Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Gemeiner Todtengräber. hinterste aus queren, zusammenstoßenden Hüften entspringen, zeichnen sich durch an der Spitze starkerweiterte Schienen aus, und beim Männchen verbreitern sich die vier ersten Tarsenglieder der Vorder- und Mittelbeine. Von den walzig endenden Tastern übertreffen die der Kiefer jene der Lippe bedeutend an Länge. Den abgebildeten charakterisiren gebogene [Abbildung]
Gemeiner Todtengräber (Necro- Hinterschienen, ein goldgelb behaarter Prothorax, gelber Fühlerknopf,phorus vespillo). zwei orangefarbene Binden der Flügeldecken und schwarze Grundfarbe. Wo ein Aas liegt, findet er sich ein, wenn man ihn auch sonst wenig zu sehen bekommt als vorherrschend nächtliches Thier. Mit demselben Gesumm, welches auch die Hornissen verursachen, kommt er herbeige- flogen und gibt dabei den Flügeldecken eine ganz eigenthümliche Stellung. Dieselben klappen sich nämlich von rechts und links in die Höhe, kehren die Jnnenseite nach außen und stehen, sich mit den Außenrändern berührend, dachartig über dem Rücken. An dem Schauplatz ihrer Thaten angelangt, mustert die kleine Gesellschaft, -- denn aus dem einen werden zwei, drei, bis sechs Stück -- die zu begrabende Leiche und den Boden, welcher sich nicht immer dazu eignet. Finden die Thiere Alles in Ordnung, so schieben sie sich in gehöriger Entfernung von einander, um sich nicht in den Weg zu kommen, unter jene, scharren die Erde mit den Beinen unter sich weg nach hinten, daß sie rings herum einen Wall um den allmälig durch seine Schwere einsinkenden Maulwurf, den wir beispielsweise annehmen wollen, bildet. Geräth die Arbeit irgendwo in Stocken, bleibt [Abbildung]
Larve des Todtengrabere. ein Theil, wie das beinahe nicht anders möglich, gegen andere zurück,so erscheint dieser und jener Arbeiter an der Oberfläche, betrachtet sich, Kopf und Fühler bedächtig emporhebend, wie ein Sachverständiger von allen Seiten die widerspänstige Partie, und es währt nicht lange, so sieht man auch diese allmälig hinabsinken; denn die Kräfte aller ver- einigten sich nun an diesem Punkte. Es ist kaum glaublich, in wie kurzer Zeit diese Thiere ihre Arbeit so fördern, daß bald der ganze Maulwurf von der Oberfläche verschwunden ist, nur noch ein kleiner Erdhügel die Stelle andeutet, wo er lag und zuletzt auch diese sich ebnet. Jn recht lockerem Boden versenken sie die Leichen einen halben, ja einen ganzen Fuß tief. Der um die Botanik und Oekonomie viel- fach verdiente Gleditsch hat seiner Zeit diese Käferbegräbnisse lange und oft beobachtet und theilt uns mit, daß ihrer vier in fünfzig Tagen zwei Maulwürfe, vier Frösche, drei kleine Vögel, zwei Grashüpfer, die Eingeweide eines Fisches und zwei Stücken Rindsleber begruben. Wozu solche Rührigkeit, solche Eile? Den unvernünftigen Geschöpfen sagt es der "Jnstinkt", jener Natur- trieb, der uns Wunder über Wunder erblicken läßt, wenn wir ihn in seinen verschiedenartigsten Aeußerungen betrachten. Daß indessen oft mehr als dieser Naturtrieb im Spiele sei, ein wirkliches Nachdenken, beweist folgende Thatsache: Todteugräber, denen man ein Aas schwebend über der Erde an einen Faden hingehängt hatte, welcher an einem Stabe befestigt war, brachten diesen zu Falle, nachdem sie sich überzeugt hatten, daß sie auf gewöhnliche Weise am Aase nichts aus- richten konnten. Sie wissen, um zur Beautwortung der aufgeworfenen Frage zurückzukommen, recht wohl, daß ihnen andere ihres Gleichen, Aaskäfer verschiedener Geschlechter, besonders auch große Schmeißfliegen, zuvorkommen könnten, und um ihrer Brut in zärtlicher Fürsorge hinreichende Nahrung und bestes Gedeihen zu sichern, darum strengen sie ihre Kräfte über die Maßen an; denn nicht um sich einen Leckerbissen zu verwahren, wie der gesättigte Hund, welcher einen Knochen versteckt, begraben sie das Aas, sondern um ihre Eier daran zu legen; als Fresser findet man sie mit allerlei anderen Käfern, den gleich näher zu erwähnenden Silphen, Staphylinen, Mistkäfern und wie sie alle heißen mögen, unter größeren, unbegrabenen Aesern, welche allmälig bis auf die Gemeiner Todtengräber. hinterſte aus queren, zuſammenſtoßenden Hüften entſpringen, zeichnen ſich durch an der Spitze ſtarkerweiterte Schienen aus, und beim Männchen verbreitern ſich die vier erſten Tarſenglieder der Vorder- und Mittelbeine. Von den walzig endenden Taſtern übertreffen die der Kiefer jene der Lippe bedeutend an Länge. Den abgebildeten charakteriſiren gebogene [Abbildung]
Gemeiner Todtengräber (Necro- Hinterſchienen, ein goldgelb behaarter Prothorax, gelber Fühlerknopf,phorus vespillo). zwei orangefarbene Binden der Flügeldecken und ſchwarze Grundfarbe. Wo ein Aas liegt, findet er ſich ein, wenn man ihn auch ſonſt wenig zu ſehen bekommt als vorherrſchend nächtliches Thier. Mit demſelben Geſumm, welches auch die Horniſſen verurſachen, kommt er herbeige- flogen und gibt dabei den Flügeldecken eine ganz eigenthümliche Stellung. Dieſelben klappen ſich nämlich von rechts und links in die Höhe, kehren die Jnnenſeite nach außen und ſtehen, ſich mit den Außenrändern berührend, dachartig über dem Rücken. An dem Schauplatz ihrer Thaten angelangt, muſtert die kleine Geſellſchaft, — denn aus dem einen werden zwei, drei, bis ſechs Stück — die zu begrabende Leiche und den Boden, welcher ſich nicht immer dazu eignet. Finden die Thiere Alles in Ordnung, ſo ſchieben ſie ſich in gehöriger Entfernung von einander, um ſich nicht in den Weg zu kommen, unter jene, ſcharren die Erde mit den Beinen unter ſich weg nach hinten, daß ſie rings herum einen Wall um den allmälig durch ſeine Schwere einſinkenden Maulwurf, den wir beiſpielsweiſe annehmen wollen, bildet. Geräth die Arbeit irgendwo in Stocken, bleibt [Abbildung]
Larve des Todtengrabere. ein Theil, wie das beinahe nicht anders möglich, gegen andere zurück,ſo erſcheint dieſer und jener Arbeiter an der Oberfläche, betrachtet ſich, Kopf und Fühler bedächtig emporhebend, wie ein Sachverſtändiger von allen Seiten die widerſpänſtige Partie, und es währt nicht lange, ſo ſieht man auch dieſe allmälig hinabſinken; denn die Kräfte aller ver- einigten ſich nun an dieſem Punkte. Es iſt kaum glaublich, in wie kurzer Zeit dieſe Thiere ihre Arbeit ſo fördern, daß bald der ganze Maulwurf von der Oberfläche verſchwunden iſt, nur noch ein kleiner Erdhügel die Stelle andeutet, wo er lag und zuletzt auch dieſe ſich ebnet. Jn recht lockerem Boden verſenken ſie die Leichen einen halben, ja einen ganzen Fuß tief. Der um die Botanik und Oekonomie viel- fach verdiente Gleditſch hat ſeiner Zeit dieſe Käferbegräbniſſe lange und oft beobachtet und theilt uns mit, daß ihrer vier in fünfzig Tagen zwei Maulwürfe, vier Fröſche, drei kleine Vögel, zwei Grashüpfer, die Eingeweide eines Fiſches und zwei Stücken Rindsleber begruben. Wozu ſolche Rührigkeit, ſolche Eile? Den unvernünftigen Geſchöpfen ſagt es der „Jnſtinkt“, jener Natur- trieb, der uns Wunder über Wunder erblicken läßt, wenn wir ihn in ſeinen verſchiedenartigſten Aeußerungen betrachten. Daß indeſſen oft mehr als dieſer Naturtrieb im Spiele ſei, ein wirkliches Nachdenken, beweiſt folgende Thatſache: Todteugräber, denen man ein Aas ſchwebend über der Erde an einen Faden hingehängt hatte, welcher an einem Stabe befeſtigt war, brachten dieſen zu Falle, nachdem ſie ſich überzeugt hatten, daß ſie auf gewöhnliche Weiſe am Aaſe nichts aus- richten konnten. Sie wiſſen, um zur Beautwortung der aufgeworfenen Frage zurückzukommen, recht wohl, daß ihnen andere ihres Gleichen, Aaskäfer verſchiedener Geſchlechter, beſonders auch große Schmeißfliegen, zuvorkommen könnten, und um ihrer Brut in zärtlicher Fürſorge hinreichende Nahrung und beſtes Gedeihen zu ſichern, darum ſtrengen ſie ihre Kräfte über die Maßen an; denn nicht um ſich einen Leckerbiſſen zu verwahren, wie der geſättigte Hund, welcher einen Knochen verſteckt, begraben ſie das Aas, ſondern um ihre Eier daran zu legen; als Freſſer findet man ſie mit allerlei anderen Käfern, den gleich näher zu erwähnenden Silphen, Staphylinen, Miſtkäfern und wie ſie alle heißen mögen, unter größeren, unbegrabenen Aeſern, welche allmälig bis auf die <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="57"/><fw place="top" type="header">Gemeiner Todtengräber.</fw><lb/> hinterſte aus queren, zuſammenſtoßenden Hüften entſpringen, zeichnen ſich durch an der Spitze ſtark<lb/> erweiterte Schienen aus, und beim Männchen verbreitern ſich die vier erſten Tarſenglieder der<lb/> Vorder- und Mittelbeine. 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Gemeiner Todtengräber.
hinterſte aus queren, zuſammenſtoßenden Hüften entſpringen, zeichnen ſich durch an der Spitze ſtark
erweiterte Schienen aus, und beim Männchen verbreitern ſich die vier erſten Tarſenglieder der
Vorder- und Mittelbeine. Von den walzig endenden Taſtern übertreffen die der Kiefer jene der
Lippe bedeutend an Länge. Den abgebildeten charakteriſiren gebogene
[Abbildung Gemeiner Todtengräber (Necro-
phorus vespillo).]
Hinterſchienen, ein goldgelb behaarter Prothorax, gelber Fühlerknopf,
zwei orangefarbene Binden der Flügeldecken und ſchwarze Grundfarbe.
Wo ein Aas liegt, findet er ſich ein, wenn man ihn auch ſonſt wenig
zu ſehen bekommt als vorherrſchend nächtliches Thier. Mit demſelben
Geſumm, welches auch die Horniſſen verurſachen, kommt er herbeige-
flogen und gibt dabei den Flügeldecken eine ganz eigenthümliche Stellung.
Dieſelben klappen ſich nämlich von rechts und links in die Höhe, kehren
die Jnnenſeite nach außen und ſtehen, ſich mit den Außenrändern
berührend, dachartig über dem Rücken. An dem Schauplatz ihrer
Thaten angelangt, muſtert die kleine Geſellſchaft, — denn aus dem
einen werden zwei, drei, bis ſechs Stück — die zu begrabende Leiche
und den Boden, welcher ſich nicht immer dazu eignet. Finden die Thiere Alles in Ordnung, ſo
ſchieben ſie ſich in gehöriger Entfernung von einander, um ſich nicht in den Weg zu kommen,
unter jene, ſcharren die Erde mit den Beinen unter ſich weg nach hinten, daß ſie rings herum
einen Wall um den allmälig durch ſeine Schwere einſinkenden Maulwurf, den wir beiſpielsweiſe
annehmen wollen, bildet. Geräth die Arbeit irgendwo in Stocken, bleibt
[Abbildung Larve des Todtengrabere.]
ein Theil, wie das beinahe nicht anders möglich, gegen andere zurück,
ſo erſcheint dieſer und jener Arbeiter an der Oberfläche, betrachtet ſich,
Kopf und Fühler bedächtig emporhebend, wie ein Sachverſtändiger von
allen Seiten die widerſpänſtige Partie, und es währt nicht lange, ſo
ſieht man auch dieſe allmälig hinabſinken; denn die Kräfte aller ver-
einigten ſich nun an dieſem Punkte. Es iſt kaum glaublich, in wie
kurzer Zeit dieſe Thiere ihre Arbeit ſo fördern, daß bald der ganze
Maulwurf von der Oberfläche verſchwunden iſt, nur noch ein kleiner
Erdhügel die Stelle andeutet, wo er lag und zuletzt auch dieſe ſich
ebnet. Jn recht lockerem Boden verſenken ſie die Leichen einen halben,
ja einen ganzen Fuß tief. Der um die Botanik und Oekonomie viel-
fach verdiente Gleditſch hat ſeiner Zeit dieſe Käferbegräbniſſe lange und oft beobachtet und
theilt uns mit, daß ihrer vier in fünfzig Tagen zwei Maulwürfe, vier Fröſche, drei kleine Vögel,
zwei Grashüpfer, die Eingeweide eines Fiſches und zwei Stücken Rindsleber begruben. Wozu
ſolche Rührigkeit, ſolche Eile? Den unvernünftigen Geſchöpfen ſagt es der „Jnſtinkt“, jener Natur-
trieb, der uns Wunder über Wunder erblicken läßt, wenn wir ihn in ſeinen verſchiedenartigſten
Aeußerungen betrachten. Daß indeſſen oft mehr als dieſer Naturtrieb im Spiele ſei, ein wirkliches
Nachdenken, beweiſt folgende Thatſache: Todteugräber, denen man ein Aas ſchwebend über der
Erde an einen Faden hingehängt hatte, welcher an einem Stabe befeſtigt war, brachten dieſen
zu Falle, nachdem ſie ſich überzeugt hatten, daß ſie auf gewöhnliche Weiſe am Aaſe nichts aus-
richten konnten. Sie wiſſen, um zur Beautwortung der aufgeworfenen Frage zurückzukommen,
recht wohl, daß ihnen andere ihres Gleichen, Aaskäfer verſchiedener Geſchlechter, beſonders auch
große Schmeißfliegen, zuvorkommen könnten, und um ihrer Brut in zärtlicher Fürſorge hinreichende
Nahrung und beſtes Gedeihen zu ſichern, darum ſtrengen ſie ihre Kräfte über die Maßen an; denn
nicht um ſich einen Leckerbiſſen zu verwahren, wie der geſättigte Hund, welcher einen Knochen
verſteckt, begraben ſie das Aas, ſondern um ihre Eier daran zu legen; als Freſſer findet man ſie
mit allerlei anderen Käfern, den gleich näher zu erwähnenden Silphen, Staphylinen, Miſtkäfern
und wie ſie alle heißen mögen, unter größeren, unbegrabenen Aeſern, welche allmälig bis auf die
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