den abgestorbenen Stammmüttern jüngerer Generationen abgestoßen werden, aber an den unter- liegenden Schichten mittelst der durch die poröse Masse von unten durchsickernden Feuchtigkeit hängen bleiben. Jn dieser Schorfbildung, so wie in der größern Ausbreitung über den Körper liegt der Charakter der bei weitem selteneren, aber auch bösartigeren "Schorfkrätze", einer Form, wie sie, jedoch wieder von andern Milben veranlaßt, bei unsern Hausthieren (Pferden, Schweinen, Hunden, Katzen, Kaninchen), als "Rände" zu verlaufen pflegt. Diese Form ist bisher nur in wenigen Fällen, welche über ganz Europa zerstreut waren, in der Regel an armen und schlechtgenährten, stumpfsinnigen und apathischen Jndividuen beobachtet worden. Die größte Anzahl (5) lieferte Norwegen mit seiner stark krätzebehafteten Bevölkerung, demnächst Mitteldeutschland (4), während Frankreich, Schweden, Dänemark, Konstantinopel auf je ein Beispiel beschränkt blieben. Jn Norwegen, auf Jsland, den Faröern und auf Grönland, im Ganzen solchen Gegenden, in denen die Bevölkerung sehr unreinlich ist, dürfte die Schorfkrätze häufiger auftreten und jedenfalls ist sie in frühern Zeiten, in denen das Heilverfahren der Krankheiten auf bedeutend niederer Stufe stand, noch verbreiteter gewesen; ob vielleicht die fabelhafte "Läusesucht", von der ältere Schriftsteller erzählen, in einzelnen Fällen wenigstens auf die in Rede stehende Krankheit bezogen werden müsse, wer will und kann darüber endgiltig entscheiden?
Herr R. Bergh stattet ausführlichen Bericht über einen von ihm beobachteten Fall der Schorfkrätze ab, aus welchem nur einige auf unsere Milbe bezügliche Angaben hier folgen mögen. Ein Stück des ältesten, oberflächlichen und dichten Theils der Schorflage von circa 1 Millimeter Kubikinhalt und 0,0008 Gramm Gewicht enthielt 2 Weibchen, 8 sechsfüßige Junge, 21 größere und kleinere Stücke von Jungen und vereinzelten Weibchen, 6 Eier, 58 Eischalen und ungefähr 1030 größere oder kleinere Excrementenknollen, während ein Stückchen der untern Schorfschicht geringeren Reichthum an thierischen Ueberresten erkennen ließ.
Die Excremente sind von sehr verschiedener Form und Größe, meist rund oder unregelmäßig länglich, glatt oder uneben, körnig und gelbbräunlich von Farbe, die Eier fast oval, etwa 1/3 länger als breit, (ca. 0,15 Millimeter lang) und mit beinahe farbloser, zwar dicker, aber durch- scheinender Haut umschlossen. Es läßt sich im Allgemeinen die Entwickelung von der ersten Anlage zu Kopf und Gliedmaßen bis zum sechsbeinigen Jungen, dessen Hinterfüße gekreuzt liegen, darin verfolgen. Das Ei öffnet sich in der Regel durch zwei un- gleiche Längsspalten, um das Junge zu entlassen und erscheint nachher verschrumpft und längsfaltig. Die überall in der Schorf- lage zahlreich eingebetteten Ueberreste der Milben bestehen vor- herrschend aus den abgelegten Häuten und fallen durch die an der Bauchfläche des Thieres befindlichen Chitinleisten, an denen sich die Gliedmaßen stützen, wie durch gelbliche Gliederringe sehr in die Augen. Sie erscheinen theils vollständig oder fast vollständig mit den anhangenden Beinen, theils in der verschiedensten Weise zerrissen; todte Jndividuen fanden sich fast immer in vollständigem Zustande.
[Abbildung]
Krätzmilbe des Menschen (Sarcoptes hominis); ein Weibchen von der Bauchseite.
Was nun die lebenden Milben selbst anlangt, so kommen sie in drei verschiedenen Grund- formen und zwar als achtfüßige, an dem hintersten Fußpaare mit Saugnäpfen ausgerüstete Männchen, als achtbeinige, mit blosen Borsten an den beiden hinteren Paaren versehene Weibchen und endlich als sechsbeinige Larven vor. Hieraus ergibt sich also, daß wir in der beigegebenen Abbildung ein Weibchen von der Bauchseite vor uns haben. Wie schon erwähnt, finden die Gliedmaßen in Chitinleisten ihren Stützpunkt, die Vorderbeine an einer gemeinschaftlichen, sich vorn gabelnden, jedes der übrigen an seiner eigenen, von denen die des zweiten Paares stärker und länger sind als die vier Leisten der hinteren Beinen. Die drei Leisten der vorderen Paare
Krätzmilbe des Menſchen.
den abgeſtorbenen Stammmüttern jüngerer Generationen abgeſtoßen werden, aber an den unter- liegenden Schichten mittelſt der durch die poröſe Maſſe von unten durchſickernden Feuchtigkeit hängen bleiben. Jn dieſer Schorfbildung, ſo wie in der größern Ausbreitung über den Körper liegt der Charakter der bei weitem ſelteneren, aber auch bösartigeren „Schorfkrätze“, einer Form, wie ſie, jedoch wieder von andern Milben veranlaßt, bei unſern Hausthieren (Pferden, Schweinen, Hunden, Katzen, Kaninchen), als „Rände“ zu verlaufen pflegt. Dieſe Form iſt bisher nur in wenigen Fällen, welche über ganz Europa zerſtreut waren, in der Regel an armen und ſchlechtgenährten, ſtumpfſinnigen und apathiſchen Jndividuen beobachtet worden. Die größte Anzahl (5) lieferte Norwegen mit ſeiner ſtark krätzebehafteten Bevölkerung, demnächſt Mitteldeutſchland (4), während Frankreich, Schweden, Dänemark, Konſtantinopel auf je ein Beiſpiel beſchränkt blieben. Jn Norwegen, auf Jsland, den Faröern und auf Grönland, im Ganzen ſolchen Gegenden, in denen die Bevölkerung ſehr unreinlich iſt, dürfte die Schorfkrätze häufiger auftreten und jedenfalls iſt ſie in frühern Zeiten, in denen das Heilverfahren der Krankheiten auf bedeutend niederer Stufe ſtand, noch verbreiteter geweſen; ob vielleicht die fabelhafte „Läuſeſucht“, von der ältere Schriftſteller erzählen, in einzelnen Fällen wenigſtens auf die in Rede ſtehende Krankheit bezogen werden müſſe, wer will und kann darüber endgiltig entſcheiden?
Herr R. Bergh ſtattet ausführlichen Bericht über einen von ihm beobachteten Fall der Schorfkrätze ab, aus welchem nur einige auf unſere Milbe bezügliche Angaben hier folgen mögen. Ein Stück des älteſten, oberflächlichen und dichten Theils der Schorflage von circa 1 Millimeter Kubikinhalt und 0,0008 Gramm Gewicht enthielt 2 Weibchen, 8 ſechsfüßige Junge, 21 größere und kleinere Stücke von Jungen und vereinzelten Weibchen, 6 Eier, 58 Eiſchalen und ungefähr 1030 größere oder kleinere Excrementenknollen, während ein Stückchen der untern Schorfſchicht geringeren Reichthum an thieriſchen Ueberreſten erkennen ließ.
Die Excremente ſind von ſehr verſchiedener Form und Größe, meiſt rund oder unregelmäßig länglich, glatt oder uneben, körnig und gelbbräunlich von Farbe, die Eier faſt oval, etwa ⅓ länger als breit, (ca. 0,15 Millimeter lang) und mit beinahe farbloſer, zwar dicker, aber durch- ſcheinender Haut umſchloſſen. Es läßt ſich im Allgemeinen die Entwickelung von der erſten Anlage zu Kopf und Gliedmaßen bis zum ſechsbeinigen Jungen, deſſen Hinterfüße gekreuzt liegen, darin verfolgen. Das Ei öffnet ſich in der Regel durch zwei un- gleiche Längsſpalten, um das Junge zu entlaſſen und erſcheint nachher verſchrumpft und längsfaltig. Die überall in der Schorf- lage zahlreich eingebetteten Ueberreſte der Milben beſtehen vor- herrſchend aus den abgelegten Häuten und fallen durch die an der Bauchfläche des Thieres befindlichen Chitinleiſten, an denen ſich die Gliedmaßen ſtützen, wie durch gelbliche Gliederringe ſehr in die Augen. Sie erſcheinen theils vollſtändig oder faſt vollſtändig mit den anhangenden Beinen, theils in der verſchiedenſten Weiſe zerriſſen; todte Jndividuen fanden ſich faſt immer in vollſtändigem Zuſtande.
[Abbildung]
Krätzmilbe des Menſchen (Sarcoptes hominis); ein Weibchen von der Bauchſeite.
Was nun die lebenden Milben ſelbſt anlangt, ſo kommen ſie in drei verſchiedenen Grund- formen und zwar als achtfüßige, an dem hinterſten Fußpaare mit Saugnäpfen ausgerüſtete Männchen, als achtbeinige, mit bloſen Borſten an den beiden hinteren Paaren verſehene Weibchen und endlich als ſechsbeinige Larven vor. Hieraus ergibt ſich alſo, daß wir in der beigegebenen Abbildung ein Weibchen von der Bauchſeite vor uns haben. Wie ſchon erwähnt, finden die Gliedmaßen in Chitinleiſten ihren Stützpunkt, die Vorderbeine an einer gemeinſchaftlichen, ſich vorn gabelnden, jedes der übrigen an ſeiner eigenen, von denen die des zweiten Paares ſtärker und länger ſind als die vier Leiſten der hinteren Beinen. Die drei Leiſten der vorderen Paare
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[615/0653]
Krätzmilbe des Menſchen.
den abgeſtorbenen Stammmüttern jüngerer Generationen abgeſtoßen werden, aber an den unter-
liegenden Schichten mittelſt der durch die poröſe Maſſe von unten durchſickernden Feuchtigkeit hängen
bleiben. Jn dieſer Schorfbildung, ſo wie in der größern Ausbreitung über den Körper liegt der
Charakter der bei weitem ſelteneren, aber auch bösartigeren „Schorfkrätze“, einer Form, wie ſie,
jedoch wieder von andern Milben veranlaßt, bei unſern Hausthieren (Pferden, Schweinen, Hunden,
Katzen, Kaninchen), als „Rände“ zu verlaufen pflegt. Dieſe Form iſt bisher nur in wenigen
Fällen, welche über ganz Europa zerſtreut waren, in der Regel an armen und ſchlechtgenährten,
ſtumpfſinnigen und apathiſchen Jndividuen beobachtet worden. Die größte Anzahl (5) lieferte
Norwegen mit ſeiner ſtark krätzebehafteten Bevölkerung, demnächſt Mitteldeutſchland (4), während
Frankreich, Schweden, Dänemark, Konſtantinopel auf je ein Beiſpiel beſchränkt blieben. Jn
Norwegen, auf Jsland, den Faröern und auf Grönland, im Ganzen ſolchen Gegenden, in denen
die Bevölkerung ſehr unreinlich iſt, dürfte die Schorfkrätze häufiger auftreten und jedenfalls iſt ſie
in frühern Zeiten, in denen das Heilverfahren der Krankheiten auf bedeutend niederer Stufe ſtand,
noch verbreiteter geweſen; ob vielleicht die fabelhafte „Läuſeſucht“, von der ältere Schriftſteller
erzählen, in einzelnen Fällen wenigſtens auf die in Rede ſtehende Krankheit bezogen werden müſſe,
wer will und kann darüber endgiltig entſcheiden?
Herr R. Bergh ſtattet ausführlichen Bericht über einen von ihm beobachteten Fall der
Schorfkrätze ab, aus welchem nur einige auf unſere Milbe bezügliche Angaben hier folgen mögen.
Ein Stück des älteſten, oberflächlichen und dichten Theils der Schorflage von circa 1 Millimeter
Kubikinhalt und 0,0008 Gramm Gewicht enthielt 2 Weibchen, 8 ſechsfüßige Junge, 21 größere und
kleinere Stücke von Jungen und vereinzelten Weibchen, 6 Eier, 58 Eiſchalen und ungefähr 1030
größere oder kleinere Excrementenknollen, während ein Stückchen der untern Schorfſchicht geringeren
Reichthum an thieriſchen Ueberreſten erkennen ließ.
Die Excremente ſind von ſehr verſchiedener Form und Größe, meiſt rund oder unregelmäßig
länglich, glatt oder uneben, körnig und gelbbräunlich von Farbe, die Eier faſt oval, etwa ⅓
länger als breit, (ca. 0,15 Millimeter lang) und mit beinahe farbloſer, zwar dicker, aber durch-
ſcheinender Haut umſchloſſen. Es läßt ſich im Allgemeinen die
Entwickelung von der erſten Anlage zu Kopf und Gliedmaßen
bis zum ſechsbeinigen Jungen, deſſen Hinterfüße gekreuzt liegen,
darin verfolgen. Das Ei öffnet ſich in der Regel durch zwei un-
gleiche Längsſpalten, um das Junge zu entlaſſen und erſcheint
nachher verſchrumpft und längsfaltig. Die überall in der Schorf-
lage zahlreich eingebetteten Ueberreſte der Milben beſtehen vor-
herrſchend aus den abgelegten Häuten und fallen durch die an der
Bauchfläche des Thieres befindlichen Chitinleiſten, an denen ſich
die Gliedmaßen ſtützen, wie durch gelbliche Gliederringe ſehr in
die Augen. Sie erſcheinen theils vollſtändig oder faſt vollſtändig
mit den anhangenden Beinen, theils in der verſchiedenſten Weiſe
zerriſſen; todte Jndividuen fanden ſich faſt immer in vollſtändigem
Zuſtande.
[Abbildung Krätzmilbe des Menſchen
(Sarcoptes hominis);
ein Weibchen von der Bauchſeite.]
Was nun die lebenden Milben ſelbſt anlangt, ſo kommen ſie in drei verſchiedenen Grund-
formen und zwar als achtfüßige, an dem hinterſten Fußpaare mit Saugnäpfen ausgerüſtete
Männchen, als achtbeinige, mit bloſen Borſten an den beiden hinteren Paaren verſehene Weibchen
und endlich als ſechsbeinige Larven vor. Hieraus ergibt ſich alſo, daß wir in der beigegebenen
Abbildung ein Weibchen von der Bauchſeite vor uns haben. Wie ſchon erwähnt, finden die
Gliedmaßen in Chitinleiſten ihren Stützpunkt, die Vorderbeine an einer gemeinſchaftlichen, ſich
vorn gabelnden, jedes der übrigen an ſeiner eigenen, von denen die des zweiten Paares ſtärker
und länger ſind als die vier Leiſten der hinteren Beinen. Die drei Leiſten der vorderen Paare
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/653>, abgerufen am 24.11.2024.
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