sorten ſind in großer Menge vorhanden; viel geringer iſt die Anzahl der
malvenblauen. Die erſteren beiden bedecken die Haut faſt vollſtändig. Jedoch finden ſich da und
dort größere ſolcher Farbenkugeln in der Mitte kleiner Kreiſe, welche von verſchieden gefärbten Zellen
umgeben ſind, und welche die Haut wie kleine Roſetten ſchmücken. Aehnliche Färbungen breiten
ſich über Kopf und Arme aus.
Die Schale des Papiernautilus, welche ſich durch ihre Eleganz und Papierdünnheit auszeichnet,
iſt ziemlich elaſtiſch, indem ſie reichlichen organiſchen Stoff enthält. Sie iſt deshalb weit biegſamer
als die viel dünneren Schalen anderer Weichthiere, z. B. der Floſſenfüßer. Sie beſteht aus einer
einzigen Höhlung und iſt in der Weiſe ſpiralig gewunden, daß die früheren Windungen durch den
letzten Umgang verdeckt werden. Das Verhältniß des Thieres zur Schale iſt ganz einzig, indem es
nirgends mit derſelben enger verbunden oder verwachſen iſt, auch die Geſtalt des herausgenommenen
Thieres gar nicht dazu zu paſſen ſcheint. Es iſt daher ſehr zu entſchuldigen, wenn man früher auf
den bis in die neuere Zeit feſtgehaltenen Gedanken kam, das Thier der Argonauten bewohne die
Schale einer fremden, nicht näher bekannten Gattung, wie der Einſiedlerkrebs. Man fand indeß,
daß die Schale eine Abſonderung der beiden Lappenarme iſt, welche die Schale von außen bedecken
und in dieſer Stellung die Schale halten. Dieſelbe wird alſo von ihrer Außenfläche her gebildet;
wenn aber die verletzte Schale ausgebeſſert wird, ſo geſchieht dieß von Jnnen her, indem die offene
Stelle mit einer elaſtiſch bleibenden Haut überzogen wird.
Man findet die Argonauta ſehr häufig in einer Stellung abgebildet, welche ſie unmöglich
annehmen kann, entſprechend einer von Ariſtoteles bis in unſre Zeiten geglaubten Fabel, daß
ſie, an der Oberfläche des Meeres ſchwimmend, ihre beiden ſegelförmigen Arme emporſtrecke und
ſie wirklich als Segel gebrauche. Wie Verany ſah, kommt ſie allerdings bei Windſtille herauf,
aber nicht um zu ſegeln, ſondern um ihre Lappenarme als kräftige Ruder zu gebrauchen. Das
Thier ſchwamm auf dieſe Weiſe dem Ufer zu und konnte gefangen werden. Unter Waſſer, wenn
ſie nach Art der andern Cephalopoden durch das Spritzen aus dem Trichter ſchneller ſchwimmen
will, legt ſie die großen Arme ſo über die Seitentheile der Schale, daß dieſe faſt ganz davon
verhüllt wird.
Jm eigentlichen Mittelmeere iſt Argonauta Argo beſonders an der ſiciliſchen Küſte ſowie
im Golf von Tarent häufig. Jm adriatiſchen Meere iſt die Jnſel Liſſa der nördlichſte Punkt,
wo ſie nicht ſelten vorkommt; jedoch ſind die Exemplare, welche ich von dort erhielt, ziemlich klein.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/814>, abgerufen am 24.11.2024.
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