Guanabacoae beschriebene Spinne, welche durch das Vorhandensein von nur zwei Augen eine merkwürdige Ausnahme vom Urbilde der Spinnen macht.
Eine beträchtliche Anzahl von Spinnen, die besonders in Nordamerika und Europa leben, ohne den übrigen Erdtheilen gänzlich zu fehlen, zeichnen sich durch ihr Betragen und den meist platt gedrückten Körper vor allen andern aus und wurden als Krabbenspinnen (Laterigradae) zu einer Familie vereinigt, und darum so genannt, weil sie eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit mit den kurzgeschwänzten Krebsen haben, die auch Krabben heißen. Sie strecken nämlich ihre Beine, von denen die beiden hintersten Paare gegen die vordern an Länge auffallend zurückbleiben weit von sich, drücken sie sammt dem flachen Leibe sest an ihre Unterlage an und gleiten mit gleicher Leichtigkeit vor-, rück- und seitwärts dahin, wie es ihnen eben passen will. Man trifft sie an Baumstämmen, Blättern, besonders aber an reich besuchten Blumen an, wo sie auf Bente lauern. Sie schleichen gern gegen den Kopf des zum Opfer ausersehenen Jnsekts, packen ihn hinten im Genick und lähmen oder tödten jenes durch ihren Biß. Oft prallen sie erst zurück, um die Wirkungen ihres Anfalls abzuwarten und schreiten dann zum Aussaugen, wenn jene die gewünschten waren. Gewöhnlich ziehen sie nur einzelne Fäden, um sich daran herabzulassen oder sonst ihre Wege zu regeln, zur Zeit des Eierlegens aber wohnen manche Arten zwischen zusammengezogenen Blättern, in Blüthenständen der Dolden, der Schafgarbe u. a., die sie inwendig mit einem mehr oder weniger dichten Gewebe auskleiden, andere suchen sich wieder andere geschützte Plätzchen unter Steinen oder hinter Baumrinde, um ihre platten oder runden Eiersäckchen daselbst abzulegen und mit der gewohnten mütterlichen Zärtlichkeit zu bewachen. Die an Baumstämmen lauernden Krabben- spinnen unterscheiden sich hinsichtlich der Körperfärbung kaum von diesen und die stattliche, weiß- grüne Thomisus (Sparassus) virescens drückt sich fest in den Blüthenstrauß der Schafgarbe, so daß die harmlos ab- und zufliegenden Jnsekten in vielen Fällen keine Ahnung von dem nahen Verderben haben können.
Die acht Augen der Krabbenspinnen stehen vorherrschend in zwei Bogenlinien, welche einen nach hinten offenen Halbmond einschließen. Nach der wenig veränderten Stellung dieser, nach dem gegenseitigen Größenverhältnisse der Beine, nach dem Vorhandensein oder Mangel der Vor- klaue und im letzteren Falle, ob federartige Haarbüschel an der Unterseite der Fußspitzen vorkommen oder nicht, so wie endlich nach der Gestaltung des Hinterleibes hat man die Krabbenspinnen neuer- dings auf zahlreiche Gattungen und Untergattungen vertheilt, von denen Thomisus obenan steht. Statt aller sei hier der herumschweifenden Krabbenspinne (Thomisus oder Xysticus viaticus) gedacht, die wegen ihrer Färbung und Zeichnung, welche hier wie bei andern Arten nicht beständig sind, von den verschiedenen Schriftstellern immer wieder für eine andere Art gehalten wurde und daher viele Namen bekommen hat. Sie ist gelblichbraun, eine Gabelzeichnung und jeder Seiten- rand des Vorderleibes am hellsten; eine lichtere, von vorn nach hinten allmälig erweiterte, jeder- seits dreimal ausgezackte Zeichnung läuft über den Rücken des Hinterleibes, dessen weißliche Seiten von braunen Schrägstrichen durchzogen werden, welche sich hinter dem Rückenfelde bogenförmig nach oben wenden. Die gelben Beine tragen beim Weibchen alle oberwärts braune Flecke und Punkte, besonders die vorderen, beim Männchen sind die vier vorderen von der Wurzel bis zu den Knieen rostbraun oder schwärzlich, dann gelb und ungefleckt wie die folgenden; dieses nur 2 Linien lang, ist im Allgemeinen dunkler und greller gezeichnet, als das 31/2 Linien messende, im Hinterleibe bedeutend breitere Weibchen. Den Beinen, von denen das vorderste Paar am längsten, das dritte am kürzesten ist, jedoch bis zur Schienenspitze des zweiten Paares reicht, fehlt eine Vor- klaue, so auch jedes Federhaarbüschel statt ihrer; die Zähne der Fußkrallen sind gekrümmt, die der
Kellerſpinne. Herumſchweifende Krabbenſpinne.
Guanabacoae beſchriebene Spinne, welche durch das Vorhandenſein von nur zwei Augen eine merkwürdige Ausnahme vom Urbilde der Spinnen macht.
Eine beträchtliche Anzahl von Spinnen, die beſonders in Nordamerika und Europa leben, ohne den übrigen Erdtheilen gänzlich zu fehlen, zeichnen ſich durch ihr Betragen und den meiſt platt gedrückten Körper vor allen andern aus und wurden als Krabbenſpinnen (Laterigradae) zu einer Familie vereinigt, und darum ſo genannt, weil ſie eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit mit den kurzgeſchwänzten Krebſen haben, die auch Krabben heißen. Sie ſtrecken nämlich ihre Beine, von denen die beiden hinterſten Paare gegen die vordern an Länge auffallend zurückbleiben weit von ſich, drücken ſie ſammt dem flachen Leibe ſeſt an ihre Unterlage an und gleiten mit gleicher Leichtigkeit vor-, rück- und ſeitwärts dahin, wie es ihnen eben paſſen will. Man trifft ſie an Baumſtämmen, Blättern, beſonders aber an reich beſuchten Blumen an, wo ſie auf Bente lauern. Sie ſchleichen gern gegen den Kopf des zum Opfer auserſehenen Jnſekts, packen ihn hinten im Genick und lähmen oder tödten jenes durch ihren Biß. Oft prallen ſie erſt zurück, um die Wirkungen ihres Anfalls abzuwarten und ſchreiten dann zum Ausſaugen, wenn jene die gewünſchten waren. Gewöhnlich ziehen ſie nur einzelne Fäden, um ſich daran herabzulaſſen oder ſonſt ihre Wege zu regeln, zur Zeit des Eierlegens aber wohnen manche Arten zwiſchen zuſammengezogenen Blättern, in Blüthenſtänden der Dolden, der Schafgarbe u. a., die ſie inwendig mit einem mehr oder weniger dichten Gewebe auskleiden, andere ſuchen ſich wieder andere geſchützte Plätzchen unter Steinen oder hinter Baumrinde, um ihre platten oder runden Eierſäckchen daſelbſt abzulegen und mit der gewohnten mütterlichen Zärtlichkeit zu bewachen. Die an Baumſtämmen lauernden Krabben- ſpinnen unterſcheiden ſich hinſichtlich der Körperfärbung kaum von dieſen und die ſtattliche, weiß- grüne Thomisus (Sparassus) virescens drückt ſich feſt in den Blüthenſtrauß der Schafgarbe, ſo daß die harmlos ab- und zufliegenden Jnſekten in vielen Fällen keine Ahnung von dem nahen Verderben haben können.
Die acht Augen der Krabbenſpinnen ſtehen vorherrſchend in zwei Bogenlinien, welche einen nach hinten offenen Halbmond einſchließen. Nach der wenig veränderten Stellung dieſer, nach dem gegenſeitigen Größenverhältniſſe der Beine, nach dem Vorhandenſein oder Mangel der Vor- klaue und im letzteren Falle, ob federartige Haarbüſchel an der Unterſeite der Fußſpitzen vorkommen oder nicht, ſo wie endlich nach der Geſtaltung des Hinterleibes hat man die Krabbenſpinnen neuer- dings auf zahlreiche Gattungen und Untergattungen vertheilt, von denen Thomisus obenan ſteht. Statt aller ſei hier der herumſchweifenden Krabbenſpinne (Thomisus oder Xysticus viaticus) gedacht, die wegen ihrer Färbung und Zeichnung, welche hier wie bei andern Arten nicht beſtändig ſind, von den verſchiedenen Schriftſtellern immer wieder für eine andere Art gehalten wurde und daher viele Namen bekommen hat. Sie iſt gelblichbraun, eine Gabelzeichnung und jeder Seiten- rand des Vorderleibes am hellſten; eine lichtere, von vorn nach hinten allmälig erweiterte, jeder- ſeits dreimal ausgezackte Zeichnung läuft über den Rücken des Hinterleibes, deſſen weißliche Seiten von braunen Schrägſtrichen durchzogen werden, welche ſich hinter dem Rückenfelde bogenförmig nach oben wenden. Die gelben Beine tragen beim Weibchen alle oberwärts braune Flecke und Punkte, beſonders die vorderen, beim Männchen ſind die vier vorderen von der Wurzel bis zu den Knieen roſtbraun oder ſchwärzlich, dann gelb und ungefleckt wie die folgenden; dieſes nur 2 Linien lang, iſt im Allgemeinen dunkler und greller gezeichnet, als das 3½ Linien meſſende, im Hinterleibe bedeutend breitere Weibchen. Den Beinen, von denen das vorderſte Paar am längſten, das dritte am kürzeſten iſt, jedoch bis zur Schienenſpitze des zweiten Paares reicht, fehlt eine Vor- klaue, ſo auch jedes Federhaarbüſchel ſtatt ihrer; die Zähne der Fußkrallen ſind gekrümmt, die der
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Kellerſpinne. Herumſchweifende Krabbenſpinne.
Guanabacoae beſchriebene Spinne, welche durch das Vorhandenſein von nur zwei Augen eine
merkwürdige Ausnahme vom Urbilde der Spinnen macht.
Eine beträchtliche Anzahl von Spinnen, die beſonders in Nordamerika und Europa leben,
ohne den übrigen Erdtheilen gänzlich zu fehlen, zeichnen ſich durch ihr Betragen und den meiſt
platt gedrückten Körper vor allen andern aus und wurden als Krabbenſpinnen (Laterigradae)
zu einer Familie vereinigt, und darum ſo genannt, weil ſie eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit
mit den kurzgeſchwänzten Krebſen haben, die auch Krabben heißen. Sie ſtrecken nämlich ihre
Beine, von denen die beiden hinterſten Paare gegen die vordern an Länge auffallend zurückbleiben
weit von ſich, drücken ſie ſammt dem flachen Leibe ſeſt an ihre Unterlage an und gleiten mit
gleicher Leichtigkeit vor-, rück- und ſeitwärts dahin, wie es ihnen eben paſſen will. Man trifft
ſie an Baumſtämmen, Blättern, beſonders aber an reich beſuchten Blumen an, wo ſie auf Bente
lauern. Sie ſchleichen gern gegen den Kopf des zum Opfer auserſehenen Jnſekts, packen ihn hinten
im Genick und lähmen oder tödten jenes durch ihren Biß. Oft prallen ſie erſt zurück, um die
Wirkungen ihres Anfalls abzuwarten und ſchreiten dann zum Ausſaugen, wenn jene die gewünſchten
waren. Gewöhnlich ziehen ſie nur einzelne Fäden, um ſich daran herabzulaſſen oder ſonſt ihre
Wege zu regeln, zur Zeit des Eierlegens aber wohnen manche Arten zwiſchen zuſammengezogenen
Blättern, in Blüthenſtänden der Dolden, der Schafgarbe u. a., die ſie inwendig mit einem mehr oder
weniger dichten Gewebe auskleiden, andere ſuchen ſich wieder andere geſchützte Plätzchen unter
Steinen oder hinter Baumrinde, um ihre platten oder runden Eierſäckchen daſelbſt abzulegen und
mit der gewohnten mütterlichen Zärtlichkeit zu bewachen. Die an Baumſtämmen lauernden Krabben-
ſpinnen unterſcheiden ſich hinſichtlich der Körperfärbung kaum von dieſen und die ſtattliche, weiß-
grüne Thomisus (Sparassus) virescens drückt ſich feſt in den Blüthenſtrauß der Schafgarbe, ſo
daß die harmlos ab- und zufliegenden Jnſekten in vielen Fällen keine Ahnung von dem nahen
Verderben haben können.
Die acht Augen der Krabbenſpinnen ſtehen vorherrſchend in zwei Bogenlinien, welche einen
nach hinten offenen Halbmond einſchließen. Nach der wenig veränderten Stellung dieſer, nach
dem gegenſeitigen Größenverhältniſſe der Beine, nach dem Vorhandenſein oder Mangel der Vor-
klaue und im letzteren Falle, ob federartige Haarbüſchel an der Unterſeite der Fußſpitzen vorkommen
oder nicht, ſo wie endlich nach der Geſtaltung des Hinterleibes hat man die Krabbenſpinnen neuer-
dings auf zahlreiche Gattungen und Untergattungen vertheilt, von denen Thomisus obenan ſteht.
Statt aller ſei hier der herumſchweifenden Krabbenſpinne (Thomisus oder Xysticus viaticus)
gedacht, die wegen ihrer Färbung und Zeichnung, welche hier wie bei andern Arten nicht beſtändig
ſind, von den verſchiedenen Schriftſtellern immer wieder für eine andere Art gehalten wurde und
daher viele Namen bekommen hat. Sie iſt gelblichbraun, eine Gabelzeichnung und jeder Seiten-
rand des Vorderleibes am hellſten; eine lichtere, von vorn nach hinten allmälig erweiterte, jeder-
ſeits dreimal ausgezackte Zeichnung läuft über den Rücken des Hinterleibes, deſſen weißliche Seiten
von braunen Schrägſtrichen durchzogen werden, welche ſich hinter dem Rückenfelde bogenförmig
nach oben wenden. Die gelben Beine tragen beim Weibchen alle oberwärts braune Flecke und
Punkte, beſonders die vorderen, beim Männchen ſind die vier vorderen von der Wurzel bis zu
den Knieen roſtbraun oder ſchwärzlich, dann gelb und ungefleckt wie die folgenden; dieſes nur
2 Linien lang, iſt im Allgemeinen dunkler und greller gezeichnet, als das 3½ Linien meſſende,
im Hinterleibe bedeutend breitere Weibchen. Den Beinen, von denen das vorderſte Paar am längſten,
das dritte am kürzeſten iſt, jedoch bis zur Schienenſpitze des zweiten Paares reicht, fehlt eine Vor-
klaue, ſo auch jedes Federhaarbüſchel ſtatt ihrer; die Zähne der Fußkrallen ſind gekrümmt, die der
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/629>, abgerufen am 24.11.2024.
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