Flecken, so wie eine bläuliche Randeinfassung des Armschirmes sind fernere Kennzeichen der Art, welche überdieß einem ausgezeichneten Moschusgeruch ihren Namen verdankt.
Sie scheint bloß im Mittelmeere vorzukommen, dort aber ist sie an allen Küsten höchst gemein. Für gewöhnlich lebt sie auf Schlammgrund von 30 bis 300 Fuß Tiefe. Man begegnet ihr auch auf Sand und Kiesboden zu allen Jahreszeiten, seltener auf Felsen. Da man sie an ihren natürlichen Standorten nicht beobachten kann, muß man sich mit der Beobachtung gefangener begnügen, welche man sich, da sie mit dem Grundzugnetz in großen Massen gefangen werden, sehr leicht verschaffen kann. Jm Zustand der Ruhe klammert sie sich mit Hilfe der Saugnäpfe am Boden an und nimmt mit Kopf und Rumpf ungefähr die Stellung ein, welche auch Octopus vulgaris liebt. Dabei sind die Enden der Arme frei, und die Trichteröffnung seitwärts hervorgestreckt. Jn dieser Lage verbringt das Thier ungefähr drei Viertheile seines Lebens, und man kann dabei die erstannliche Schnelligkeit bewundern, womit die Farben wechseln. Bei der geringsten Störung gleitet eine dunkele Färbung mit der Schnelligkeit des Blitzes über den ganzen Körper, um ohne Spur zu verschwinden. Mit diesem Zustande glaubt Verany eine Art Schlafzustand abwechseln gesehen zu haben. Die Stellung ist die nämliche, aber die Armenden sind näher an den Körper herangezogen, nur der vierte Arm ist ausgestreckt, wie um Wache zu halten. Der Rumpf ruht auf den Armen, die Pupille ist zusammengezogen und die Athmung, das Ein- und Auslassen des Wassers geht lang- samer vor sich. Die gewöhnliche Färbung ist dabei ein Graugelb oder Gelbbraun, immer aber fehlen die kastanienbraunen Flecken. Gehör und Gesicht sind unempfänglich; man kann sich dem Gefäß nähern, schreien oder irgend ein Geräusch machen, ohne daß das Thier erwacht. Aber bei dem geringsten Stoß an das Gefäß, oder wenn man einen Arm auch nur ganz leise berührt, wacht es augenblicklich auf, und es geht in seinem Wesen eine auffallende Veränderung vor sich. Die Eledone richtet nämlich schnell den Körper fast senkrecht über den Kopf auf, bläht ihn etwas auf und spitzt ihn zu. Die ganze Hautfläche wird gelblich, es erscheinen die schwärzlichen symmetrischen Flecken, und überall erheben sich kegelförmige Warzen. Die Jris zieht sich zusammen und färbt sich stark schwefelgelb; aus dem Trichter wird das Wasser gewaltsamer hervorgetrieben, und die Ein- athmung wird unregelmäßiger. Von Zeit zu Zeit wird eine reichlichere Wassermenge in die Mantel- höhle aufgenommen und dann 8 bis 10 Fuß weit über das Gefäß hinausgespritzt, obwohl dabei noch eine Wassersäule von einem Fuß zu überwinden war. Auch als Verany der Eledone einen lebenden Krebs vorgelegt hatte, sah er, daß sie eine Stellung wie im Zustande der Aufregung annahm, sich mit Höckern bedeckte und der Haut die Farbe des Gefäßes gab, in welchem sie sich befand, wahrscheinlich um das Thier, das sie berücken und überfallen wollte, nicht mißtrauisch zu machen.
Mitunter, besonders bei Nacht, entwischt die Eledone aus ihrem Behälter, entweder weil das Wasser den Athmungsprozeß nicht mehr unterhält oder weil das Thier seine Freiheit sucht. Sie dauern dann mehrere Stunden im Trocknen aus; auch vertragen sie ein Fasten von 10 Tagen.
Trotz des sehr in die Nase fallenden Moschusgeruches wird diese Eledone doch massen- haft zu Markte gebracht. Jhr Fleisch ist zwar nicht so zähe, als das der Octopusarten von derselben Größe, aber weniger schmackhaft. Uebrigens erscheint sie nur auf dem Tische der ärmeren Klassen.
Eine dritte, schon im Alterthum berühmte und vielfach beschriebene Form der achtfüßigen Cephalopoden ist der Papiernautilus (Argonauta Argo). Es ist das Weibchen, welches man bis vor noch nicht zwanzig Jahren allein gekannt hat, und welches mit dem schönen zarten Gehäus versehen ist. Auch nur ihm gilt unsre folgende Darstellung, da wir die höchst merkwürdigen Abweichungen des Männchens im Zusammenhange mit den Geschlechtsmerkmalen der Männchen der anderen Kopffüßer bringen wollen. An dem rundlichen Körper fällt der kleine Kopf und der sehr entwickelte und verlängerte Trichter auf, vor allem aber die lappenartige Verbreiterung des
Taschenberg und Schmidt, wirbellose Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 49
Moſchuseledone. Papiernautilus.
Flecken, ſo wie eine bläuliche Randeinfaſſung des Armſchirmes ſind fernere Kennzeichen der Art, welche überdieß einem ausgezeichneten Moſchusgeruch ihren Namen verdankt.
Sie ſcheint bloß im Mittelmeere vorzukommen, dort aber iſt ſie an allen Küſten höchſt gemein. Für gewöhnlich lebt ſie auf Schlammgrund von 30 bis 300 Fuß Tiefe. Man begegnet ihr auch auf Sand und Kiesboden zu allen Jahreszeiten, ſeltener auf Felſen. Da man ſie an ihren natürlichen Standorten nicht beobachten kann, muß man ſich mit der Beobachtung gefangener begnügen, welche man ſich, da ſie mit dem Grundzugnetz in großen Maſſen gefangen werden, ſehr leicht verſchaffen kann. Jm Zuſtand der Ruhe klammert ſie ſich mit Hilfe der Saugnäpfe am Boden an und nimmt mit Kopf und Rumpf ungefähr die Stellung ein, welche auch Octopus vulgaris liebt. Dabei ſind die Enden der Arme frei, und die Trichteröffnung ſeitwärts hervorgeſtreckt. Jn dieſer Lage verbringt das Thier ungefähr drei Viertheile ſeines Lebens, und man kann dabei die erſtannliche Schnelligkeit bewundern, womit die Farben wechſeln. Bei der geringſten Störung gleitet eine dunkele Färbung mit der Schnelligkeit des Blitzes über den ganzen Körper, um ohne Spur zu verſchwinden. Mit dieſem Zuſtande glaubt Verany eine Art Schlafzuſtand abwechſeln geſehen zu haben. Die Stellung iſt die nämliche, aber die Armenden ſind näher an den Körper herangezogen, nur der vierte Arm iſt ausgeſtreckt, wie um Wache zu halten. Der Rumpf ruht auf den Armen, die Pupille iſt zuſammengezogen und die Athmung, das Ein- und Auslaſſen des Waſſers geht lang- ſamer vor ſich. Die gewöhnliche Färbung iſt dabei ein Graugelb oder Gelbbraun, immer aber fehlen die kaſtanienbraunen Flecken. Gehör und Geſicht ſind unempfänglich; man kann ſich dem Gefäß nähern, ſchreien oder irgend ein Geräuſch machen, ohne daß das Thier erwacht. Aber bei dem geringſten Stoß an das Gefäß, oder wenn man einen Arm auch nur ganz leiſe berührt, wacht es augenblicklich auf, und es geht in ſeinem Weſen eine auffallende Veränderung vor ſich. Die Eledone richtet nämlich ſchnell den Körper faſt ſenkrecht über den Kopf auf, bläht ihn etwas auf und ſpitzt ihn zu. Die ganze Hautfläche wird gelblich, es erſcheinen die ſchwärzlichen ſymmetriſchen Flecken, und überall erheben ſich kegelförmige Warzen. Die Jris zieht ſich zuſammen und färbt ſich ſtark ſchwefelgelb; aus dem Trichter wird das Waſſer gewaltſamer hervorgetrieben, und die Ein- athmung wird unregelmäßiger. Von Zeit zu Zeit wird eine reichlichere Waſſermenge in die Mantel- höhle aufgenommen und dann 8 bis 10 Fuß weit über das Gefäß hinausgeſpritzt, obwohl dabei noch eine Waſſerſäule von einem Fuß zu überwinden war. Auch als Verany der Eledone einen lebenden Krebs vorgelegt hatte, ſah er, daß ſie eine Stellung wie im Zuſtande der Aufregung annahm, ſich mit Höckern bedeckte und der Haut die Farbe des Gefäßes gab, in welchem ſie ſich befand, wahrſcheinlich um das Thier, das ſie berücken und überfallen wollte, nicht mißtrauiſch zu machen.
Mitunter, beſonders bei Nacht, entwiſcht die Eledone aus ihrem Behälter, entweder weil das Waſſer den Athmungsprozeß nicht mehr unterhält oder weil das Thier ſeine Freiheit ſucht. Sie dauern dann mehrere Stunden im Trocknen aus; auch vertragen ſie ein Faſten von 10 Tagen.
Trotz des ſehr in die Naſe fallenden Moſchusgeruches wird dieſe Eledone doch maſſen- haft zu Markte gebracht. Jhr Fleiſch iſt zwar nicht ſo zähe, als das der Octopusarten von derſelben Größe, aber weniger ſchmackhaft. Uebrigens erſcheint ſie nur auf dem Tiſche der ärmeren Klaſſen.
Eine dritte, ſchon im Alterthum berühmte und vielfach beſchriebene Form der achtfüßigen Cephalopoden iſt der Papiernautilus (Argonauta Argo). Es iſt das Weibchen, welches man bis vor noch nicht zwanzig Jahren allein gekannt hat, und welches mit dem ſchönen zarten Gehäus verſehen iſt. Auch nur ihm gilt unſre folgende Darſtellung, da wir die höchſt merkwürdigen Abweichungen des Männchens im Zuſammenhange mit den Geſchlechtsmerkmalen der Männchen der anderen Kopffüßer bringen wollen. An dem rundlichen Körper fällt der kleine Kopf und der ſehr entwickelte und verlängerte Trichter auf, vor allem aber die lappenartige Verbreiterung des
Taſchenberg und Schmidt, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 49
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[769/0813]
Moſchuseledone. Papiernautilus.
Flecken, ſo wie eine bläuliche Randeinfaſſung des Armſchirmes ſind fernere Kennzeichen der Art,
welche überdieß einem ausgezeichneten Moſchusgeruch ihren Namen verdankt.
Sie ſcheint bloß im Mittelmeere vorzukommen, dort aber iſt ſie an allen Küſten höchſt gemein.
Für gewöhnlich lebt ſie auf Schlammgrund von 30 bis 300 Fuß Tiefe. Man begegnet ihr auch auf
Sand und Kiesboden zu allen Jahreszeiten, ſeltener auf Felſen. Da man ſie an ihren natürlichen
Standorten nicht beobachten kann, muß man ſich mit der Beobachtung gefangener begnügen, welche
man ſich, da ſie mit dem Grundzugnetz in großen Maſſen gefangen werden, ſehr leicht verſchaffen
kann. Jm Zuſtand der Ruhe klammert ſie ſich mit Hilfe der Saugnäpfe am Boden an und nimmt
mit Kopf und Rumpf ungefähr die Stellung ein, welche auch Octopus vulgaris liebt. Dabei ſind
die Enden der Arme frei, und die Trichteröffnung ſeitwärts hervorgeſtreckt. Jn dieſer Lage verbringt
das Thier ungefähr drei Viertheile ſeines Lebens, und man kann dabei die erſtannliche Schnelligkeit
bewundern, womit die Farben wechſeln. Bei der geringſten Störung gleitet eine dunkele Färbung
mit der Schnelligkeit des Blitzes über den ganzen Körper, um ohne Spur zu verſchwinden. Mit
dieſem Zuſtande glaubt Verany eine Art Schlafzuſtand abwechſeln geſehen zu haben. Die
Stellung iſt die nämliche, aber die Armenden ſind näher an den Körper herangezogen, nur der
vierte Arm iſt ausgeſtreckt, wie um Wache zu halten. Der Rumpf ruht auf den Armen, die
Pupille iſt zuſammengezogen und die Athmung, das Ein- und Auslaſſen des Waſſers geht lang-
ſamer vor ſich. Die gewöhnliche Färbung iſt dabei ein Graugelb oder Gelbbraun, immer aber
fehlen die kaſtanienbraunen Flecken. Gehör und Geſicht ſind unempfänglich; man kann ſich dem
Gefäß nähern, ſchreien oder irgend ein Geräuſch machen, ohne daß das Thier erwacht. Aber bei
dem geringſten Stoß an das Gefäß, oder wenn man einen Arm auch nur ganz leiſe berührt, wacht
es augenblicklich auf, und es geht in ſeinem Weſen eine auffallende Veränderung vor ſich. Die
Eledone richtet nämlich ſchnell den Körper faſt ſenkrecht über den Kopf auf, bläht ihn etwas auf
und ſpitzt ihn zu. Die ganze Hautfläche wird gelblich, es erſcheinen die ſchwärzlichen ſymmetriſchen
Flecken, und überall erheben ſich kegelförmige Warzen. Die Jris zieht ſich zuſammen und färbt ſich
ſtark ſchwefelgelb; aus dem Trichter wird das Waſſer gewaltſamer hervorgetrieben, und die Ein-
athmung wird unregelmäßiger. Von Zeit zu Zeit wird eine reichlichere Waſſermenge in die Mantel-
höhle aufgenommen und dann 8 bis 10 Fuß weit über das Gefäß hinausgeſpritzt, obwohl dabei
noch eine Waſſerſäule von einem Fuß zu überwinden war. Auch als Verany der Eledone einen
lebenden Krebs vorgelegt hatte, ſah er, daß ſie eine Stellung wie im Zuſtande der Aufregung
annahm, ſich mit Höckern bedeckte und der Haut die Farbe des Gefäßes gab, in welchem ſie ſich
befand, wahrſcheinlich um das Thier, das ſie berücken und überfallen wollte, nicht mißtrauiſch
zu machen.
Mitunter, beſonders bei Nacht, entwiſcht die Eledone aus ihrem Behälter, entweder weil das
Waſſer den Athmungsprozeß nicht mehr unterhält oder weil das Thier ſeine Freiheit ſucht. Sie
dauern dann mehrere Stunden im Trocknen aus; auch vertragen ſie ein Faſten von 10 Tagen.
Trotz des ſehr in die Naſe fallenden Moſchusgeruches wird dieſe Eledone doch maſſen-
haft zu Markte gebracht. Jhr Fleiſch iſt zwar nicht ſo zähe, als das der Octopusarten von
derſelben Größe, aber weniger ſchmackhaft. Uebrigens erſcheint ſie nur auf dem Tiſche der
ärmeren Klaſſen.
Eine dritte, ſchon im Alterthum berühmte und vielfach beſchriebene Form der achtfüßigen
Cephalopoden iſt der Papiernautilus (Argonauta Argo). Es iſt das Weibchen, welches man
bis vor noch nicht zwanzig Jahren allein gekannt hat, und welches mit dem ſchönen zarten Gehäus
verſehen iſt. Auch nur ihm gilt unſre folgende Darſtellung, da wir die höchſt merkwürdigen
Abweichungen des Männchens im Zuſammenhange mit den Geſchlechtsmerkmalen der Männchen
der anderen Kopffüßer bringen wollen. An dem rundlichen Körper fällt der kleine Kopf und der
ſehr entwickelte und verlängerte Trichter auf, vor allem aber die lappenartige Verbreiterung des
Taſchenberg und Schmidt, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 49
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/813>, abgerufen am 24.11.2024.
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