verjüngt und seine alte Haut abgelegt, welche nur noch einen Theil des Hinterleibes umschloß. Der Balg stellte, nachdem ihn die Spinne vollständig abgestreift hatte, bis auf den zerspaltenen und eingeschrumpften Hinterleibstheil die Gestalt des ganzen Thieres dar. Kieferfühler wie Hüft- glieder der Vorderbeine sahen ganz weiß aus, die frühere bräunliche Behaarung hatte eine schwarz- braune Farbe angenommen, fehlte aber merkwürdigerweise an einigen linienförmigen Stellen, welche einen ganz bestimmten Verlauf an den Beinen nahmen: zwei neben einander oben an den Schenkeln und eine seitwärts, außerdem an jedem Knie und jeder Schiene oberwärts je zwei neben einander; statt der kranken Kieferklaue zeigte sich ein zackiger Auswuchs. Da die Spinne den ganzen Tag und die beiden darauf folgenden Tage regungslos dagelegen hatte, wurde sie als todt in Weingeist gesetzt. Als sie sich hier etwas bewegte, wurde sie wieder herausgenommen und mit Wasser abgewaschen, blieb aber todt.
Die Vogelspinne ist pechschwarz, rußbraun oder fuchsroth behaart und kupferig roth befilzt an den erweiterten und flachgedrückten Endgliedern ihrer Beine. Als Charakter der artenreichen Gattung Mygale gelten die fast gleichgroßen, in Xform dicht zusammengestellten acht Augen, die derben, lang und dicht behaarten Beine, deren vorderstes Paar oft fast so lang als das längste hinterste ist und beim Männchen die weit hervortretenden, schraubenförmig gewundenen Samen- überträger, so wie zwei gekrümmte Endhaken am zweiten Schienengliede des vordersten Beinpaares.
Die Gattung Mygale nebst wenigen andern hat vier Lungensäcke, also auch vier Luftlöcher an der Bauchwurzel, nur vier Spinnwarzen, von denen zwei sehr klein sind und vorgestreckte Kieferfühler, deren Klauenglied sich nach unten, nicht nach innen gegen das Grundglied umschlägt; sie bildet daher mit diesen zusammen im Gegensatze zu dem übrigen Heere der Spinnen, bei denen nur zwei Lungensäcke vorkommen, die Gruppe der Vierlungler (Tetrapneumones), aus welcher
[Abbildung]
Sauvoge's Minirspinne (Cteniza fodiens). a Augenstellung (flark vergrößert). b Deckel von der Jnnenansicht.
die sogenannten Minirspinnen (Cteniza) mit wenigen Arten in Europa, aber nur in dessen Süden vertreten sind. Man erkennt diese außer am Gruppencharakter, an den gegen die Spitze verdünnten Füssen, an einer Stachelreihe unterwärts der Kieferfühler und an dem ovalen, hinten abgerundeten Rückenschilde; die Augen stehen ungefähr ebenso wie bei der Buschspinne.
Sauvage's Minirspinne (Cteniza fodiens), welche wir in ihrem eigenthümlichen, aber verkürzten und von der Seite geöffneten Baue hier erblicken, hat einen rothbraunen, fast nackten Körper und ungefähr das Ansehen einer Kellerspinne. Die beiden Schwänzchen an der Hinter- leibsspitze, welche sich bei manchen Spinnen wieder finden, stellen die zwei obenerwähnten taster- artigen, keine Fäden enthaltenden Spinnwarzen dar; a gibt Gestalt, gegenseitige Größe und Lage der Augen in der Vorderansicht an. Diese Minirspinne lebt vorzugsweise auf Corsika und sucht sich ihren Aufenthalt an einem steilen Abhange, welcher aus bindender Erde ohne Steine und ohne Graswuchs besteht, das Ansammeln des Regenwassers also nicht gestattet. Hier gräbt sie in wagrechter Richtung einen bis zwei Fuß langen Gang, weit genug, um sich mit Bequemlichkeit darin bewegen zu können und tapeziert ihn mit Seidengewebe aus, damit er nicht zusammenfalle. Jhre größte Kunst bewährt sie aber am Eingange dieser Röhre, welchen sie durch einen kreis-
Gemeine Vogelſpinne. Sauvages Minirſpinne.
verjüngt und ſeine alte Haut abgelegt, welche nur noch einen Theil des Hinterleibes umſchloß. Der Balg ſtellte, nachdem ihn die Spinne vollſtändig abgeſtreift hatte, bis auf den zerſpaltenen und eingeſchrumpften Hinterleibstheil die Geſtalt des ganzen Thieres dar. Kieferfühler wie Hüft- glieder der Vorderbeine ſahen ganz weiß aus, die frühere bräunliche Behaarung hatte eine ſchwarz- braune Farbe angenommen, fehlte aber merkwürdigerweiſe an einigen linienförmigen Stellen, welche einen ganz beſtimmten Verlauf an den Beinen nahmen: zwei neben einander oben an den Schenkeln und eine ſeitwärts, außerdem an jedem Knie und jeder Schiene oberwärts je zwei neben einander; ſtatt der kranken Kieferklaue zeigte ſich ein zackiger Auswuchs. Da die Spinne den ganzen Tag und die beiden darauf folgenden Tage regungslos dagelegen hatte, wurde ſie als todt in Weingeiſt geſetzt. Als ſie ſich hier etwas bewegte, wurde ſie wieder herausgenommen und mit Waſſer abgewaſchen, blieb aber todt.
Die Vogelſpinne iſt pechſchwarz, rußbraun oder fuchsroth behaart und kupferig roth befilzt an den erweiterten und flachgedrückten Endgliedern ihrer Beine. Als Charakter der artenreichen Gattung Mygale gelten die faſt gleichgroßen, in ╳form dicht zuſammengeſtellten acht Augen, die derben, lang und dicht behaarten Beine, deren vorderſtes Paar oft faſt ſo lang als das längſte hinterſte iſt und beim Männchen die weit hervortretenden, ſchraubenförmig gewundenen Samen- überträger, ſo wie zwei gekrümmte Endhaken am zweiten Schienengliede des vorderſten Beinpaares.
Die Gattung Mygale nebſt wenigen andern hat vier Lungenſäcke, alſo auch vier Luftlöcher an der Bauchwurzel, nur vier Spinnwarzen, von denen zwei ſehr klein ſind und vorgeſtreckte Kieferfühler, deren Klauenglied ſich nach unten, nicht nach innen gegen das Grundglied umſchlägt; ſie bildet daher mit dieſen zuſammen im Gegenſatze zu dem übrigen Heere der Spinnen, bei denen nur zwei Lungenſäcke vorkommen, die Gruppe der Vierlungler (Tetrapneumones), aus welcher
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Sauvoge’s Minirſpinne (Cteniza fodiens). a Augenſtellung (flark vergrößert). b Deckel von der Jnnenanſicht.
die ſogenannten Minirſpinnen (Cteniza) mit wenigen Arten in Europa, aber nur in deſſen Süden vertreten ſind. Man erkennt dieſe außer am Gruppencharakter, an den gegen die Spitze verdünnten Füſſen, an einer Stachelreihe unterwärts der Kieferfühler und an dem ovalen, hinten abgerundeten Rückenſchilde; die Augen ſtehen ungefähr ebenſo wie bei der Buſchſpinne.
Sauvage’s Minirſpinne (Cteniza fodiens), welche wir in ihrem eigenthümlichen, aber verkürzten und von der Seite geöffneten Baue hier erblicken, hat einen rothbraunen, faſt nackten Körper und ungefähr das Anſehen einer Kellerſpinne. Die beiden Schwänzchen an der Hinter- leibsſpitze, welche ſich bei manchen Spinnen wieder finden, ſtellen die zwei obenerwähnten taſter- artigen, keine Fäden enthaltenden Spinnwarzen dar; a gibt Geſtalt, gegenſeitige Größe und Lage der Augen in der Vorderanſicht an. Dieſe Minirſpinne lebt vorzugsweiſe auf Corſika und ſucht ſich ihren Aufenthalt an einem ſteilen Abhange, welcher aus bindender Erde ohne Steine und ohne Graswuchs beſteht, das Anſammeln des Regenwaſſers alſo nicht geſtattet. Hier gräbt ſie in wagrechter Richtung einen bis zwei Fuß langen Gang, weit genug, um ſich mit Bequemlichkeit darin bewegen zu können und tapeziert ihn mit Seidengewebe aus, damit er nicht zuſammenfalle. Jhre größte Kunſt bewährt ſie aber am Eingange dieſer Röhre, welchen ſie durch einen kreis-
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Gemeine Vogelſpinne. Sauvages Minirſpinne.
verjüngt und ſeine alte Haut abgelegt, welche nur noch einen Theil des Hinterleibes umſchloß.
Der Balg ſtellte, nachdem ihn die Spinne vollſtändig abgeſtreift hatte, bis auf den zerſpaltenen
und eingeſchrumpften Hinterleibstheil die Geſtalt des ganzen Thieres dar. Kieferfühler wie Hüft-
glieder der Vorderbeine ſahen ganz weiß aus, die frühere bräunliche Behaarung hatte eine ſchwarz-
braune Farbe angenommen, fehlte aber merkwürdigerweiſe an einigen linienförmigen Stellen,
welche einen ganz beſtimmten Verlauf an den Beinen nahmen: zwei neben einander oben an den
Schenkeln und eine ſeitwärts, außerdem an jedem Knie und jeder Schiene oberwärts je zwei neben
einander; ſtatt der kranken Kieferklaue zeigte ſich ein zackiger Auswuchs. Da die Spinne den
ganzen Tag und die beiden darauf folgenden Tage regungslos dagelegen hatte, wurde ſie als todt
in Weingeiſt geſetzt. Als ſie ſich hier etwas bewegte, wurde ſie wieder herausgenommen und mit
Waſſer abgewaſchen, blieb aber todt.
Die Vogelſpinne iſt pechſchwarz, rußbraun oder fuchsroth behaart und kupferig roth befilzt
an den erweiterten und flachgedrückten Endgliedern ihrer Beine. Als Charakter der artenreichen
Gattung Mygale gelten die faſt gleichgroßen, in ╳form dicht zuſammengeſtellten acht Augen, die
derben, lang und dicht behaarten Beine, deren vorderſtes Paar oft faſt ſo lang als das längſte
hinterſte iſt und beim Männchen die weit hervortretenden, ſchraubenförmig gewundenen Samen-
überträger, ſo wie zwei gekrümmte Endhaken am zweiten Schienengliede des vorderſten Beinpaares.
Die Gattung Mygale nebſt wenigen andern hat vier Lungenſäcke, alſo auch vier Luftlöcher
an der Bauchwurzel, nur vier Spinnwarzen, von denen zwei ſehr klein ſind und vorgeſtreckte
Kieferfühler, deren Klauenglied ſich nach unten, nicht nach innen gegen das Grundglied umſchlägt;
ſie bildet daher mit dieſen zuſammen im Gegenſatze zu dem übrigen Heere der Spinnen, bei denen
nur zwei Lungenſäcke vorkommen, die Gruppe der Vierlungler (Tetrapneumones), aus welcher
[Abbildung Sauvoge’s Minirſpinne (Cteniza fodiens). a Augenſtellung (flark vergrößert). b Deckel von der Jnnenanſicht.]
die ſogenannten Minirſpinnen (Cteniza) mit wenigen Arten in Europa, aber nur in deſſen
Süden vertreten ſind. Man erkennt dieſe außer am Gruppencharakter, an den gegen die Spitze
verdünnten Füſſen, an einer Stachelreihe unterwärts der Kieferfühler und an dem ovalen, hinten
abgerundeten Rückenſchilde; die Augen ſtehen ungefähr ebenſo wie bei der Buſchſpinne.
Sauvage’s Minirſpinne (Cteniza fodiens), welche wir in ihrem eigenthümlichen, aber
verkürzten und von der Seite geöffneten Baue hier erblicken, hat einen rothbraunen, faſt nackten
Körper und ungefähr das Anſehen einer Kellerſpinne. Die beiden Schwänzchen an der Hinter-
leibsſpitze, welche ſich bei manchen Spinnen wieder finden, ſtellen die zwei obenerwähnten taſter-
artigen, keine Fäden enthaltenden Spinnwarzen dar; a gibt Geſtalt, gegenſeitige Größe und Lage
der Augen in der Vorderanſicht an. Dieſe Minirſpinne lebt vorzugsweiſe auf Corſika und ſucht
ſich ihren Aufenthalt an einem ſteilen Abhange, welcher aus bindender Erde ohne Steine und
ohne Graswuchs beſteht, das Anſammeln des Regenwaſſers alſo nicht geſtattet. Hier gräbt ſie
in wagrechter Richtung einen bis zwei Fuß langen Gang, weit genug, um ſich mit Bequemlichkeit
darin bewegen zu können und tapeziert ihn mit Seidengewebe aus, damit er nicht zuſammenfalle.
Jhre größte Kunſt bewährt ſie aber am Eingange dieſer Röhre, welchen ſie durch einen kreis-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/613>, abgerufen am 24.11.2024.
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